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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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beleidigtes Misstrauen.
    «Gerade ging’s noch», insistiert sie, ohne den Blick von dem Handy zu lösen. «Bis ihr daran rumgefingert habt.»
    María und Ginés sehen sich an, schweigend, ernst, bedeutungsschwanger.
    «Schau nur! Siehst du das? Es funktioniert zwar nicht, aber es geht an», erklärt Amparo, deren Begeisterung wieder aufgeflammt ist.
    «Amparo. Es ist nicht an. Die Spiegelung spielt dir einen Streich», erklärt Ginés ernst, traurig, peinlich berührt.
    «Quatsch! Ich weiß genau, was ich gesehen habe», protestiert Amparo. «Jetzt ist es wieder an. Immer wenn ihr es anfasst, geht es aus. Es war an. Nur funktioniert hat es nicht. Ich hab es mit eigenen Augen gesehen!»
    Ginés und María schauen sich wieder an. Keiner ist erpicht darauf, Amparo zu antworten, beide hoffen, dass der andere das Wort ergreift. Müde winkt María ab, also redet Ginés mit Amparo, die nicht aufschaut, die lieber konzentriert das Handy anstarrt.
    «Ist nicht so wichtig, Amparo. Alles wird gut. Wahrscheinlich haben wir nicht richtig hingesehen.»
    «Red nicht mit mir, als wäre ich bekloppt, ja?» Amparo springt auf. «Du machst immer einen auf oberschlau! Spielst dich als großer Zampano auf! Als wärst du der Papst höchstpersönlich! Du hast die ganze Zeit die Richtung vorgegeben, und wir sind dir brav gefolgt. Du hast uns vorgegaukelt, dass du uns retten würdest, dass es eine Rettung für uns gibt. Dabei hast du nicht mal selbst dran geglaubt! Deswegen bin ich so wütend!»
    «Du weißt überhaupt nicht, was Ginés denkt und was nicht!», empört sich María.
    «Besser als du allemal, das garantiere ich dir!», kontert Amparo. «Fühl doch deinem neuen Lover mal auf den Zahn, dann wirst du schon sehen. Ich mag dich, es ist nicht deine Schuld. Ginés will es dir recht machen, er will mit aller Macht verhindern, dass das Bild, das du von ihm hast, Kratzer kriegt. Tatsächlich aber …»
    «Tatsächlich was?»
    «Tatsächlich war er damals dabei und du nicht! Wenn du ihn gesehen hättest, hättest auch du keine Hoffnung mehr.»
    «Schon wieder diese Geschichte!», regt sich María auf. «Hast du denn nicht gesehen, was in Villallana los war? Villallana ist keine Siedlung, das ist eine Stadt mit vierzigtausend Einwohnern! Trotzdem war dort kein Mensch! Was muss denn noch passieren, damit du endlich begreifst, was für eine Dimension das alles hat? Dass es nichts zu tun hat mit diesem armen Kerl und mit euren schwachsinnigen Gewissensnöten?»
    «Du hast ihn nicht gesehen. Es war schrecklich!» Amparo lässt sich nicht beirren. «Als er gemerkt hat, was da gespielt wird, als er die Torte gesehen hat, kam ihm Schaum aus dem Mund. Und dann diese Augen. Er war wie in Trance. Und er hat alles vorausgesagt, alles, was jetzt passiert.»
    Fassungslos schaut María von Amparo zu Ginés. Ginés weicht ihrem Blick aus und sagt:
    «Er hat aus der Bibel zitiert. ‹Kein Stein wird auf dem anderen bleiben›, die Geschichte mit der Salzsäule, Babylon und Ninive, solche Sachen.»
    «Und genau das geschieht jetzt!», schreit Amparo.
    «Mit dir redet gerade keiner!», schnauzt María sie an, ohne sie eines Blickes zu würdigen. «Und das war auf dieser Party? Als er entdeckt hat …?»
    «Er hatte einen hysterischen Anfall», erklärt Ginés, der sich sichtlich unbehaglich fühlt, als wolle er das Thema schnell beenden. «Vielleicht auch einen epileptischen Anfall.»
    «Wer einen epileptischen Anfall hat, spricht nicht», wendet María ein.
    «Ich weiß, aber damals …»
    «Du wirst übrig bleiben», sagt Amparo plötzlich und sieht María an.
    «Wie meinst du das?», fragt María.
    «Du wirst übrig bleiben. Du wirst die Letzte sein.»
    «Na, vielen Dank!», erwidert María. «Das sind ja schöne Aussichten: ohne meinen Freund, ganz allein auf der Welt. Nein, nicht ganz allein, da sind ja noch die wilden Tiere. Hast du sie noch alle?»
    «Das ist dein Problem.»
    «Schluss jetzt!», befiehlt Ginés. «Wir müssen zusammenhalten oder es wenigstens versuchen. Es ist nicht mehr weit bis zur Hauptstadt. Wenn es außer uns noch jemanden gibt, dann dort. Immerhin ist das eine Millionenstadt. Lasst uns diese letzte Chance nutzen.»
    «Wieso?», erwidert Amparo rebellisch. «Wozu soll das gut sein? Von Anfang an wolltest du uns da hinführen. Wieso dahin und nicht woandershin?»
    Theatralisch zeigt sie in alle Richtungen.
    «Amparo hat recht: wozu? Euer allmächtiger Prophet findet uns sowieso überall», spottet María mit Betonung auf dem

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