Enders
kann ihn haben. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das Ding endlich loszuwerden.«
Hyden sah mich mit ernster Miene an. »Wenn das so einfach wäre …«
Mein Magen verkrampfte sich. Ich konnte den Servicemann nicht mehr sehen. Vermutlich war er hinter dieser Wartungstür verschwunden.
»Es gibt so vieles, was ich dir erklären muss«, sagte Hyden. »Und das meiste davon wird dir seltsam vorkommen.«
»Mich kannst du nicht mehr erschüttern. Ich höre Stimmen in meinem Kopf, bin mit einem Chip ausgestattet, der jederzeit explodieren könnte, und erfahre ganz nebenbei, dass ich zu meiner eigenen Sicherheit den Rest meines Lebens in einem mit T -Stahl verstärkten Panzer verbringen soll.«
»Oder in großer Höhe. Oder tief unter der Erde. Alles Orte, an denen die Suchgeräte meines Vaters dein Signal nicht aufspüren können.«
»Er hat mich sogar in der Berghütte meiner Mieterin aufgespürt.«
»Ich weiß. Ich konnte seinen Chiptalk im Luftraum mitverfolgen.«
»Was?«
»Es ist so. Manchmal suche ich nach dem Signal, mit dem er sich Zugriff auf Metallos verschafft. Und ich arbeite daran, es zu blockieren.«
»Woher weißt du, wie du das bewerkstelligen musst?«
»Eine ganze Weile, bevor ich geboren wurde, arbeitete mein Vater – er heißt übrigens Brockman – an der Entwicklung eines Chips für Körper-Gehirn-Transfers.«
Brockman. Ich ließ den Namen auf mich wirken. Das Monster, das über mich verfügte wie ein Marionettenspieler trug einen profanen Namen. Brockman. Gewöhnlich und doch irgendwie unheimlich.
»Mit solchen Experimenten«, fuhr Hyden fort, »beschäftigte sich damals eine ganze Reihe von Forschern. Meine Mutter erzählte mir, dass ich ihn als kleiner Junge oft in seinem Labor beobachtete. Er glaubte es nicht, aber sie behauptete, dass ich an einem Sommertag, noch bevor ich sprechen konnte, einen Stift in die Hand nahm und eine Gleichung löste, an der er lange vergeblich herumgerechnet hatte.«
»Echt?«
»Nun ja, vielleicht hat sie ein wenig übertrieben.«
Er lächelte. Es war schön, ihn lächeln zu sehen.
»Von da an ließ er mich nicht mehr aus den Augen. Er behandelte mich wie eines seiner Forschungsobjekte. Das Prinzip für den Chip stammte von mir. Wir entwickelten und bauten ihn gemeinsam, gerieten aber in Streit, als es um die praktische Anwendung ging. Ich sah sie vor allem in der Medizin, aber er wollte das große Geld.«
»Warum verkaufte er die Erfindung dann nicht einfach, anstatt Prime zu gründen?«
»Er brauchte Prime, um sich das nötige Kapital für die Perfektionierung des Chips zu beschaffen. Über Prime lief außerdem die Werbung, die Käufer aus höchsten Kreisen ansprechen sollte.«
»Welche Kreise?«
»Ausländische Regierungen. Terroristen.«
»Er würde sein eigenes Land verraten.«
»Er denkt nur an sich. Deshalb musst du dich an einem sicheren Ort vor ihm verstecken.«
Etwas an seinen Worten machte mich stutzig. »Willst du damit sagen, dass ich wirklich nicht mehr heim kann?«
»Dir bleibt keine andere Wahl.«
»Aber mein Bruder – was wird aus ihm? Und aus Michael?«
»Glaub mir, sie sind sicherer, wenn du nicht bei ihnen bist. Er hat es in erster Linie auf dich abgesehen, nicht auf sie.«
»Ich lasse sie nicht im Stich.«
»Dein Chalet in den Bergen wäre sicher genug für die beiden.«
»Aber er hat auch dort Kontakt mit mir aufgenommen.«
Hyden kniff die Augen zusammen. »Er kannte deine Chip-Nummer. Das erleichtert den Zugriff. Es ist eine einmalige Kombination, die man sich leicht merken kann. Aber die übrigen Chip-Nummern gingen ihm verloren, als Prime geschlossen wurde.«
»Wie konnte er dann Reece aufspüren und töten?«
»Er sucht nach Metallos. Ich kann das auch, aber es kostet Zeit.«
»Mit einem Metalldetektor.« Ich hatte einen Witz machen wollen.
»Im Prinzip schon, aber längst nicht so plump wie so ein Ding.« Er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Wie ich sehe, bist du inzwischen bereit, mir zu glauben. Und du begreifst allmählich die Zusammenhänge. Denkst du, du könntest das nächste Stück Wahrheit vertragen?«
Wie viele Enthüllungen hatte er denn noch auf Lager? »Schieß los«, sagte ich.
»Ich habe bereits dafür gesorgt, dass Michael und Tyler in das Chalet ziehen.«
»Du hast was?«
»Und Eugenia.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Sie müssten inzwischen dort eingetroffen sein.«
Ich hatte jede Menge Fragen an ihn, aber plötzlich fühlte ich mich müde. Sehr müde. Als
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