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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Hände auf sein Gesicht und wischte sich mit ihnen die Stirn, obwohl er wußte, daß er damit nur Erde zu Schlamm verschmierte.
    »Ach, fast glaube ich es dir, Andrew, so geschickt bist du darin«, sagte Novinha. »Wie, du hast beschlossen aufzuhören, der Held deiner eigenen Saga zu sein? Oder ist das nur eine Kriegslist? Der Diener aller zu sein, damit du der Größte unter uns sein kannst?«
    »Du weißt, ich habe nie nach Größe gestrebt oder sie erlangt.«
    »Ach, Andrew, du bist ein solcher Geschichtenerzähler, daß du deine eigenen Fabeln glaubst.«
    Ender schaute zu ihr auf. »Bitte, Novinha, laß mich hier mit dir leben. Du bist meine Frau. Mein Leben hat keinen Sinn mehr, wenn ich dich verloren habe.«
    »Wir leben hier als Mann und Frau, aber wir … du weißt, daß wir nicht …«
    »Ich weiß, daß die Filhos dem Geschlechtsverkehr abschwören«, sagte Ender. »Ich bin dein Ehemann. Solange ich mit niemandem Sex habe, kannst genausogut du diejenige sein, mit der ich ihn nicht habe.« Er lächelte bitter.
    Ihr Antwortlächeln war nur traurig und mitleidig.
    »Novinha«, sagte er. »Mein eigenes Leben interessiert mich nicht mehr. Verstehst du? Das einzige Leben, aus dem ich mir in dieser Welt etwas mache, ist deines. Wenn ich dich verliere, was gibt es dann noch, das mich hier hält?«
    Er war sich selbst nicht sicher, was er damit meinte. Die Worte waren ihm unwillkürlich entschlüpft. Aber als er sie aussprach, wußte er, daß es kein Selbstmitleid war, sondern vielmehr ein offenes Eingeständnis der Wahrheit. Nicht, daß er an Selbstmord oder an Exil oder irgendein anderes derartiges billiges Drama dachte. Vielmehr hatte er das Gefühl dahinzuschwinden. Seinen Zugriff auf die Realität zu verlieren. Lusitania erschien ihm immer weniger wirklich. Valentine war immer noch da, seine liebe Schwester und Freundin, und sie war wie ein Felsen, so real war ihr Leben, aber es war nicht real für ihn, weil sie ihn nicht brauchte. Plikt, seine ungebetene Schülerin, mochte Ender vielleicht brauchen, aber nicht die Realität, die er darstellte, sondern nur die Idee. Und wer sonst war noch da? Die Kinder Novinhas und Libos, die Kinder, die er als seine eigenen großgezogen und als seine eigenen geliebt hatte, er liebte sie jetzt nicht weniger, aber sie waren erwachsen, sie brauchten ihn nicht.
    Jane, die einmal durch eine Stunde seiner Unaufmerksamkeit praktisch ausgelöscht worden war, auch sie brauchte ihn nicht mehr, denn sie war dort in dem Juwel in Miros Ohr und in einem weiteren Juwel in Peters Ohr …
    Peter. Die junge Valentine. Wo waren sie hergekommen? Sie hatten seine Seele gestohlen und sie mit sich genommen, als sie weggingen. Sie führten die Lebenstätigkeiten aus, die er früher einmal selbst ausgeführt haben würde. Während er hier auf Lusitania wartete und … erlosch. Das war es, was er meinte. Wenn er Novinha verlor, was würde ihn dann noch an diesen Körper binden, den er während all dieser Jahrtausende mit sich durchs Universum herumgetragen hatte?
    »Die Entscheidung liegt nicht bei mir«, sagte Novinha.
    »Es ist deine Entscheidung«, sagte Ender, »ob du mich bei dir haben willst, als einen der Filhos da Mente de Cristo. Wenn ja, dann, so glaube ich, kann ich alle anderen Hindernisse irgendwie überwinden.«
    Sie lachte boshaft.
    »Hindernisse? Männer wie du kennen keine Hindernisse. Nur Trittsteine.«
    »Männer wie ich?«
    »Ja, Männer wie du«, sagte Novinha. »Nur weil ich nie irgendwelche anderen kennengelernt habe. Nur, egal wie sehr ich Libo geliebt habe, er niemals auch nur für einen Tag so lebendig war, wie du es in jeder Minute bist. Nur weil ich zum ersten Mal als Erwachsener geliebt habe, als ich dich liebte. Nur weil ich dich mehr vermißt habe, als ich selbst meine Kinder vermisse, selbst meine Eltern, selbst die verlorenen Lieben meines Lebens. Nur weil ich von niemand anders als dir träumen kann, bedeutet das noch lange nicht, daß es nicht irgendwo genauso jemanden gibt wie dich. Das Universum ist riesig groß. Du kannst doch nicht so etwas Besonderes sein. Oder?«
    Er griff zwischen den Kartoffelpflanzen hindurch und legte sanft eine Hand auf ihren Oberschenkel. »Dann liebst du mich also noch?« fragte er.
    »Ach, bist du deswegen gekommen? Um herauszufinden, ob ich dich liebe?«
    Er nickte. »Zum Teil.«
    »Ja, das tue ich«, sagte sie.
    »Dann kann ich bleiben?«
    Sie brach in Tränen aus. Laut weinend sank sie zu Boden; er langte durch die Pflanzen, um sie

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