Enders Schatten
Quartier brachte und ihm nach drinnen half. Aber Bean war bereits auf dem Weg in den Waschraum.
Die Lehrer befahlen ihm zu verschwinden, und Bean hatte genug gesehen. Bonzo lag auf dem Boden, ein paar Sanitäter unternahmen Wiederbelebungsversuche. Bean wusste, dass man das mit niemandem machte, dessen Herz noch schlug. Und aus der lässigen Art, wie die anderen herumstanden, konnte er nur schlieÃen, dass es sich um eine Formalität handelte. Niemand erwartete, dass Bonzos Herz wieder zu schlagen begann. Keine Ãberraschung. Die Nase war ihm tief in den Kopf geschlagen worden. Sein Gesicht war eine einzige blutige Masse. Was das Blut an Enders Kopf erklärte.
All unsere Anstrengungen haben nicht geholfen, aber Ender hat trotzdem gesiegt. Er wusste, dass es passieren würde. Er hat Selbstverteidigung gelernt. Er hat angewandt, was er konnte, und war dabei nicht zimperlich gewesen.
Wenn Ender Pokes Freund gewesen wäre, wäre Poke nicht gestorben. Und wenn Ender davon abhängig gewesen wäre, dass Bean ihn rettete, wäre er jetzt genauso tot wie Poke.
Grobe Hände zerrten Bean von den Beinen und drückten ihn gegen eine Wand. »Was hast du gesehen?«, wollte Major Anderson wissen.
»Nichts«, sagte Bean. »Ist Bonzo noch da drin? Ist er verletzt?«
»Das geht dich nichts an. Hast du nicht gehört, dass wir dir befohlen haben zu verschwinden?«
Colonel Graff erschien, und Bean konnte sehen, dass die anderen Lehrer wütend auf ihn waren â aber nichts sagen durften, möglicherweise wegen des militärischen Protokolls oder weil eines der Kinder anwesend war.
»Ich denke, Bean hat seine Nase einmal zu oft in Dinge gesteckt, die ihn nichts angehen«, sagte Anderson.
»Werden Sie Bonzo nach Hause schicken?«, fragte Bean. »Er wird es sonst nämlich wieder versuchen.«
Graff warf ihm einen mörderischen Blick zu. »Ich habe von deiner kleinen Ansprache in der Messe gehört«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass wir dich hier heraufgebracht haben, damit du in die Politik gehst.«
»Wenn Sie Bonzo nicht abschieÃen und hier rausschaffen, wird Ender nie in Sicherheit sein, und das werden wir nicht zulassen!«
»Kümmere dich um deinen eigenen Kram, kleiner Junge!«, sagte Graff. »Das hier ist Männerarbeit.«
Bean lieà sich von Dimak wegziehen. Nur für den Fall, dass sie sich immer noch fragten, ob Bean gesehen hatte, dass Bonzo tot war, spielte er die Rolle ein wenig weiter. »Und mir wird er auch nachstellen. Ich will nicht, dass Bonzo mir nachstellt.«
»Das wird nicht passieren«, sagte Dimak. »Er geht nach Hause. Darauf kannst du dich verlassen. Aber sprich noch mit niemandem darüber. Warte, bis es offiziell mitgeteilt wird, verstanden?«
»Ja, Sir«, sagte Bean.
»Und woher hast du all diesen Unsinn darüber, einem Kommandanten nicht zu gehorchen, der illegale Befehle gibt?«
»Aus dem Allgemeinen Verhaltenskodex für Angehörige der Streitkräfte«, antwortete Bean.
»Nun, eins kann ich dir sagen â niemand wurde je für das Befolgen von Befehlen vor Gericht gestellt.«
»Das«, sagte Bean, »liegt daran, dass niemand je etwas so Unerträgliches getan hat, dass die Ãffentlichkeit sich aufgeregt hätte.«
»Der Allgemeine Kodex gilt ohnehin nicht für Schüler, zumindest nicht dieser Teil davon.«
»Aber für Lehrer«, sagte Bean. »Er gilt für Sie. Könnte doch sein, dass Sie heute einen illegalen oder unangemessenen Befehl befolgt haben, indem sie ⦠ich weià nicht ⦠eine Weile rumgestanden haben, während in einem Waschraum ein Kampf ausbrach? Oder weil Ihr kommandierender Offizier Ihnen befohlen hat zuzulassen, dass ein groÃer Junge einen kleinen Jungen verprügelt?«
Dimak lieà sich nicht anmerken, ob ihn das traf. Er blieb einfach im Flur stehen und sah zu, wie Bean in die Unterkunft der Drachenarmee zurückkehrte.
Drinnen ging es zu wie in einem Irrenhaus. Die Drachenarmee fühlte sich vollkommen hilflos; sie war wütend und schämte sich. Bonzo Madrid hatte sie ausgetrickst! Bonzo hatte Ender allein erwischt! Wo waren Enders Soldaten gewesen, als er sie brauchte?
Es dauerte lange, bis sie sich beruhigt hatten. Während der ganzen Zeit blieb Bean auf seinem Bett sitzen und hing seinen Gedanken nach. Ender hatte nicht nur diesen Kampf gewonnen. Er hatte sich nicht nur
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