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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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gestellt hatte. Oder von dem Chip. Es gab dieser Tage eine Menge Dinge, die ich auf den Chip schob. Ein derart tiefer Eingriff in das Gehirn musste einfach Nebenwirkungen haben.
    Ich ließ mich aus dem Bett rollen und begab mich in das enge Bad, um eine kurze Dusche zu nehmen. Ich hatte es eilig, denn ich wollte mit Redmond reden. Allein.
    Aber als ich das Labor betrat, war Redmond nicht da. Stattdessen entdeckte ich Hyden. Er stand an einem Airscreen und gab verschlüsselte Zahlen ein. Bevor ich unauffällig verschwinden konnte, hatte er mich entdeckt und winkte mich zu sich. Er war umgeben von einem unheimlichen Plasmagewirr, von ganzen Bündeln winziger Fäden, deren Enden wie durch Zauberei in der Luft schwebten, von Flüssigkeiten, die durch unsichtbare Röhren wanderten.
    »Was machst du da?«
    »Ich arbeite an einem Blocker für dich.«
    »Damit mein Chip nicht aufgespürt werden kann?«
    »Freu dich nicht zu früh. Das könnte noch eine Weile dauern.« Er wandte sich von seinem Airscreen ab.
    »Redmond hat mir eine Abschirmplatte eingesetzt. Aber das war ein Provisorium.« Ich tastete meinen Hinterkopf ab. »Sie ist immer noch da.«
    Ich dachte an meinen Traum von letzter Nacht. Wie konnte ich dem Sohn des Old Man vertrauen? Ein altes Sprichwort, das meine Mutter gern benutzt hatte, fiel mir wieder ein: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Hyden war eindeutig das gleiche technische Genie wie sein Vater. Aber was hatte er sonst noch von ihm geerbt?
    Er sah mich an. »Mache ich dich nervös?«
    Offenbar entging ihm nichts. Oder war ich so leicht zu durchschauen?
    »Ich weiß«, sagte er. »Du bist mit dem Gedanken aufgewacht: ›Was suche ich eigentlich hier beim Sohn des Old Man?‹« Er hob die Arme und krümmte die Finger wie ein Gespenst. »Dass mein Vater ein Monster ist, heißt nicht, dass ich auch eines bin. Im Gegenteil, seinetwegen weiß ich genau, was ich nicht sein will.«
    »Und Söhne kommen nie nach ihren Vätern?«
    »Nun, du wirst mich genau im Auge behalten müssen, um sicher zu sein, dass ich nicht auf die Schattenseite wechsle.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und starrte seinen Airscreen an. »Ich arbeite rund um die Uhr, um sein Treiben zu stoppen.«
    Hyden musste sich verantwortlich fühlen. Denn er war verantwortlich. Schließlich hatte er die Chip-Technik entwickelt.
    »Und allmählich läuft uns die Zeit davon«, fuhr er fort. »Mit dieser Bombe hat er den Konflikt angeheizt.«
    Ich starrte eine der Röhren in seiner Nähe an. Die Flüssigkeit, die sie enthielt, schimmerte in allen Regenbogenfarben.
    »War es nicht ein Verlust für ihn, eine der Metallos zu vernichten?«, fragte ich. »Schließlich kann er nicht mehr für Nachschub sorgen.«
    »Das war es ihm wert, um dich in die Hände zu bekommen. Und um ein Haar wäre ihm das geglückt.«
    Ich drehte mich im gleichen Moment um wie er und stieß mit der Hand gegen seinen Arm. Hyden zuckte zurück, hielt sich den Arm und schloss die Augen, als müsste er einen heftigen Schmerz verdrängen.
    »Alles okay? Tut mir leid, das wollte ich nicht.«
    »Ich weiß.« Er atmete tief durch. »Es ist nichts.«
    Aber seine Stimme klang angestrengt. Und als er die Augen öffnete, errötete er vor Verlegenheit.
    »Keine Sorge«, sagte er, ohne mich anzusehen.
    »Das war keine Absicht«, erwiderte ich. »Was ist los, Hyden? Was ist mit deinem Arm?«
    Er blickte mich an, als wollte er sich überwinden, die Sache zu erklären. Aber er schien nicht die richtigen Worte zu finden. Deshalb entschied er sich für einen Rückzug.
    »Ich muss weg«, sagte er über die Schulter hinweg. »Tut mir leid.«
    Ich berührte meinen Hinterkopf. Plumper hätte ich es wohl nicht anstellen können. Ich verließ das Labor und machte mich auf die Suche nach Redmond.
    Ich entdeckte das sterile Labor, fand es jedoch leer und schlenderte ein wenig ziellos durch die Gänge. Wo sonst konnte sich ein Forscher noch aufhalten? Dann roch ich Kaffee. Ich folgte dem Duft und kam in die Küche.
    Sie wirkte zweckmäßig, beinahe technisch, nur mit dem Nötigsten ausgestattet, aber sehr geräumig. Redmond stand mit dem Rücken zu mir an der Kaffeemaschine. »Hallo, Callie«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Woher wussten Sie, dass ich es bin?«
    »Ihre Schritte sind viel leichter als die von Hyden oder Ernie. Und ich dachte mir schon, dass Sie mich suchen würden.« Er drehte sich um und lächelte mich an. »Auch einen Schluck?« Er hob die Kaffeekanne hoch.
    »Gern.« Ich

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