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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Schaben-Invasion bereit war?
    Wieder wusste Bean nicht, wie viel die Lehrer davon wussten, was er über den Verlauf des größeren Krieges erraten hatte. Es war besser zu schweigen.
    Â»Ich will, dass du für mich denkst, Bean«, sagte Ender. »Ich brauche dich, damit du Lösungen für Probleme ausheckst, die wir noch nicht einmal kennen. Ich möchte, dass du Dinge versuchst, die noch niemand versucht hat, weil sie vollkommen bescheuert sind.«
    Was soll das, Ender? Was hast du mit mir vor, das mich heute Abend in dein Quartier führt? »Warum ich?«
    Â»Weil es vielleicht bessere Soldaten in der Drachenarmee gibt als dich – nicht viele, wenn auch einige – , aber es gibt keinen, der besser und schneller denkt als du.«
    Er hatte es also bemerkt. Und nach einem Monat der Frustration erkannte Bean, dass es so besser war. Ender hatte seine Leistungen im Kampf gesehen, hatte ihn nach dem eingeschätzt, was er getan hatte, nicht nach seinem Ruf im Unterricht oder den Gerüchten darüber, dass er die besten Noten in der Geschichte der Schule hatte. Bean hatte sich diese Einschätzung verdient, und er hatte sie von der einzigen Person in der Schule erhalten, deren hohe Meinung ihm wirklich etwas wert war.
    Ender hielt Bean sein Pult hin. Auf dem Display waren zwölf Namen zu sehen. Zwei oder drei Soldaten aus jedem Zug. Bean wusste sofort, wie Ender sie ausgewählt hatte. Es waren alles gute Soldaten, selbstsicher und zuverlässig. Aber nicht die Auffälligen, die Akrobaten, die Angeber. Es waren jene, die auch Bean unter denen, die keine Zugführer waren, am meisten schätzte. »Such dir fünf davon aus«, sagte Ender. »Einen aus jedem Zug. Sie bilden eine Spezialeinheit, und du wirst sie ausbilden. Nur während besonderer Trainingszeiten. Sprich mit mir darüber, wozu du sie ausbildest. Halte dich nicht zu lange mit einer Sache auf. Die meiste Zeit werdet ihr Teil der gesamten Armee sein, Teil der üblichen Züge. Außer, wenn ich dich brauche. Wenn es etwas zu tun gibt, das nur du tun kannst.«
    Die zwölf hatten noch etwas anderes an sich.
    Â»Es sind alles Neulinge, keine Veteranen.«
    Â»Nach der letzten Woche, Bean, sind all unsere Soldaten Veteranen. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass auf der individuellen Bestenliste alle unsere vierzig Soldaten unter den besten fünfzig sind? Man muss siebzehn Plätze nach unten gehen, um einen Soldaten zu finden, der kein Drache ist.«
    Â»Was, wenn mir nichts einfällt?«, fragte Bean.
    Â»Dann habe ich mich in dir getäuscht.«
    Bean grinste. »Du hast dich nicht getäuscht.«
    Das Licht ging aus.
    Â»Kannst du zurückfinden, Bean?«
    Â»Wahrscheinlich nicht.«
    Â»Dann bleib hier. Wenn du sehr aufmerksam bist, hörst du vielleicht, wie die gute Fee hereinkommt und unseren Kampfplan für morgen hinterlässt.«
    Â»Sie werden uns doch morgen nicht schon wieder kämpfen lassen?« Bean meinte das als Witz, aber Ender antwortete nicht.
    Bean hörte, wie er ins Bett stieg.
    Ender war immer noch klein für einen Kommandanten. Seine Füße reichten nicht bis zum Ende seines Betts. Bean hatte genug Platz, sich am Fußende zusammenzurollen. Also legte er sich hin und verhielt sich ruhig, um Ender nicht zu stören. Falls Ender schlief. Falls er nicht in der Stille wach lag und versuchte … was zu begreifen?
    Beans Aufgabe bestand jetzt darin, sich das Unvorstellbare vorzustellen – dumme Ideen, die man gegen sie verwenden konnte, und Möglichkeiten, ihnen entgegenzutreten, bescheuerte Innovationen, die sie vielleicht einführen würden, um die anderen Armeen zu verwirren und – wie Bean annahm – dazu zu verleiten, vollkommen unsinnige Strategien zu kopieren. Da nur die wenigsten anderen Kommandanten wirklich verstanden, wie die Drachenarmee siegte, imitierten sie die ausschließlich für eine einzige Situation entwickelten Taktiken, die bei einem bestimmten Kampf benutzt worden waren, statt die dahinterstehende Methode zu erkennen, die Ender bei der Ausbildung und Organisation seiner Armee benutzte. Wie schon Napoleon gesagt hatte, war das Einzige, was ein Kommandant je wirklich beherrschte, seine Armee – Ausbildung, Moral, Vertrauen, Initiative, und zu einem geringeren Grad auch Nachschub, Platzierung, Bewegung, Loyalität und Mut im Kampf. Was der Feind vorhat und welche Möglichkeiten das birgt, widersetzt

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