Ende (German Edition)
Feuerzeug ballt. Voller Vorfreude auf den ersten Zug drückt er den Anzünder, drückt ihn noch einmal, dann noch einmal, wird immer gereizter. Plötzlich verliert sich sein Blick im Nichts, zeichnet sich auf seinem Gesicht eine bittere Erkenntnis ab. Er blickt sich um, sucht zwischen den Betten wie ein Schiffbrüchiger nach der rettenden Planke.
«Das einzige Feuerzeug, das funktioniert, ist in guten Händen», sagt Ibáñez grinsend. «Außerdem darf man in der Herberge nicht rauchen.»
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Ginés – Hugo – Ibáñez
I báñez und Ginés lehnen an einer Mauer am Rand des Platzes. Sie warten dort auf die Frauen, weil sie den Pfad vom Fluss herauf gut überblicken können. Außerdem ist es die einzige Stelle, die dank einer riesigen Eiche im Schatten liegt. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, und das Licht, das vom Kalkstein des Gebäudes und den vom Wetter gebleichten Fliesen des Platzes zurückgespiegelt wird, beginnt zu blenden. Ibáñez kneift die Augen zu zwei schwarzen, von Falten umrandeten Schlitzen zusammen. Ginés trägt eine rot-weiße Schildmütze, die ihm etwas Amerikanisches verleiht.
«Standen da unten nicht mal Häuser? Kurz vorm Fluss?», fragt Ibáñez, der sich schützend die flache Hand über die Augenbrauen hält, damit er Ginés sehen kann. «Du weißt schon, nach der langen Geraden, da, wo es bergab geht.»
«Ja, da war eine Art Bauernhof», bestätigt Ginés. «Aber ich würde sagen, dass da schon seit Jahren niemand mehr wohnt, jedenfalls habe ich niemanden gesehen.»
«Landflucht eben», sagt Ibáñez. «Das geht schon seit Jahrzehnten so. Und hier kommt noch dazu, dass der Ökotourismus noch nicht entdeckt wurde. Dabei ist die Landschaft toll, allein schon die Schlucht.»
«Und diese Kneipe an der Straße? Die mit dem Vordach?»
«Möglich, dass es die noch gibt.» Ibáñez klingt wenig überzeugt. «Auf der Herfahrt habe ich nicht darauf geachtet. Aber sie liegt kurz vor Somontano, rund fünf Kilometer entfernt, würde ich sagen.»
«So weit weg?»
«Ja. Außerdem hat die sonntags garantiert nicht auf. Hier ist es anders als in den touristischen Regionen.»
«Egal», sagt Ginés, «dann probieren wir es eben erst mal in der Siedlung.»
«Wenn sich das Ganze nicht sowieso in Wohlgefallen auflöst.»
«Du meinst, die Frauen …»
«Oder wir haben bald wieder Strom.»
«Ich hab da eher eine böse Vorahnung.»
«Solche Vorahnungen sind doch reiner Aberglaube», spottet Ibáñez. «Ich halte mich lieber an den Zufall, den glatten, sicheren Zufall.»
«Auch nicht sehr wissenschaftlich, würde ich sagen.»
«Vielleicht nicht wissenschaftlich, aber rational. Der Zufall regiert …»
«Guten Morgen. Wer von euch hat das Feuerzeug?»
Ginés und Ibáñez unterbrechen ihr Gespräch und schauen zur Herberge. Es ist Hugo, der diese Frage gestellt hat. Er ist gerade aus der Tür getreten und kommt auf sie zu, die Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt. Er sieht jetzt besser aus als kurz nach dem Aufstehen, hat sich rasiert und frische Sachen angezogen, hellere Sachen. In seiner linken Hand leuchtet weiß eine makellose, noch nicht angezündete Zigarette.
«Guten Morgen», erwidert Ginés den Gruß.
«Unglaublich!», ruft Ibáñez. «Du hast es tatsächlich ausgehalten, ohne vor Verzweiflung zwei Steine aneinanderzureiben, um Feuer zu machen.»
«Stimmt, im Allgemeinen komme ich morgens nur mit einem schön heißen Kaffee und einer Zigarette in die Gänge, einer brennenden Zigarette, versteht sich. Also, wo ist das Feuerzeug?»
Ginés greift in die Hosentasche und reicht es Hugo.
«Glotzt mich nicht so an», blafft Hugo, während er die Zigarette anzündet, und hebt seinen sonnenbrillenverdeckten Blick. «Hast du heute noch keine geraucht?»
«Nein.»
«Dann bist du auch kein richtiger Raucher.»
«Ich rauche eher aus Langweile», räumt Ginés ein. «Und heute ist mir nicht langweilig, im Gegenteil, ich bin nervös.»
Genüsslich bläst Hugo den ersten Qualm in die Luft und steckt flugs das Feuerzeug in seine Hosentasche.
«Was ist denn nun schon wieder?», fragt er, als er Ginés’ befremdeten Blick bemerkt. «Ist das Rauchen jetzt auch auf dem Platz verboten?»
«Behältst du das Feuerzeug?»
«Ach, darum geht’s. Hier, nimm.» Er holt das Feuerzeug aus der Hosentasche und hält es Ginés hin. «Wie ich sehe, wurde bereits ein Chef ernannt, ohne dass ich es mitgekriegt habe.»
«Du kannst es gern behalten», sagt Ginés. «Du
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