Ende (German Edition)
einer Weile, als Ginés besorgt etwas zu ihr sagen will, beginnt sie zu sprechen, mit unsicherer Stimme, zögerlich, den Blick wieder zum Boden gerichtet.
«Ja, hat er. Er hat gesagt, dass er kommt.»
«Siehst du», sagt Maribel, «der ganze Quatsch von wegen Außerirdische ist gar nicht nötig, um …»
«Mein Gott! Das ist so lächerlich!», regt sich María auf. «Ich weiß gar nicht, wieso ich mir die Mühe mache … Was heißt das schon, dass dieser Typ kommen wollte? Was soll das beweisen? Er wollte kommen, aber dann hat er Angst gekriegt. Ihn hat einfach der Mut verlassen. Das ist eine viel logischere Erklärung.»
«Bitte, hört auf zu streiten!», fällt Nieves ihnen merkwürdig dramatisch ins Wort. «Ich habe Angst. Ständig Angst, dass jeden Moment … Lasst uns aufbrechen. Weg von hier. Hugo schleppen wir einfach mit!»
«Beruhig dich, Nieves», sagt Ginés.
«Außerdem ergibt eure Theorie überhaupt keinen Sinn», fängt María wieder an, die sich auf die Diskussion eingeschossen hat. «Nieves hat doch alles organisiert, die Party, den Jahrestag, oder? Wann hat sie euch Bescheid gesagt? Einen Monat vorher? Oder noch weniger? Glaubt ihr wirklich, dass man in einem Monat einen so ausgeklügelten Racheplan vorbereiten kann? Nein, liebe Leute, das ist völlig unmöglich, dafür bräuchte man die Unterstützung vieler Menschen, was sag ich, einer ganzen Armee! Ein Monat ist gar nichts. Außerdem war es nicht so leicht, ihn aufzuspüren. Wann konntest du dich endlich mit ihm in Verbindung setzen, Nieves? Ein paar Tage vorher, oder? So war es doch?»
Nieves hat die Hände vors Gesicht geschlagen. Leicht gebeugt sitzt sie da, ihr Kopf ist auf die Brust gesunken, ihr stämmiger Rücken zuckt, ob vor Weinen oder Lachen, ist nicht zu erkennen. Einige Augenblicke lang sind nur das permanente Vogelgezwitscher und das rhythmische Atmen zu hören, das Nieves bei jedem Zucken zwischen ihren Fingern hindurchpresst. Alle sind so angespannt, dass keiner ein Wort zu sagen wagt. Schließlich ist es Nieves selbst, die das Wort ergreift, kopfschüttelnd, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen. Jetzt wird auch klar, dass sie weint.
«Ich habe das Treffen nicht organisiert. Er war’s.»
«Er? Wen meinst du mit er?», fragt María.
«Der Prophet!», schreit Nieves plötzlich wütend, verzweifelt, und nimmt die Hände von ihrem tränenüberströmten Gesicht.
Amparo reißt die Augen auf, starrt ihre Freunde an. Hugo stöhnt und zieht sich noch mehr in sich zurück. Maribel hebt lediglich eine Augenbraue, in ihrem Blick spiegelt sich Genugtuung. María und Ginés sehen Nieves mit offenem Mund an, verblüfft, ungläubig.
«Das kann doch nicht sein!» Ginés fängt sich als Erster wieder. «Du hast gesagt … Du hast uns gesagt …»
«Er hat alles organisiert. Alles!»
«Aber du warst doch diejenige, die uns angerufen hat. Und die CD, die hast auch du aufgenommen.»
«Das war alles seine Idee, auch das mit der CD. Er hatte noch mehr vor, aber dafür war nicht genügend Zeit.»
«Wie? Hast du dich mit ihm getroffen? Habt ihr das gemeinsam geplant?»
«Nein! Ich habe ihn nicht gesehen, nicht ein einziges Mal!»
«Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, verdammt!»
«He, bedräng sie nicht so», bremst Maribel. «Du musst sie ja nicht gleich kreuzigen, nur weil alles anders ist, als du gedacht hast.»
«Sie schuldet uns eine Erklärung», beharrt Ginés. «Uns allen. Sie hat uns angelogen.»
«Weil es eine Überraschung sein sollte.»
«Eine Überraschung? Was für eine Überraschung?»
«Stimmt, das hat sie gesagt: Sie hätte eine Überraschung für uns parat.»
«Die ist ihr wahrlich gelungen», kommentiert Maribel.
«Du, halt den Mund!», blafft Ginés sie an. «Ich verstehe gar nichts mehr. Du hast also nicht mit ihm Kontakt aufgenommen, sondern er mit dir?»
«Genau. Ich habe eine E-Mail von ihm bekommen. In der Betreffzeile stand das Datum von damals.»
«Dann war das alles gar nicht deine Idee.»
«Das hat sie doch gerade gesagt», mischt sich Maribel ein.
«Ruhe jetzt!»
«Fangt nicht wieder an zu streiten! Ich werde euch alles erklären. Das mit der Party, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Aber weil es damals, na ja, weil es so schön war, fand ich es eine gute Idee, als Andrés …»
«Sie nennt ihn Andrés», kommentiert Amparo.
«Ja, Andrés! Was er gesagt hat, war so schön. Ich hatte den Eindruck, dass er noch mal von vorn anfangen wollte, uns verzeihen. In seinem neuen
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