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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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warf einen Blick auf die Frühstückstheke und entdeckte mehrere Gläser mit Getreideflocken. »Ich dachte, Briten trinken nur Tee.«
    Ich nahm eine Tasse und rührte etwas Milch ein.
    Er legte einen Finger an die Lippen. »Psst! Kein Wort davon zur Queen!«, sagte er lachend. »Wie ich höre, leben Sie jetzt in Helenas Haus.«
    »Sie hat es mir hinterlassen. Zur Hälfte jedenfalls. Die andere Hälfte geht an Helenas Enkelin. Sobald ich sie ausfindig mache.«
    »Ich kenne Emma. Wir sind uns mehrere Male begegnet. Und ich kannte ihre Mutter.« Er senkte den Blick.
    »Tut mir leid.« Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee.
    Emmas Mutter – Helenas Tochter – hatte natürlich der mittleren Generation angehört. Und wann immer jemand Middles erwähnte, kam Trauer auf. Ich selbst kannte Helenas Tochter nicht. Und ob Redmond sie gut oder weniger gut gekannt hatte, spielte keine Rolle. Sobald das Gespräch auf einen Middle kam, weckte das die Erinnerungen an all die Middles, die wir verloren hatten. Ich wollte uns beiden diesen Schmerz ersparen und drang deshalb nicht weiter in ihn.
    »Wie ist Emma so?«, fragte ich.
    »Sämtliche Frauen in dieser Familie sind eigensinnig und widerspenstig. Das muss wohl in den Genen verankert sein. Für Emma galt das ganz besonders. Die dachte immer, sie könnte die Welt verbessern. Typisch Jugend – oder Starter, wie man heute sagt.«
    »Falls Sie ihr begegnen, können Sie ihr dann Bescheid sagen, dass ihre Großmutter nicht mehr lebt? Und dass ein großes Erbe auf sie wartet?«
    »Falls ich ihr begegne. Klar.« Er starrte in seinen Kaffee. »Wie ist es so, in Helenas Haus zu leben?«
    »Schön. Es fühlt sich an, als sei sie immer noch da.«
    »Sie war eine bewundernswerte Frau«, sagte er. »Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Starters zu retten. Wenn sie nur geahnt hätte, dass der Mann, den sie so abgrundtief hasste, einen Sohn hatte, der das gleiche Ziel wie sie verfolgte.«
    Meine Gedanken wanderten zu Hyden. Der Junge war so kompliziert.
    »Was ist mit seinem Arm?«, erkundigte ich mich. »Wissen Sie mehr darüber?«
    »Mit seinem Arm? Du meinst – mit seinem Körper?«
    Nun war ich völlig verwirrt.
    »Lass dir das lieber von ihm selbst erklären«, meinte er.
    »Er war verletzt, nehme ich an?«
    »Achte nur darauf, dass du ihn nicht berührst, und alles ist in Ordnung. Ich bin mal versehentlich an seine Hand gestoßen. Es hat eine Woche gedauert, bis er in meiner Nähe wieder einigermaßen entspannt war.«
    »Er traut Ihnen?«
    »Nicht mehr und nicht weniger als allen anderen.«
    Das erinnerte mich wieder an die Worte des Old Man.
    »Kennen Sie seinen Vater?«, fragte ich.
    »Ich weiß viel über ihn. Und über seine Pläne. Wenn er die vollständige Chip-Technologie in die Finger bekommt, wird er sie ohne jeden Skrupel an die Meistbietenden verkaufen – egal ob es sich um Terroristen oder noch schlimmere Verbrecher handelt. Und deshalb nehme ich es in Kauf, mich hier unten wie ein Erdhörnchen zu verkriechen.«
    »Können wir das Ganze nicht rückgängig machen? Wenn wir die übrigen Metallos zusammenholen und versuchen, die Chips zu entfernen oder unbrauchbar zu machen …«
    »Wir können die Erfindung der Chips nicht rückgängig machen. Sinnvoller ist es, Gegenmaßnahmen zu entwickeln.«
    »Warum übergebt ihr den Chip nicht einfach der Regierung und lasst sie die Technologie weiterführen?«
    »Die Regierung!« Er lachte heiser. »Hyden traut den Politikern nicht. Und ich selbst bin ebenfalls skeptisch. An der Spitze unseres Landes stehen Leute, die obdachlose Starters in Anstalten stecken, oder nicht?«
    Das Argument leuchtete mir ein.
    »Redmond, wer immer Verbindung zu meinem Chip aufnahm, muss die neue Technologie in all ihren Details kennen. Aber das trifft nur auf Hyden und seinen Vater zu, oder?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    Ich dachte an die Stimme, die wie mein Vater geklungen hatte. Selbst wenn er noch lebte: Wie hätte er Zugriff auf die Chip-Technologie erhalten können? Ein Grund mehr, dass es nicht mein Vater gewesen war.
    Als ich Hyden später in seinem Techniklabor über einen Notizblock gebeugt antraf, fragte ich ihn, ob wir reden könnten. Er arbeitete an irgendwelchen Gleichungen, die ich nicht entziffern konnte. Redmond befand sich auf der anderen Seite des Raumes.
    Hyden stand auf und führte mich in ein Besprechungszimmer. Wir nahmen um einen Rundtisch Platz, auf dem ein üppiges, von einem Pflanzenlicht angestrahltes Blattgewächs

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