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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Geek-Paradies.
    Am anderen Ende des Labors saß ein Mann mit dem Rücken zu uns an einem Schreibtisch. Wir gingen auf ihn zu. Die wirre weiße Mähne kam mir bekannt vor. Konnte das …? Konnte das wirklich er sein?
    »Ich habe jemanden mitgebracht«, sagte Hyden zu ihm. Der Ender drehte sich um. Ich erkannte ihn trotz des Halbdunkels, das ihn umgab, sofort.
    »Redmond!«, rief ich. Ich wäre am liebsten losgerannt und hätte ihn umarmt, aber irgendwie kam mir das unpassend vor, und so ging ich nur mit ein paar schnellen Schritten auf ihn zu, um dann mit hängenden Armen stehen zu bleiben.
    »Das ist aber eine herzliche Begrüßung im Vergleich zum letzten Mal! Wenn ich mich recht erinnere, hielten Sie mir damals eine Pistole an den Kopf.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde.
    »Bin nicht nachtragend«, setzte er hinzu.
    »Ich dachte, der Old Man hätte Sie verschleppt.«
    Redmond warf Hyden einen Blick zu. »Hyden suchte mich auf, erklärte mir seine Pläne, und ich sagte zu. Die Bezahlung ist gut, und es stört mich nicht, für ein Genie zu arbeiten.«
    Hyden zuckte die Achseln – ein halbherziger Versuch, den Bescheidenen zu geben.
    »Aber wer hat dann Ihr Labor abgefackelt?«, fragte ich Redmond.
    »Natürlich ich selbst. Wir wollten dem Feind nichts Brauchbares hinterlassen.«
    Ich dachte an das Aktenschubfach, in dem er etwas Wichtiges für mich hinterlassen hatte – den Speicherblock mit den Notizen, wie er meinen Chip verändert hatte. Ich wusste nicht, ob er Hyden je davon erzählt hatte, sah aber auch keinen Grund, das Thema jetzt anzuschneiden. Die Computer-Chiffre war eine zusätzliche Absicherung für mich.
    »Dann arbeitet ihr also zusammen«, sagte ich. »Und wie soll es nun weitergehen? Der Chip lässt sich nicht entfernen, oder?« Die Frage musste ich stellen, obwohl Hyden mir die Antwort bereits gegeben hatte.
    Redmond schüttelte den Kopf. »Nein. Leider. In diesem Punkt habe ich kaum Fortschritte gemacht.«
    Ich erinnerte mich vage an eine Erklärung, die mir Hyden gegeben hatte, kurz bevor ich weggedämmert war. Über das Aufspüren von Chips … meinen Bruder und Michael … und das Chalet . Ich warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
    »Wie war das mit dem Chalet? Du hast dafür gesorgt, dass mein Bruder, Michael und Eugenia in die Berghütte ziehen?«
    »Ernie, mein Bodyguard, hat sie dorthin gebracht«, sagte Hyden.
    »In den Bergen sind sie sicherer«, warf Redmond ein. »Er hat in solch großer Höhe keinen Zugriff auf einen Chip, dessen Nummernkombination er nicht kennt.«
    Dass Redmond diesen Plan guthieß, beruhigte mich … ein wenig.
    »So wie früher beim Handyempfang?«
    »So ähnlich«, bestätigte Redmond.
    »Mir blieb einfach keine Zeit, das alles mit dir zu diskutieren«, sagte Hyden. »Als ich sah, dass mein Vater in der Lage war, die Chips zu sprengen, musste ich sofort handeln. Es geschah zum Schutz deiner Familie.«
    Mein Bruder. So weit weg in den Bergen. »Ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden.«
    »Ich weiß. Aber ich habe etwas für dich.« Hyden führte mich zu einem Airscreen. »Wir können das kein zweites Mal riskieren – je weniger Signalverbindungen, desto besser. Aber ich wusste, dass dir viel daran liegen würde, dich selbst zu überzeugen. Deshalb machen wir eine Ausnahme.«
    Er schob einen Stuhl vor den Airscreen, und ich setzte mich. Dann drückte er auf ein Icon. Tylers Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
    »Tyler«, rief ich.
    »Monkey!« Er strahlte.
    Ich erkannte hinter ihm einen Wandteppich. Der Raum sah wie das Wohnzimmer des Chalets aus. »Es ist spät. Du solltest eigentlich längst im Bett sein.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein.
    Michael tauchte neben ihm auf. »Er durfte ausnahmsweise wach bleiben, um dir Hallo zu sagen.«
    »Und geht es euch gut? Eugenia auch?«
    »Wir sind alle heil angekommen«, sagte Michael. »Und es geht uns gut. Wieder.«
    »Was meinst du mit wieder?«
    »Na ja, es war schon unheimlich«, berichtete Michael. »Eben sind wir noch daheim, und im nächsten Moment wachen wir in der Hütte auf. Keiner von uns weiß, wie das passiert ist. Dann taucht dieser Typ auf, Ernie heißt er, und erklärt uns, warum wir hier sicherer sind. Aber wie sind wir hergekommen?«
    »Mann, das ist doch klar. Wir sind entführt worden«, erklärte Tyler in dieser unnachahmlichen Art von Kindern, bei denen Spaß und Ernst ganz nahe beisammen liegen.
    Ich sah Hyden an, der neben mir stand. Er zuckte die Achseln, als wollte er sagen, anders

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