Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
lassen sollen. Aber sie war eben noch nicht bereit.
Auch wenn sie sich dafür schämte – sie hatte sogar selbst schon eine Versöhnung in Erwägung gezogen. Andererseits dachte Franci immer logisch und pragmatisch. Wenn eine Versöhnung überhaupt möglich war, hätte sie schon längst stattgefunden. Oder Sean käme auf den seltsamen Gedanken, dass er mit der Mutter des Kindes zusammen sein wollte, wenn er einmal wusste, dass sie eine gemeinsame Tochter hatten. Aber sie, Franci, war kein Trostpreis. Das war sie damals, im zweiten Monat schwanger, nicht gewesen, und das war sie auch heute nicht.
Als sie ihn dann im Supermarkt traf, hatte sie sich über ihre heftige Reaktion selbst am meisten gewundert. Wenn sie geahnt hätte, dass sie ihn sehen würde, hätte sie sich mental darauf vorbereiten können und vernünftig reagiert. Doch ihm binnen so kurzer Zeit ein zweites Mal unverhofft zu begegnen hatte sie völlig aus der Bahn geworfen.
Seit Rosies Geburt hatte sich Franci vorgenommen, Sean eines Tages zu erklären, was passiert war und wieso sie sich entschieden hatte, das Kind allein aufzuziehen. Es war für sie eine einfache, wenn auch keine leichte Entscheidung gewesen. Wenn er sie schon nicht so sehr liebte, dass er sie heiraten wollte, bevor sie schwanger wurde, wollte sie auch nicht mit ihm zusammen sein, nur weil da ein Kind war. Da sie sich kannte und ihr klar war, wie stark ihre Gefühle für ihn waren, hätte sie das jedoch niemals durchziehen können. Dann hätten sie eine Ehe geführt, die von Anfang an nicht echt war und eines Tages schmerzhaft enden würde – für alle Beteiligten.
Und momentan war das Wichtigste Rosie – sie war wichtiger als Franci oder Sean. Daher wollte Franci es langsam angehen und verhindern, dass Sean etwas überstürzte. Rosie sollte ganz normal und geborgen aufwachsen. Sie würde mit Sean reden. Ihm verständlich machen, dass sie ein neues Leben führte – auch weil sie akzeptiert hatte, dass er ein neues Leben führte.
Und wenn das alles zwischen ihnen geklärt war, würde sie Rosie ihrem Vater vorstellen.
Als Sean an diesem Abend nach Hause kam, waren Luke, Shelby und Art gerade dabei, das Essen auf den Tisch zu stellen, das sie sich in Jacks Bar zum Mitnehmen geholt hatten. Zwangsläufig, da Sean nicht rechtzeitig mit den Lebensmitteln wieder da war. Und jetzt war er zurück, mit seinem ramponierten Gesicht, dem blauen Auge und der geschwollenen Nase, die laut Notarzt sehr wahrscheinlich nicht gebrochen war. Er sah wirklich schlimm aus. Die Hand nahm er vorsorglich überhaupt nicht aus der Jackentasche, denn er konnte sicher keine Gabel in der Hand halten.
Kaum hatte er die Küche betreten, drehten sich alle zu ihm um und wurden still. Sie starrten ihn erstaunt an. Schließlich fragte Art: „Hey, Sean. Wollte sich die Frau nicht mit dir treffen?“
„Können wir das Thema wechseln?“, bat Sean.
Das Schweigen über die Ereignisse beeinträchtigte die Stimmung beim Essen. Während Shelby und Art sich um den Abwasch kümmerten, nahm sich Sean ein Bier aus dem Kühlschrank, schlüpfte in seine Jacke und ging raus auf die Veranda. Zwei Minuten später tauchte Luke neben ihm auf, ebenfalls mit einem Bier in der Hand. Insgesamt waren die Riordans fünf Brüder. Luke war sechs Jahre älter als Sean, und sie standen sich sehr nahe.
Sean erzählte ihm, wie er Franci im Supermarkt getroffen hatte. Nachdem er mit seinem Bericht fertig war, sagte Luke: „Wenn ich das richtig verstehe, hat dieser Riesenkerl, um ein Vielfaches größer und schwerer als du, beschlossen, Franci vor dir zu beschützen. Und du hast ihn angegriffen?“
„So könnte man es zusammenfassen“, meinte Sean.
„Und wieso greifst du jemanden an, der offensichtlich größer und stärker ist als du? Du bist doch clever genug, dich aus solchen Situationen herauszureden.“
„Es war eben so, Luke“, antwortete Sean. „Weil er mich von ihr fernhalten wollte.“
Luke dachte einen Moment nach. „Oh Mann. Ich rieche Ärger. Was hat es denn nun wirklich mit dieser Frau auf sich? Raus mit der Sprache.“
„Ich weiß es auch nicht“, erwiderte Sean elend. „Ich dachte, ich könnte sie einfach vergessen. Aber da ist was. Vielleicht habe ich sie doch mehr geliebt, als ich dachte.“
„Nur aus reiner Neugierde: Wieso ist dir das nicht schon vor vier Jahren aufgefallen?“
„Woher soll ich das wissen?“ Nach kurzem Schweigen sagte Sean abschließend: „Ich dachte, ich hätte alles im
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