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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Stinkt wie ein Schwein!
    Die Duschzeit war kostbar. In diesen Minuten konnte er die Identität eines der Jungen, die in seiner Nähe schliefen, annehmen und dessen Pult benutzen – während der Betreffende duschte. Sie waren nackt, trugen nur ihre Handtücher, also zeigten ihre Uniformen nicht, wo sie sich aufhielten. Während dieser Zeit konnte Bean über dieses Pult das System erforschen, ohne die Lehrer wissen zu lassen, dass er ihre Tricks erkundete. Es hatte ihn ein wenig verraten, als er die Präferenzen verändert hatte, damit er die dumme Einladung, ihr Spiel zu spielen, nicht jedes Mal sehen musste, wenn er an seinem Pult Hausaufgaben machte. Aber das war nicht schwierig gewesen, und er kam zu dem Schluss, dass es sie nicht sonderlich beunruhigen würde, dass er es herausgefunden hatte.
    Bisher hatte Bean nur sehr wenig wirklich nützliche Dinge herausgefunden, aber er hatte das Gefühl, dass er kurz vor einem wichtigen Durchbruch stand. Er wusste, dass es ein virtuelles System gab, von dem man erwartete, dass die Schüler es hackten. Er hatte die Legenden darüber gehört, wie Ender (selbstverständlich!) das System an seinem ersten Tag gehackt und sich als Gott eingeloggt hatte, aber er wusste auch, dass Ender vielleicht ungewöhnlich schnell gewesen war, aber nichts getan hatte, was sie nicht ohnehin von klugen, ehrgeizigen Schülern erwarteten.
    Beans erster Erfolg bestand darin herauszufinden, wie die Lehrer die Computeraktivität der Schüler verfolgten. Indem er die Aktionen mied, die automatisch den Lehrern gemeldet wurden, konnte er sich einen privaten Dateibereich schaffen, den sie nicht finden würden, solange sie nicht bewusst danach suchten. Wann immer er etwas Interessantes fand, wenn er sich für jemand anderes ausgab, merkte er sich also den Standort, lud die Informationen später in seinen sicheren Bereich und konnte anschließend daran arbeiten, sobald er das wollte – während sein Pult meldete, dass er Werke aus der Bibliothek las. Er las diese Werke natürlich wirklich, aber viel schneller, als sein Pult meldete.
    Nach all diesen Vorbereitungen hatte er echte Fortschritte erwartet. Aber nur zu schnell stieß er auf weitere Mauern – er konnte zwar feststellen, dass das System über bestimmte Informationen verfügte, konnte sich aber keinen Zugang dazu verschaffen. Also suchte er nach Umwegen. Zum Beispiel konnte er keine Pläne der gesamten Station finden, nur von den Bereichen, die den Schülern zugänglich waren, und die waren stets schematisch und kindlich-plakativ und bewusst nicht maßstabgetreu. Aber in einem Programm, das bei einem Druckverlust automatisch Fluchtwege auf die Flurwände projizieren würde, fand er eine Reihe von Notfallplänen, die den Weg zur nächstgelegenen Sicherheitsschleuse zeigten. Diese Pläne waren maßstabgetreu, und nachdem er sie in seinem sicheren Bereich zu einer einzigen Zeichnung zusammengefügt hatte, verfügte er über einen Plan der gesamten Station. Selbstverständlich war nichts außer den Schleusen beschriftet, aber zumindest erfuhr er auf diese Weise, dass es auf beiden Seiten des Schülerbereichs ein Parallelsystem von Fluren gab. Die Station bestand offenbar nicht nur aus einem Rad, sondern aus drei parallelen Rädern, die an vielen Punkten miteinander verbunden waren. Dort wohnten die Lehrer und das Personal, dort waren die Lebenserhaltungssysteme und die Anlagen zur Kommunikation mit der Flotte untergebracht. Die schlechte Nachricht war, dass die drei Räder getrennte Belüftungssysteme hatten. Die Luftschächte im einen Rad würden ihn nicht in eines der anderen bringen. Das bedeutete, dass er vielleicht alles ausspionieren konnte, was im Schülerbereich geschah, die anderen Räder jedoch außerhalb seiner Reichweite blieben.
    Schon innerhalb des Schülerrads gab es viele geheime Orte zu erforschen. Die Schüler hatten Zugang zu vier Decks und außerdem zu der Sporthalle unterhalb des A-Decks und dem Kampfraum über dem D-Deck. Tatsächlich gab es sogar neun Decks, zwei unterhalb von A und drei oberhalb von D. Diese Räume mussten zu etwas gut sein. Und wenn sie glaubten, dass es sich lohnte, sie vor den Schülern zu verbergen, dachte Bean, waren sie sicherlich auch erforschenswert.
    Lange durfte er das nicht mehr vor sich her schieben. Seine Übungen hatten ihn stärker gemacht, und er war schlank

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