Ende (German Edition)
Zelte. Aber von den Leuten keine Spur.»
«Habt ihr reingeschaut? Womöglich haben sie noch geschlafen», hakt Ibáñez nach.
«Wir waren zu fünft», antwortet Amparo schnippisch, «und zufälligerweise ist keine von uns fünf dumm. Natürlich haben wir reingeschaut! Erst haben wir gerufen, aber nichts, kein Lebenszeichen.»
«Bergsteiger stehen früh auf», mischt sich Cova ein. «Merkwürdig wäre vielmehr gewesen, wenn ihr sie noch angetroffen hättet.»
«Was war denn in den Zelten?», fragt Ginés zögerlich, als müsse er sich die Frage gut überlegen. «Ich meine, haben sie was dagelassen? Wer von euch hat reingeschaut?»
«Das kleine Zelt habe ich mir vorgeknöpft», sagt Nieves. «Worauf willst du hinaus? Da waren Schlafsäcke, Klamotten. Die Leute nehmen ja nicht all ihre Sachen mit, wenn sie auf einen Berg hochkraxeln.»
María will etwas sagen, kommt aber nicht dazu, weil Ibáñez sich einmischt.
«Ist doch egal, Tatsache ist jedenfalls, dass sie nicht da waren», grummelt er ungeduldig. «Und wann sie wiederkommen, wissen wir nicht, das kann noch Stunden dauern.»
«Ohne mit einzukalkulieren, dass sie womöglich genauso in der Patsche sitzen wie wir», wirft Hugo ein.
«Zum Bergsteigen braucht man keine elektrischen Apparate», entgegnet ihm Amparo.
«Sag das nicht», widerspricht María. «Manchmal muss man Löcher in die Felsen bohren, und das macht man mit einem kleinen Elektrobohrer.»
«Die bestimmt nicht», wendet Hugo ein. «Das waren Freeclimber. Ibáñez sagt, sie hatten enge Hosen an, wie Seiltänzer.»
«Wo kann man hier Freeclimbing machen?», fragt Cova. «Vielleicht entdecken wir sie wenigstens von weitem.»
«In der Schlucht», erklärt Ginés. «Aber bis dahin ist es ein ganz schön langer Fußmarsch.»
«Vergessen wir die Bergsteiger», schlägt Ibáñez vor. Ich würde sagen, wir brechen so bald wie möglich auf.»
«Ach, ja? Und wohin?», will Amparo wissen.
«Zur Siedlung. Oder sonst wohin. Hauptsache, wir beeilen uns. Wir haben nämlich schon genug Zeit verplempert, die Hitze wird allmählich unerträglich.»
«Was sollen wir in der Siedlung?», fragt Nieves. «Habt ihr nicht gesagt, da wohnt keiner mehr?»
«Das wissen wir nicht genau», erklärt Ibáñez. «Gestern hat dort …»
«Ich habe in einem der Häuser Leute gesehen», meldet sich Amparo zu Wort, «gestern Nachmittag, als wir hier hochgefahren sind. Na ja, gesehen ist vielleicht zu viel gesagt, aber ich bin mir sicher, dass da Leute waren. Die Tür stand offen, und vor dem Haus hat ein Auto geparkt.»
«Wir müssen es wenigstens versuchen», drängt Ibáñez. «Außerdem ist es ja nicht weit.»
«Und wenn diese Leute gerade nicht da sind?», wendet Cova ein. «Sie könnten weggefahren sein.»
«Dann finden wir eben jemand anderen, die Siedlung hat ja noch mehr Häuser», antwortet Ginés. «Die meisten sind von der Straße aus nicht zu sehen.»
«Gut», willigt Amparo ein. «Was ist also der Plan?»
«Der Plan?», sagt Ibáñez gereizt. «Darf ich dich daran erinnern, dass heute Sonntag ist. Und außerdem fast Mittag. Morgen müssen wir wieder zur Arbeit. Wir sind hundertfünfzig Kilometer von zu Hause entfernt, andere noch weiter. Kein Auto funktioniert. Der Plan besteht also darin, jemanden zu finden, der uns nach Somontano fährt. Oder … Was weiß ich!»
«Das ist alles schön und recht», sagt Nieves. «Der Job ist wichtig, aber manche Dinge sind eben noch wichtiger. Maribel beizustehen, zum Beispiel.»
«Du hast ja recht», entschuldigt sich Ibáñez. «Ich bin einfach nervös, weil ich kein menschliches Wesen mehr gesehen habe, seit …»
«Na, vielen Dank!», ruft Hugo und sieht ihn scheel an.
«Du weißt, wie ich das meine.»
«Mach dir keine Sorgen», beruhigt ihn Nieves. «An einem Sonntagvormittag treiben sich selbst in einer so abgelegenen Gegend wie hier Ausflügler rum. Besonders in der Schlucht. Bestimmt.»
«Müssen wir alle mit zur Siedlung?», will Maribel wissen.
«Gute Frage», antwortet Ibáñez schon nicht mehr so drängend. «Das habe ich mir noch gar nicht überlegt. Du hast recht, wir könnten auch eine Vorhut schicken.»
«Ich halte es für besser, dass wir alle gemeinsam gehen», übernimmt Ginés das Kommando, «und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn wir eine Lösung finden, wenn zum Beispiel die Autos wieder anspringen, ist es besser, wir sind zusammen und müssen nicht erst zurück, um die anderen einzusammeln.»
«Stimmt», pflichtet Maribel ihm bei,
Weitere Kostenlose Bücher