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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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«Ein Schwarzer mit einem Riesenschwanz.»
    «Volltreffer!», ruft Amparo.
    «Und darf man fragen, wo ihr das gesehen habt?», will Hugo wissen.
    «Keine Angst, deine Frau hat es nicht zu Gesicht bekommen», stichelt Amparo. «Für den Fall, dass du den Vergleich fürchtest.»
    «Jemand hat es mir mal gemailt», erklärt Nieves. «Wer, weiß ich nicht mehr, aber ich fand’s lustig. Dann hab ich es Amparo und Maribel geschickt. Es ist, wie soll ich sagen, die bildliche Darstellung eines Witzes. Jedenfalls haben wir es Cova und María geschildert und mussten alle lachen.»
    «So, so.» Ibáñez lässt nicht locker. «Dabei ist wahrscheinlich auch der eine oder andere Kommentar über die Männer der Clique gefallen.»
    «Wer seiner selbst gewiss ist, hat nichts zu befürchten», sagt Nieves.
    «Ich bin eben ein Weißer», erklärt Ibáñez. «Und Unterschiede zwischen den Rassen gibt es tatsächlich . Außerdem gehe ich auf die fünfzig zu.»
    «Also immer nur in eine Richtung: bergab», spöttelt Amparo.
    «Lass dich nicht provozieren!» Hugo eilt Ibáñez zu Hilfe. «Bei Männern sind das die besten Jahre.»
    «Los, lasst uns die Tüten holen», drängt Nieves. «Über dieses Thema können wir noch lang diskutieren.»
    «Und breit», fügt Amparo hinzu.
    Cova, Maribel und Hugo machen sich auf zur Herberge, Ibáñez, Nieves und Amparo folgen, noch immer mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
    María und Ginés sind die Letzten, die aus dem Schatten treten, der merklich kleiner geworden ist. María lässt sich zurückfallen, packt Ginés am Arm und hält ihn fest, bis die anderen die Herberge betreten haben.
    «Ich habe ein ungutes Gefühl», flüstert sie und sieht Ginés in die Augen.
    «Wieso? Was ist los?»
    «Vorhin, unten bei den Zelten …»
    «Ja?»
    «Da hab ich was gesehen, das irgendwie unlogisch ist.»
    María schaut zum Eingang der Herberge, Ginés ebenso. Alle sind jetzt im Gebäude.
    «Spuck’s schon aus», drängt Ginés. «Spann mich nicht auf die Folter. Ich habe nämlich auch ein ungutes Gefühl.»
    «Ich war diejenige, die in das große Zelt geschaut hat. Wenn man zwei Zelte hat, verstaut man seine Sachen meistens in dem größeren. Das kleinere dient nur als Hilfszelt.»
    «Woher weißt du das?»
    «Ich bin selber mal geklettert. Damals war ich mit einem Mann zusammen …»
    María verstummt, sieht Ginés an und fügt leicht gereizt hinzu: «Schau mich nicht so an, ich war nicht immer Eskortdame.»
    «Ich hab doch gar nichts gesagt!», protestiert Ginés. «Und auch nicht gedacht.»
    «Schien mir aber so. Egal. Diese Bergsteiger haben ihre komplette Ausrüstung im Zelt gelassen, inklusive ihrer Friends, und die kosten ein Vermögen.»
    «Friends?»
    «Ja, die heißen so. Das sind Klemmkeile, die man in Felsspalten steckt, zur Absicherung. Haben die Felswände in der Schlucht Spalten?»
    «Ja, ich glaub schon. Ziemlich lange sogar.»
    «Siehst du, für solche Spalten sind Friends gedacht. Man nimmt immer einen kompletten Satz mit, in vier oder fünf Größen. Jeder Keil kostet hundert Euro. Verstehst du? Kein Bergsteiger würde die Dinger im Zelt zurücklassen, im Gegenteil, er würde sie immer schön in Reichweite aufbewahren. Begreifst du, was ich damit sagen will?»
    Ginés hebt langsam den Blick in Richtung Herberge, aber ohne wirklich hinzusehen, zu sehr ist er in seine Gedanken versunken.
    «Ginés!»
    «Entschuldige», sagt Ginés und kehrt abrupt in die Realität zurück. «Ich hab dir zugehört. Es ist genau so, wie ich es befürchtet habe.»
    «Was hast du befürchtet?»
    «Das Gleiche wie du: dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Hast du den anderen davon erzählt? Den Frauen, meine ich.»
    «Ich hab’s versucht, aber … Deine Freundinnen sind ganz schön beschränkt. Schau mich nicht so an. Die Einzige, die ein bisschen was in der Birne hat, ist Cova. Amparo spielt den Witzbold, ist aber … na ja, und Nieves … Ach!»
    «Du hast es also für dich behalten.»
    «Ja, schien mir besser so. Außerdem habe ich gedacht, dass ich mir das alles vielleicht nur einbilde.»
    «Dass du die Einzige bist, die sich solche Gedanken macht?»
    «Ja. Und dann ist da noch die Geschichte mit diesem Rafa, der angeblich abgehauen ist, weil er sauer war. Aber vielleicht steckt ja was ganz anderes dahinter. Andererseits wollte ich Maribel nicht noch mehr belasten, die Arme hat sowieso schon genug daran zu knabbern.»
    «Was ist deiner Meinung nach passiert?»
    «Ich weiß nicht, im Moment kann ich

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