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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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wusste. Und sehr wahrscheinlich überwachten die Lehrer das Gespräch. Bean konnte nicht zulassen, dass seine Miene verriet, wie viel er wirklich begriff. »Weil sie jemanden brauchen, der die Schaben besiegt. Und das ist eigentlich das Einzige, was sie interessiert.«
    Â»Es ist wichtig, dass du das weißt, Bean.«
    Bean wollte am liebsten fragen: Warum ist es so wichtig, dass ich es weiß? Oder willst du mir damit sagen, dass die Leute im Allgemeinen es wissen sollten? Hast du endlich begriffen, wer ich bin? Dass ich du bin, nur gescheiter und weniger liebenswert? Der bessere Stratege, aber der schwächere Kommandant? Dass, wenn du versagst, wenn du zusammenbrichst, wenn du krank wirst und stirbst, ich deine Stelle einnehmen werde? Soll ich es deshalb wissen?
    Â»Weil«, fuhr Wiggin fort, »die meisten Jungen in dieser Schule denken, dass das Spiel an sich wichtig ist, aber das stimmt nicht. Es ist nur wichtig, weil es den Lehrern hilft herauszufinden, welche Kinder vielleicht echte Kommandanten werden könnten, im echten Krieg. Aber das Spiel selbst – scheiß drauf. Deshalb unternehmen sie nichts. Das Spiel ist ihnen völlig egal.«
    Â»Komisch«, sagte Bean, »ich dachte, nur wir wären ihnen egal.« Nein, wenn Wiggin glaubte, dass Bean diese Erklärung benötigte, verstand er nicht, mit wem er es hier zu tun hatte. Dennoch, Bean war in Wiggins Quartier und sprach mit ihm. Das war zumindest etwas.
    Â»Der erste Kampf, neun Wochen, bevor es dazu hätte kommen sollen. Ein Kampf jeden Tag. Und jetzt zwei am gleichen Tag. Bean, ich weiß nicht, was die Lehrer machen, aber meine Armee wird müde, und ich werde müde, und sie interessieren sich nicht für die Regeln des Spiels. Ich habe die alten Statistiken im Computer gefunden. Niemand hat je so viele Feinde geschlagen und so viele seiner Soldaten in kampffähigem Zustand behalten, in der ganzen Geschichte des Spiels nicht.«
    Was war das, Prahlerei?
    Bean antwortete, wie man es bei einer Prahlerei erwartete. »Du bist der Beste, Ender.«
    Wiggin schüttelte den Kopf. Er ließ sich nicht anmerken, ob er die Ironie in Beans Stimme bemerkt hatte. »Mag sein. Aber es war kein Zufall, dass ich die Soldaten bekommen habe, die ich habe. Frischlinge und Leute, die in den anderen Armeen unerwünscht waren, aber sobald ich sie zusammenhatte, hätte mein schlechtester Soldat in jeder anderen Armee einen Zug führen können. Sie haben mir die besten Chancen gegeben, aber jetzt geben sie mir die schlechtesten. Bean, sie wollen uns brechen.«
    Also verstand Wiggin, dass seine Armee speziell zusammengestellt worden war, selbst wenn er nicht wusste, wer die Auswahl getroffen hatte. Oder vielleicht wusste er alles und wollte Bean im Augenblick nur nicht mehr verraten. Es war schwer zu sagen, wie viel von dem, was Wiggin tat, Berechnung und wie viel Intuition war. »Sie können dich nicht brechen.«
    Â»Sei dir da nicht so sicher.« Wiggin atmete plötzlich scharf ein, als täte ihm etwas weh oder als hätte er jäh im Wind atmen müssen; Bean sah ihn an und erkannte, dass das Unmögliche geschah. Nein, Ender Wiggin versuchte nicht, ihn zu ködern, er vertraute sich ihm tatsächlich an. Nicht viel, aber ein wenig. Ender ließ Bean sehen, dass er ein Mensch war. Holte ihn in seinen inneren Kreis. Machte ihn zu … was? Einem Berater? Einem Vertrauten?
    Â»Vielleicht solltest du dir sicherer sein«, sagte Bean.
    Â»Es gibt eine Grenze, wie viele schlaue Ideen ich jeden Tag aushecken kann. Jemand wird etwas finden, woran ich noch nicht gedacht habe, und es mir entgegenschleudern, und ich werde nicht darauf vorbereitet sein.«
    Â»Wäre das denn so schlimm?«, fragte Bean. »Du verlierst ein Spiel. Was soll’s?«
    Â»Ja. Es wäre das Schlimmste, was passieren kann. Ich darf kein Spiel verlieren. Wenn ich … «
    Er vollendete den Gedanken nicht. Bean fragte sich, welche Konsequenzen Ender befürchtete. Nur das Ende der Legende von Ender Wiggin, dem perfekten Soldaten, oder dass seine Armee kein Zutrauen mehr zu ihm hätte oder zu ihrer Unbesiegbarkeit? Oder ging es um den größeren Krieg und darum, dass die Niederlage in einem Spiel hier in der Kampfschule das Zutrauen der Lehrer erschüttern würde, dass Ender dann nicht mehr der Kommandant der Zukunft wäre, der Mann, der die Flotte anführen würde, sofern er rechtzeitig vor der

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