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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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hierher.«
    »Ich gehöre hierher, wenn du hierher gehörst. Wir haben einen Schwur getan. Einen geheiligten Schwur, den zu annullieren die Heilige Kirche uns nicht gestatten wird. Falls du das vergessen haben solltest.«
    Sie seufzte und blickte über die Klostermauer hinweg in den Himmel. Jenseits der Mauer, durch Wiesen, über einen Zaun, einen Hügel hinauf, in die Wälder … das war es, wohin Libo, die große Liebe ihres Lebens, gegangen und wo er gestorben war. Wohin Pipo, sein Vater, der auch für sie wie ein Vater gewesen war, vor ihm gegangen und ebenfalls gestorben war. Ihr Sohn Estevão war in einen anderen Wald gegangen und gestorben, aber als Ender sie betrachtete, wußte er, daß es all jene Tode waren, die sie sah, wenn sie die Welt außerhalb dieser Mauern betrachtete. Zwei davon hatten sich ereignet, bevor Ender nach Lusitania kam. Aber der Tod Estevãos – sie hatte Ender angefleht, ihn daran zu hindern, an jenen gefährlichen Ort zu gehen, wo Pequeninos vom Krieg sprachen und davon, Menschen zu töten. Sie wußte genausogut wie Ender, daß Estevão aufzuhalten gleichbedeutend damit gewesen wäre, ihn zu zerstören, denn er war nicht Priester geworden, um ein sicheres Leben zu führen, sondern vielmehr, um zu versuchen, die Botschaft Christi zu diesen Baumleuten zu tragen. Was immer an Freude die frühchristlichen Märtyrer empfunden hatten, das hatte sicherlich auch Estevão empfunden, während er langsam in der Umklammerung eines mordlüsternen Baumes starb. Was immer an Trost Gott ihnen in der Stunde ihres größten Opfers zuteil werden ließ. Aber Novinha hatte keine solche Freude empfunden. Anscheinend dehnte Gott den Lohn für seine Dienste nicht auf die nächsten Angehörigen aus. Und in ihrer Trauer und ihrem Zorn gab sie Ender die Schuld. Warum hatte sie ihn geheiratet, wenn nicht, um sich vor derartigen Katastrophen zu schützen?
    Er hatte niemals das Naheliegendste zu ihr gesagt: daß, wenn es jemanden gab, dem man die Schuld geben konnte, es Gott war, nicht er. Schließlich war es Gott, der ihre Eltern zu Heiligen – nun ja, Beinahe-Heiligen – gemacht hatte, die gestorben waren, während sie das Gegenmittel für die Descolada entdeckten, als Novinha noch ein Kind war. Gewiß war es Gott, der Estevão ausgesandt hatte, um den Gefährlichsten unter den Pequeninos zu predigen. Dennoch war es eben dieser Gott, dem sie sich in ihrer Trauer zu-, und Ender, von dem sie sich abwandte, Ender, der nichts als Gutes für sie hatte tun wollen.
    Er hatte das nie ausgesprochen, da er wußte, daß sie nicht zuhören würde. Und er scheute auch davor zurück, es auszusprechen, da er wußte, daß sie die Dinge unter einem anderen Blickwinkel sah. Wenn Gott ihr den Vater und die Mutter, Pipo, Libo und schließlich auch noch Estevão genommen hatte, dann deswegen, weil Gott gerecht war und sie für ihre Sünden bestrafte. Aber wenn Ender es nicht schaffte, Estevão von seiner selbstmörderischen Mission bei den Pequeninos abzuhalten, dann deswegen, weil er blind, eigensinnig, halsstarrig und rebellisch war – und weil er sie nicht genug liebte.
    Aber er liebte sie doch! Mit ganzem Herzen liebte er sie.
    Mit ganzem Herzen?
    Mit allem, was er davon kannte. Und doch, als bei jener ersten Reise ins Außen seine tiefsten Geheimnisse enthüllt worden waren, war es nicht Novinha gewesen, die sein Herz dort heraufbeschwor. Also gab es offensichtlich jemanden, der ihm noch mehr bedeutete.
    Nun, gegen das, was in seinem Unterbewußtsein vorging, konnte er nichts machen, genausowenig wie Novinha. Er konnte nur das kontrollieren, was er tatsächlich tat, und was er jetzt tat, war, Novinha zu zeigen, daß er sich ungeachtet der Tatsache, wie sehr sie ihn zu verscheuchen versuchte, nicht verscheuchen lassen würde. Daß, gleichgültig, wie sehr sie glaubte, daß er Jane und seine Beteiligung an den großen Fragen der menschlichen Rasse mehr liebte als sie, es nicht der Wahrheit entsprach, sie ihm wichtiger war als alles übrige. Das alles würde er für sie aufgeben. Für sie würde er hinter Klostermauern verschwinden. Er würde Reihen unbekannten pflanzlichen Lebens in der glühend heißen Sonne jäten. Für sie.
    Aber selbst das reichte nicht aus. Sie bestand darauf, daß er es nicht für sie, sondern für Christus tat. Tja, zu dumm. Er war nicht mit Christus verheiratet, genausowenig wie sie. Trotzdem konnte es Gott nicht unangenehm sein, wenn ein Mann und eine Frau einander alles gaben. Sicherlich war das ein

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