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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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ihr gehört? Die Tür steht offen!», schreit Hugo. Triumphierend dreht er sich zu den anderen um. «Hier ist jemand, bestimmt ist hier jemand.»
    «Solange es kein Hund ist», bemerkt Nieves, die sich am Ende der Gruppe hält.
    «Bisher habe ich noch keinen gesehen», erwidert Hugo.
    «Welche Tür steht offen?», fragt Ibáñez, der kurz vor den anderen bei Hugo anlangt. «Die Haus… Sag mal, wie kannst du jetzt rauchen? Nach diesen Strapazen?»
    Hugo hat sich nach vollbrachtem Aufstieg endlich eine Zigarette angesteckt. Ohne seinen Blick von dem Häuschen zu wenden, bläst er lässig den Rauch durch den zu einem Schlitz geformten Mund.
    «Beide, sowohl die Zauntür als auch die Eingangstür. Ich sehe sogar ein Stück vom Flur. Dann wollen wir mal klingeln.»
    «Warte, bis alle hier sind», bremst ihn Ginés, der noch einige Meter entfernt ist. Bei ihm ist María.
    «Da ist bestimmt einer», sagt Hugo mit dem Nachdruck dessen, der jemanden überzeugen will. «Niemand lässt einfach die Tür auf, wenn er weggeht. Entweder sind die Bewohner im Haus oder irgendwo in der Nähe.»
    Inzwischen sind auch die anderen eingetroffen und drängen sich am Gatter. Maribel nutzt die Gelegenheit, um ihr Handy hervorzuholen. Zum x-ten Mal versucht sie es einzuschalten.
    «Musst du schon wieder rauchen», flüstert Cova, die sich leise zu Hugo geschlichen hat. Hugo hört es nicht oder tut so, als hätte er es nicht gehört. Stattdessen starrt er weiterhin zu dem Haus, zieht ein letztes Mal an der nicht einmal halb gerauchten Zigarette und wirft sie weg. Cova macht einen Schritt nach links, streckt ihren Fuß vor und tritt die brennende Kippe vorsichtig aus.
    «Ich hoffe, diesmal haben wir mehr Glück», seufzt Amparo, ohne sich an jemand Bestimmten zu richten. «Ich habe es nämlich gründlich satt, immer nur hysterische Hunde anzutreffen. Wenn hier wieder niemand ist, schlage ich vor, dass wir verschwinden. Diese Siedlung ist ein Albtraum, ein Geisterdorf.»
    «Stimmt, allein schon die Straße, wenn man das überhaupt Straße nennen kann. Ich verstehe nicht, wie man in dieser Einöde ein Haus bauen kann.»
    «Wahrscheinlich waren die Grundstücke spottbillig», meldet sich Maribel zu Wort.
    «Schschscht! Seid mal still!», fordert Hugo. «Ich werde jetzt klingeln. Mal sehen, ob das Ding funktioniert.»
    Hugo drückt den vom Wetter verblichenen Schalter, aber es tut sich nichts. Zu hören ist nur das stetige Brummen der Insekten in der gleißenden Sonne, die ihnen auf den Kopf brennt.
    «Ist kaputt», sagt Hugo, als müsse er sich rechtfertigen.
    «Vielleicht hat es ja doch geklingelt, und wir haben es nur nicht gehört.»
    «Kann ich mir nicht vorstellen. Der Eingang ist ja nur ein paar Meter entfernt. Außerdem ist es mucksmäuschenstill.»
    «Oder der Strom ist auch hier ausgefallen.»
    «Sag so was nicht!»
    «Lasst es uns mit der Haustürklingel probieren.»
    «Oder rufen», schlägt Amparo vor und klatscht in die Hände: «Hallo! Guten Tag! Ist hier jemand?»
    Keine Antwort, nur Hundegebell.
    «Euch habe ich nicht gemeint!», ruft Amparo und sieht zurück zu dem Weg, den sie gerade heraufgekommen sind.
    «Lasst uns reingehen», schlägt Ibáñez vor, holt Luft, rührt sich aber nicht.
    «Alle?», fragt Nieves. «Wäre es nicht besser …?»
    «Verdammt noch mal! Wir müssen jetzt da rein und wir gehen jetzt da rein», poltert Hugo. «Irgendwann stimmen wir auch noch ab, wenn einer von uns aufs Klo muss! Habt ihr die Hosen voll, oder was?»
    «Ich ja», gesteht Ibáñez. «Nicht wörtlich, aber … Du hast dich ja auch nicht vom Fleck bewegt.»
    «Gut, dass es Männer gibt!», spottet Amparo und überquert die imaginäre Linie zwischen den Türpfosten. «Komm, Hugo, schauen wir, ob da jemand ist.»
    Amparo und Hugo gehen los, die anderen folgen ängstlich.
    «Womöglich kommt uns gleich ein Hund entgegengeschossen», warnt Nieves, die sich weit hinten eingereiht hat. «Wenn man in ihr Revier eindringt, dann …»
    «Wären Hunde da drin, wären sie schon längst rausgekommen», sagt Cova.
    «Und wären Menschen da drin, auch», ergänzt Maribel, die weiter vorne geht. «Ich hab kein gutes Gefühl.»
    Je näher man dem Haus kommt, desto mehr sieht man, wie schlicht es ist. Außerdem ist die Hecke vertrocknet und struppig, an manchen Stellen sogar löchrig. Hinter der Hecke liegt ein ödes Feld, das der Neigung des Berges folgt. Grasnester, unbepflanzte Blumenbeete und ein Schotterweg zeugen von dem Versuch, einen Garten zu

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