Enders Schatten
geblieben, weil er nicht so viel aà â es war unglaublich, wie viel Essen sie in ihn hineinzwingen wollten; sie vergröÃerten seine Portionen immer wieder, wahrscheinlich, weil die vorherigen Mengen nicht bewirkt hatten, dass er so viel zunahm, wie sie wollten. Aber er konnte nicht verhindern, dass er tatsächlich wuchs. Die Luftschächte würden für ihn schon bald unpassierbar sein â wenn sie es nicht bereits waren. Aber er konnte das Belüftungssystem nicht während der Duschzeiten benutzen, um zu den verborgenen Decks zu gelangen. Er würde Schlaf opfern müssen. Also verschob er es immer wieder; ein Tag würde keinen groÃen Unterschied machen.
Bis zu dem Morgen, als Dimak schon früh in die Unterkunft kam und â mit dem Rücken zum Rest des Zimmers â verkündete, dass alle sofort die Passwörter ändern sollten und niemandem verraten durften, wie das neue Passwort lautete. »Tippt es niemals ein, wenn andere es sehen könnten.«
»Hat jemand die Passwörter anderer Leute benutzt?«, fragte ein Junge, und sein Tonfall lieà darauf schlieÃen, dass er diese Idee für erschreckend hielt. So ehrlos! Bean hätte am liebsten gelacht.
»Es wird vom gesamten IF -Personal verlangt, also könnt ihr es euch auch gleich angewöhnen«, sagte Dimak. »Jeder, der länger als eine Woche das gleiche Passwort benutzt, kommt auf die Schweineliste.«
Aber Bean konnte nur annehmen, dass sie begriffen hatten, was er tat. Das bedeutete, dass sie wahrscheinlich auch wussten, was er in den vergangenen Monaten herausgefunden hatte. Er loggte sich ein und löschte den sicheren Dateibereich, nur für den Fall, dass sie ihn vielleicht doch noch nicht gefunden hatten. Alles, was er dort wirklich brauchte, hatte er sich bereits gemerkt. Er würde sich nie wieder auf das Pult verlassen, wenn es um etwas ging, was er auch im Kopf behalten konnte.
Dann zog er sich aus, wickelte das Handtuch um sich und eilte mit den anderen in Richtung Dusche. Aber Dimak hielt ihn an der Tür auf.
»Wir müssen reden«, sagte er.
»Was ist mit meiner Dusche?«, fragte Bean.
»Plötzlich machst du dir über Sauberkeit Gedanken?«
Bean erwartete, dass man ihm fürs Passwortstehlen die Leviten las. Stattdessen setzte sich Dimak neben ihn auf ein unteres Bett neben der Tür und stellte viel allgemeinere Fragen. »Wie kommst du hier zurecht?«
»Gut.«
»Ich weiÃ, dass deine Testergebnisse gut sind, aber es bereitet mir Sorgen, dass du unter den anderen Kindern keine Freunde hast.«
»Ich habe viele Freunde.«
»Du meinst, du kennst die Namen vieler Leute und streitest dich mit niemandem.«
Bean zuckte mit den Achseln. Diese Fragen gefielen ihm nicht besser, als es Fragen zu seiner Computernutzung getan hätten.
»Bean, das System hier ist aus einem bestimmten Grund entworfen worden. Es gibt viele Faktoren, die in unsere Entscheidungen über die Befähigung eines Schülers zum Kommandanten eingehen. Die Arbeit im Unterricht ist ein wichtiger Teil davon. Aber Führungsqualitäten sind es auch.«
»Hier bersten doch alle nur so vor Führungsqualitäten, oder?«
Dimak lachte. »Das stimmt. Aber ihr könnt nicht alle Anführer sein.«
»Ich bin etwa so groà wie ein Dreijähriger«, sagte Bean. »Ich glaube nicht, dass viele Kids scharf darauf sind, vor mir strammzustehen.«
»Aber du könntest ein Netz aus Freundschaften errichten. Die anderen tun das. Du nicht.«
»Ich nehme an, dann habe ich nicht, was es braucht, um Kommandant zu sein.«
Dimak zog die Brauen hoch. »Soll das etwa heiÃen, dass du abgeschossen werden willst? «
»Sehen meine Testergebnisse so aus, als versuchte ich zu versagen?«
»Was willst du dann?«, fragte Dimak. »Du spielst das Fantasy-Spiel nicht. Dein Trainingsprogramm ist seltsam, obwohl du weiÃt, dass das reguläre Programm dazu entworfen wurde, dir mehr Kraft für den Kampfraum zu geben. Bedeutet das, dass du auch nicht vorhast, dieses Spiel zu spielen? Dann werden sie dich nämlich wirklich abschieÃen. Die Spiele im Kampfraum sind unser wichtigstes Mittel, die Befähigung zum Kommandanten einzuschätzen. Deshalb kreist das ganze Leben um die Armeen.«
»Ich werde im Kampfraum gut zurechtkommen«, sagte Bean.
»Wenn du glaubst, du schaffst es ohne Vorbereitung, hast du dich geirrt.
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