Ende (German Edition)
«aber das bedeutet auch, dass wir jetzt alles zusammenpacken und mitnehmen müssten.»
«Es wäre doch Schwachsinn», meint Hugo, «wenn wir jetzt alle losgehen würden und dann hinterher noch die Sachen holen müssten.»
«Entschieden ist noch nichts», stellt Ginés klar. «Wir suchen lediglich die beste Option.»
«Ich weiß», lenkt Hugo ein. «Ich meine auch nur, dass jemand dableiben könnte, wenn wir doch in jedem Fall wieder herkommen müssen.»
«Hugo hat recht», sagt Amparo. «Wir können die Sachen nicht einfach hierlassen.»
«Ich habe den Schlüssel», meldet sich Nieves zu Wort. «Wenn wir abschließen, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.»
«Ich hab’s!», ruft Amparo. «Wir packen die Sachen zusammen und bringen sie zu den Autos. Dann sind sie schon mal ein Stück näher in Richtung zu Hause. Hier hält uns ja nichts.»
«Kommt drauf an», gibt Hugo zu bedenken. «Wenn wir in der Siedlung niemanden finden, müssen wir zur Straße nach Somontano, und der kürzeste Weg dorthin führt durch die Schlucht.»
«Mann, Leute, eure Schwarzmalerei macht mich noch ganz kirre!», beschwert sich Amparo. «Natürlich werden wir in der Siedlung auf Leute treffen. Es ist Sonntag, schon vergessen? Außerdem gibt es noch einen anderen Weg zur Schlucht, den am Bienenhaus vorbei, und der geht von der Siedlung ab.»
«Schon», sagt Hugo, «aber dann entgeht uns der schönste Teil des Wegs, der mit den Stromschnellen.»
«Spinn ich jetzt?», empört sich Amparo. «Wir planen doch keinen Sonntagsausflug!»
«Beruhigt euch», ermahnt sie Ginés. «Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Das mit den Autos ist eine gute Idee. Wir legen unsere Sachen in den Kofferraum und …»
«Der von Ginés lässt sich nicht öffnen», wendet Hugo ein.
«Aber die der anderen schon», sagt Amparo. «Und deiner – entschuldige, der von deiner Frau – ebenfalls. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass ihr ihn schon ein Stückchen Richtung Siedlung bewegt habt.»
«Sehr witzig.»
«Ich bin dabei», sagt Ibáñez. «Ich meine, ich helfe mit, das Gepäck zu den Autos zu tragen. Bei der Gelegenheit können wir noch mal probieren, ob sie nicht doch anspringen. Stellt euch nur mal vor: Wir zerbrechen uns hier den Kopf, dabei ist längst wieder alles in Butter.»
«Wenn jemand nicht gern läuft», sagt Ginés, «und hierbleiben möchte …»
«Allein bleibe ich bestimmt nicht hier», erwidert Amparo. «Was sage ich da: nicht mal zu zweit. Mich von der Gruppe zu trennen kommt für mich nicht in Frage. Weißt du, wie viel Hunde wir unterwegs gesehen haben? Am Zelt der Bergsteiger haben auch zwei rumgeschnüffelt. Und dann noch dieser Rehbock. Nein, nein, um nichts in der Welt bleibe ich hier.»
«Ich weiß nicht, was ihr wollt!», meldet sich Hugo zu Wort. «Wir haben den ganzen Tag vor uns: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Wolken, na ja, es ist kein Wölkchen am Himmel: umso besser. Dass weder Autos noch Handys funktionieren, ist auch eine Chance. Lasst uns einfach einen schönen Spaziergang machen und die Natur genießen, bevor die Sonntagabenddepression einsetzt.»
«Okay, genug gequatscht», befindet Nieves. «Gehen wir rein und packen die Sachen zusammen. Und dann Abmarsch.»
«Ich hab nicht viel dabei», lässt Ibáñez wissen. «Ich halte es nämlich wie Machado: ‹leichten Gepäcks, beinahe nackt›.»
«Ein bisschen was könntest du dir schon anziehen», stichelt Amparo, «und dann Rafas Gepäck tragen.»
«Oder die Mülltüten», ergänzt Nieves.
«Was für Mülltüten?»
«Die mit den Abfällen von gestern Abend. Wir können die Teller und Flaschen nicht einfach hierlassen. Oben bei den Autos steht ein Container.»
«Wie bei einer Expedition», überlegt Hugo laut. «Wenn ein Teilnehmer verschwindet, müssen seine Sachen auf die Verbliebenen verteilt werden. Ups, Verzeihung!»
Hugo verstummt, als er die tadelnden Blicke bemerkt. Er sucht Maribel und entdeckt sie am Rand der Gruppe. Sie plaudert mit Cova und hat offenbar nicht mitbekommen, was er gerade gesagt hat. Ibáñez eilt Hugo – geplant oder spontan – zu Hilfe, indem er das Gespräch in eine andere Richtung lenkt.
«Sagt mal», fragt er Nieves, «worüber habt ihr vorhin so gelacht?»
«Über nichts. Frauensachen», antwortet Nieves mit einem verschmitzten Lächeln.
«Über so ein kleines Ding im Internet», ergänzt Amparo.
«Eher ein großes Ding», witzelt Maribel.
«Ich kann mir schon denken, was», meint Hugo.
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