Ende (German Edition)
hätte amüsieren sollen, statt uns eine solche Szene zu machen.»
«Ich finde die Frau von Ginés toll. Richtig nett.»
«Ich finde sie auch ‹toll›.»
«So meine ich das nicht. Männer! Ich will damit sagen, dass sie Klasse hat und trotzdem nicht abgehoben ist.»
«Eine richtige Prinzessin.»
«Und Ginés wirkt auch sehr sympathisch. Vielleicht ein bisschen zerstreut.»
«Dem saß noch der Schreck in den Gliedern. Schließlich hätten sie sich beinahe überschlagen.»
«Der Bartansatz steht ihm gut, keine Lücke zwischen Schnauzer und dem Rest.»
«Ich hab mir schon lang keinen Bart mehr wachsen lassen, obwohl er mit dem Alter dichter geworden ist. He! Was ist denn jetzt schon wieder? Warum hält er an? Was ist das?»
«Da ist ein anderes Auto. Nein, zwei.»
«Der Weg ist gesperrt!»
«Stimmt, da steht’s auch, auf dem Schild: Burg von Peñahonda. Beschränkte Zufahrt.»
«Machen die da einfach einen Stellplatz und eine Schranke hin, diese Arschlöcher! Die lässt sich nicht so leicht rausreißen.»
«Müssen wir jetzt zu Fuß weiter?»
«Sieht so aus. Zum Glück sind wir fast da. Vielleicht noch ein Kilometer. Und es geht immer bergab.»
«Hol die Taschenlampe, ja, Schatz?»
«Wem gehören wohl die Autos?»
«Das eine ist das von Amparo.»
«Welches? Der Hyundai oder der 307?»
«Was weiß ich. Nieves hat mir gesagt, dass Amparo, Ibáñez und sie früher herkommen wollten, um alles vorzubereiten, und zwar mit dem Auto von Amparo.»
«Dann muss das andere Auto von Hugo sein. Damit sind wir vollzählig.»
«Such dir ein Plätzchen. Die anderen haben auch schon geparkt.»
«Bestimmt ist der Hyundai von Amparo.»
«Wieso?»
«Weil sie geschieden ist. Geschiedene Frauen haben keine Kohle.»
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Hugo – Ginés
H ugo steht auf dem Platz vor der Herberge und raucht. Es ist stockdunkel, nur durch die offene Tür fällt etwas Licht, und Musik und Stimmengewirr dringen heraus. Der Himmel ist nach wie vor bedeckt, nirgendwo ein Schimmer. Es ist nicht mehr so schwül wie zuvor, ab und zu weht ein laues Lüftchen, das kühlend zart über das Gesicht streift. Hugo hat sich in die hinterste Ecke des Platzes verzogen, wo es am dunkelsten ist. Von dort führt ein Weg zum Fluss hinunter, gesäumt von einer niedrigen Mauer, die als Geländer dient.
Mit der Zigarette im Mund holt Hugo sein Handy hervor und dreht es zwischen den Fingern hin und her. In diesem Augenblick betritt Ginés den Platz. Er lässt das Lichtquadrat, das aus der Tür fällt, hinter sich und blickt suchend in die Dunkelheit. Schließlich entdeckt er den rötlichen Punkt der Zigarette und das bläuliche Licht des Handydisplays. Ginés weiß, dass es Hugo sein muss, aber er kann ihn noch nicht sehen. Hugo hingegen erkennt ihn sofort, obwohl er nicht mit ihm gerechnet hat. Seine Augen haben sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt.
«Rafa meint, er hätte hier in der Ecke Empfang gehabt», sagt Hugo so natürlich, als setze er eine Unterhaltung fort, «aber ich probiere es schon eine ganze Weile: ohne Erfolg.»
«Bei welchem Anbieter ist er?»
«Bei Vodafone, wie ich, aber du kennst ja Rafa.»
«Ich kannte Rafa», erwidert Ginés. «Manchmal verändern sich die Menschen.»
«Ibáñez ist da anderer Meinung», wendet Hugo ein und steckt sein Handy wieder in die Hosentasche. «Ihm zufolge wird unsere Persönlichkeit in der Kindheit geprägt und bleibt dann ein Leben lang gleich. Das hat er zumindest Cova und deiner Freundin erklärt, den beiden hübschesten Frauen hier. Blöd ist er nicht, unser Ibáñez. Erst hat er Nieves vollgequatscht, dann hat er sich an die beiden Schönheiten rangepirscht.»
«Der Gänsegeier treibt wieder sein Unwesen.»
«Du meinst wohl der Gartenschläfer», spottet Hugo und grinst im Dunkeln. «Jedenfalls flirtete er auf Teufel komm raus, und da bin ich gegangen. Für so was fehlt mir mittlerweile die Geduld. Geht dir das nicht auch so? Egal, wo ich bin, mir kommen die Gespräche unendlich langweilig vor.»
«Ich finde alle Gespräche spannend und weiß aber oft nicht, auf welche Seite ich mich schlagen soll. Ist in Wirklichkeit vielleicht auch gar nicht so wichtig.»
«Sieh einer an! Du rauchst?» Hugo, registriert voller Genugtuung, wie Ginés sich ein Zigarette anzündet.
«Schon immer.»
«Ich meinte: Du rauchst noch. Das sieht man gern. Wie ich trotzt du der öffentlichen Hetzjagd auf Raucher.»
«Ehrlich gesagt würde ich lieber heute als morgen damit aufhören. Ich
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