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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Abschirmung zu entfernen.«
    »Genug gequatscht, nun machen Sie schon!«, forderte ich ihn auf.
    »Halten Sie jetzt ganz still!«
    Ich bekam mit, wie das Lösemittel schäumte und Blasen warf. Ein stechender Geruch stieg mir in die Nase.
    »Wow«, sagte Michael. Allem Anschein nach wedelte er mit den Armen, um den Gestank zu vertreiben.
    »Kommen Sie nicht zu nahe«, warnte Redmond ihn. »Ich versuche das Plättchen jetzt mit einer Pinzette zu fassen und herauszuhebeln.«
    Im nächsten Moment zerrte Redmond an der Abschirmung.
    »Die linke Seite löst sich … jetzt noch der Rest …«
    Redmond rüttelte mit der Pinzette an den Rändern des Plättchens. Ich spürte, wie es mit einem Ruck freikam.
    »Geschafft«, sagte er. »Großartig. Jetzt säubern wir die Stelle noch ein wenig …«
    Natürlich war das Einbildung, aber ich fühlte mich leichter. Michael tätschelte meinen Arm.
    »Gut gemacht«, lobte er.
    Während Redmond sich abwandte, um sterile Tupfer zu holen, schrillte draußen im Korridor eine Sirene los.
    »Was ist das denn?«, rief ich Redmond über den Lärm hinweg zu.
    »Sicherheitsalarm. Bleiben Sie liegen!«
    Er rannte aus dem Behandlungszimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ich setzte mich auf.
    »Du sollst liegen bleiben«, mahnte Michael. »Du hast eine Wunde am Hinterkopf.«
    Ich hatte ein kratziges Gefühl in der Kehle, und eine neue Note überlagerte die medizinischen Gerüche im Raum. Ich hustete. Michael und ich wechselten einen Blick. Dann begann auch er zu husten.
    Es war die Luft. Ich blickte auf. Durch den Türschlitz quoll weißer Rauch wie der Giftatem eines Drachen.

kapitel 12 Ich kletterte vom Operationstisch, riss ein Handtuch vom Haken und feuchtete es rasch mit kaltem Wasser an. Dann reichte ich es Michael.
    »Halte dir den Mund zu!«, befahl ich.
    Ich hielt ein zweites Handtuch unter die Wasserleitung und drückte es gegen Mund und Nase. Es blockierte den Rauch, aber das Atmen fiel mir schwer.
    Draußen im Gang drang Rauch aus allen Ritzen, und der bittere Geruch überwältigte uns. Michael blieb dicht neben mir.
    »Redmond!«, keuchte ich.
    Ich hörte keine Antwort, nur das An- und Abschwellen der Sirene.
    Meine Augen begannen von dem Qualm zu tränen. Ich konnte nur ein paar Schritte weit sehen und tastete mich mit einer Hand an der Korridorwand entlang.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Michael.
    »Redmond«, schrie ich über das Sirenengeheul hinweg. »Hyden!«
    Ich warf einen Blick über die Schulter, aber der Gang war jetzt so vernebelt, dass ich selbst Michael nicht mehr erkennen konnte. Der Qualm und das Schrillen des Alarms dämpften meine Wahrnehmung. Dann packte mich jemand hart am Arm.
    Es war ein Fremder, ein bulliger Ender mit einer Gasmaske, die ihn wie einen überfressenen Alien aussehen ließ. Er hatte einen Zip-Taser in einer Hand und die für Enders typische leichte Pistole im Gürtel stecken.
    Ich verhakte einen Fuß von hinten in seinem Bein und versuchte ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch er stand da wie ein Felsen. Michael hatte mich eingeholt und wollte mir helfen, aber der Ender schlug ihm den Griff seines Tasers an die Schläfe. Michael ging taumelnd zu Boden. Ich ließ das Handtuch fallen und wehrte den Ender mit beiden Händen ab. Vergeblich. Der Mann war stärker als ich und umklammerte meine Unterarme.
    Und nun, da ich das bittere Gas voll einatmete, wurde mir schwindlig. Die Wunde am Kopf hatte ich fast vergessen, doch jetzt schmerzte sie wieder.
    Der Ender richtete seinen Zip-Taser auf mich. Ich warf mich im letzten Moment zur Seite – und die Elektrodennadel brannte ein Loch in die Wand.
    Er zerrte mich grob zu sich heran, bis ich nur noch Zentimeter von seiner Maske entfernt war. Das Gas ließ mich taumeln. Plötzlich klappte er den Mund weit auf und sackte zu Boden. Ernie stand hinter ihm, eine Pistole in der Hand. Auch er trug eine Gasmaske. Offenbar hatte das Sirenengeheul seinen Schuss übertönt. Ernie riss dem Ender die Maske vom Gesicht und warf sie mir zu. Die Beklemmung legte sich nach den ersten Atemzügen.
    »Okay?«, fragte Ernie. Seine Stimme klang dumpf durch die Schutzmaske.
    Ich zog ein paar Haarsträhnen unter der Maske hervor und nickte. »Michael. Er ist verletzt.« Ich deutete über meine Schulter.
    »Sonst noch jemand dahinten im Korridor?«, erkundigte sich Ernie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wo ist Hyden?«
    »Unversehrt. Aber alle anderen haben sie mitgenommen.« Ernie rannte an mir vorbei und suchte im Qualm nach

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