Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Schneider nach.
»Nix natürlich. Er war nach eigener Aussage ja auf der Jagd, und Frau Heger wohnt nicht mehr bei ihm. Sie haben mit dieser neugierigen Nachbarin gesprochen – und die wusste ja auch nichts.«
»Ja, leider, obwohl sie sonst so ziemlich alles über die ganze Nachbarschaft zu wissen scheint. Ich hoffe, das ist bei mir in Birkenweißbuch anders.«
»Verlassen würde ich mich nicht drauf …«
Schneider lächelte gequält, dann übernahm Reezer das Wort.
»Tja, Leute, ich lag leider richtig mit meiner Vermutung, wer das Mordopfer ist: Es handelt sich um Hansjochen Röhm, zweiundfünfzig Jahre alt, Druckereibesitzer in Gschwend und dort als Gemeinderat, Vereinsmitglied und so weiter sehr engagiert. Er hat früher Meiers Bücher gedruckt, aber vor ein paar Jahren wechselte Meier zu einer billigeren Online-Druckerei. Bisher habe ich noch nicht gehört, dass sich Röhm darüber geärgert hätte. Meier ist wohl, was die Bezahlung von Rechnungen angeht, kein besonders zuverlässiger Kunde – das hat mir jedenfalls Willy Übele erzählt, ein Bekannter von mir, der für die Druckerei im Empfang und als Hausmeister arbeitet, so eine Art Mädchen für alles, und der immer seine Ohren und Augen offen hält, um nur ja keinen Klatsch und Tratsch zu verpassen. Wir werden auch noch routinemäßig das Zahnprofil abgleichen – aber wenn Sie einverstanden sind, Herr Schneider, würde ich es erst mal auf gut Glück beim Zahnarzt in Gschwend versuchen. Wenn wir Frau Röhm nach dem Zahnarzt ihres Mannes fragen, und sie will wissen, wozu wir die Info brauchen … Es wird noch hart genug für sie, wenn sie den Leichnam sehen will. Ach, und die Info aus dem Labor ist noch ganz frisch – deshalb konnten wir Röhms Witwe noch nicht informieren.«
Es war Reezer anzusehen, das ihm das ganz recht war.
»Lassen Sie das mal mich und Ernst machen, Herr Kollege. Vielleicht erfahren wir etwas von ihr, das uns weiterhilft.«
»Aber Sorgen mach ich mir schon um sie, ich …«
»Sie haben mir schon gesagt, dass sie nervliche Probleme hat. Wir werden es ihr möglichst schonend beibringen, und wenn Sie wollen, rufe ich Sie gleich danach an und sage Ihnen, wie es gelaufen ist. Und wenn Sie dann den Eindruck haben, Sie müssten mal nach ihr sehen, dann tun Sie das – okay? Ich ruf Sie dann an – ich weiß ja, dass Sie sich Sorgen machen.«
»Gut. Danke.«
»Da wir jetzt von Röhm als Opfer ausgehen können, sollten wir nun auch dringend mit Hochdruck in seinem Umfeld ermitteln. Ernst und ich fahren gleich nachher zu Frau Röhm, also können sich auch die anderen sofort an die Arbeit machen. Wir müssen wissen, was es seit der Kündigung von Meiers Druckauftrag noch an Berührungspunkten zwischen den beiden Männern gab. Waren die vielleicht irgendwo im selben Verein, hat sich Röhm am Stammtisch abfällig über den Maya-Autor Meier geäußert, gab es im Gschwender Gemeinderat irgendeine Entscheidung, die mit Meier zu tun hatte? Gemeinsame Freunde, mögliche Streitpunkte – das wird eine ordentliche Fleißarbeit. Herr Reezer, Sie und Maigerle setzen sich bitte gleich nach unserer Besprechung mit den Kollegen zusammen, gehen mögliche Ansätze durch und verteilen auch gleich die Aufgaben. Nehmen Sie ruhig auch noch ein paar Kollegen vom zuständigen Revier dazu, wir können jetzt jeden gut brauchen, der die Leute in Gschwend und Welzheim persönlich kennt. Danach reicht es immer noch, wenn Sie Ihr Glück beim Zahnarzt versuchen.«
»Geht klar«, sagte Reezer und wirkte sehr zufrieden damit, dass er eine Führungsrolle spielen durfte.
»Wir haben außerdem die Ergebnisse der Halteranfragen vorliegen – Sie erinnern sich: Die Autos, die am Freitag und Samstag im Umkreis des Ebnisees standen und irgendwie verdächtig wirkten. Herr Maigerle, Sie haben die Liste vor sich.«
»Es handelt sich um vier Fahrzeuge, bis auf eines ergibt sich bei keinem Wagen ein erfolgversprechender Ansatz.«
Maigerle überflog die Liste noch einmal, dann fasste er zusammen.
»Also … Am Ortseingang von Kaisersbach aus Richtung Ebnisee stand ein Kleinwagen mit Stuttgarter Kennzeichen am Straßenrand – das hatte eine junge Frau aus Untertürkheim dort abgestellt, die am Freitag gegen elf Uhr vormittags auf dem Weg zu einer privaten Party in Kaisersbach kurz vor dem Ziel eine Panne hatte. Den Wagen ließ sie stehen, feierte in Ruhe, und am Samstag gegen dreizehn Uhr holten Freunde das Auto mit dem Traktor ab und machten es in einer Scheune wieder
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