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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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nur spekulieren.»
    «Willkommen im Club. Ich zerbreche mir auch schon die ganze Zeit den Kopf.»
    «Vielleicht haben du und ich mehr Gemeinsamkeiten als du und deine Freunde.»
    «Da hab ich dich in was reingezogen, was, María? Heißt du überhaupt María?»
    «Warum fragst du das?»
    María ist plötzlich verschlossen.
    «Nicht so wichtig, vergiss es einfach», beschwichtigt sie Ginés. «Fest steht jedenfalls, dass ich dich da in was reingezogen habe. Womöglich hat schon jemand versucht, dich anzurufen. Oder du hattest heute was anderes vor.»
    «Schon möglich. Andererseits: Mir macht das hier Spaß. Ist wie Urlaub. Ich hab nämlich die Nase voll von meinem derzeitigen Leben.»
    «Warum änderst du es nicht?»
    «Weil ich mir damit eine gute Rente sichere.»
    «Ach? An so was denkst du schon? In deinem Alter habe ich mir darüber noch keinen Kopf gemacht.»
    «Und ich werde in deinem Alter längst in Rente sein. Nicht mehr arbeiten müssen, verstehst du?»
    «Ich habe nicht gesagt, dass ich arbeite.»
    María schweigt einen Moment, mustert Ginés, der sie ausdruckslos ansieht.
    «Du willst mich wohl auf den Arm nehmen!», sagt sie schließlich. «Wenn das so wäre, müsstest du nicht mit jemandem wie mir vögeln. Wahrscheinlich arbeitest du in irgendeinem Büro oder … Was weiß ich! Jedenfalls hast du einen Job. Jemand, der solche Freunde hat, stammt nicht aus dem Adel.»
    «Huhu! Ihr Turteltäubchen! Wir schließen gleich ab.»
    Hugo steht im Türrahmen. María und Ginés verstummen erschrocken, drehen sich um und machen sich langsam auf den Weg zum Gebäude.
    «Kleiner Scherz. Einige sind noch im Bad. Aber ihr solltet euch trotzdem beeilen», sagt Ibáñez, der den Kopf durch die Tür gesteckt hat und für einen Moment Hugos Grinsen verdeckt.

V  on dem am höchsten gelegenen Haus lässt sich der Weg zur Siedlung vollständig überblicken. Tiefe Spurrillen zerfurchen ihn, die Ränder sind ausgefranst. Wäre da nicht die Stromleitung mit ihren Betonpfählen, die seinem Verlauf folgt, würde man nicht auf die Idee kommen, dass es sich bei diesem steinigen, steil abfallenden Pfad um eine Straße handelt, von der Zufahrten zu mehreren Häusern abzweigen.
    Eine bunte, aber schweigende Gruppe aus fünf Frauen und drei Männern geht diesen Weg hinauf. Weiß leuchten die Mützen, ab und zu blitzt eine Sonnenbrille auf, die Spitzen grellfarbener Turnschuhe glänzen auf dem flachen Weg.
    Einige Minuten zuvor wollte die Gruppe einige Häuser inspizieren, wurde aber jedes Mal von wütendem Hundegebell vertrieben. Jetzt bellt nur noch vereinzelt ein Hund, müde, kraftlos. Sonst ist nur das Knirschen der Schuhe auf dem steinigen Grund zu hören. Wenn die Gruppe innehält, herrscht absolute Stille: kein Schrei in der Ferne, kein Motorengeräusch, kein Schuss eines Jägers. Nur die sommerliche Natur gibt Laute von sich: Unzählige Insekten brummen in unterschiedlicher Entfernung.
    Schritt für Schritt nähert sich die Gruppe dem Haus auf dem Hügel, an dem die rudimentäre Straße endet. Immer mehr Details der Wandererschar werden erkennbar: das rhythmische Bewegen eines aus einem Zweig improvisierten Stocks, ein um die Hüfte gebundenes Sweatshirt, müde oder grüblerisch gesenkte Köpfe, über die Schirmmütze geschobene Sonnenbrillen.
    Da die Bäume rechts des Wegs spärlicher wachsen, sieht man durch die Stämme und Kronen hindurch das weiße Band der Straße, die zum Schloss hinaufführt. Es ist heiß, die Sonne steht hoch am Himmel, nur an wenigen Stellen sind die Bäume groß genug, um etwas Schatten zu spenden. Mühsam kämpfen sich die Wanderer bergauf, die langsamsten bestimmen das Tempo. Alle schwitzen, viele rutschen auf dem unebenen, mit losen Steinen übersäten Pfad aus, manch einer bereut, dass er ausgerechnet diese Schuhe angezogen hat; andere bedauern, dass sie keine Mütze dabeihaben, keine Wasserflasche.
    Hugo keucht, weil ihm der steile Anstieg einiges abverlangt. Sein himmelblaues T-Shirt ist am Nacken und unter den Achseln schweißnass. Weil er es nicht erwarten kann, das Haus auf dem Hügel in Augenschein zu nehmen, hat er das Tempo erhöht und Cova hinter sich gelassen, mit der er sich bis dahin unterhalten hat. Sogar María und Ibáñez hat er überholt, die an der Spitze der Gruppe gehen, dicht gefolgt von Ginés.
    Hugo späht also als Erster über den von einer ungleichmäßig hohen Hecke umwachsenen Maschendrahtzaun, der das Grundstück der Finca begrenzt.
    «Leute, die Tür steht offen! Habt

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