Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Toter, oder?«
»Nein«, sagte Schneider.
»Und mehr wollen oder dürfen Sie mir vermutlich nicht sagen.«
»Ja, so ist es.«
»Na, gut. Dann belassen wir es für heute dabei. Wollen Sie noch etwas von mir wissen?«
»Ich glaube, was wir bisher von Ihnen gehört haben, müssen wir jetzt erst einmal sacken lassen. Morgen treffen die ersten Gäste des Endzeitspektakels hier ein, da kann es dann gut sein, dass wir noch einmal Ihre Hilfe brauchen – vielleicht auch kurzfristig.«
Haab zog eine Karte aus der Jacke.
»Hier steht auch meine Handynummer drauf, das hab ich eigentlich immer an. Wenn’s also mal pressiert: Ruhig durchklingeln, ich fahr auch schnell mal raus zu Ihnen. Für mich ist das alles hier eine spannende Gelegenheit, das habe ich Ihnen ja schon gesagt. Feldforschung, sozusagen, und ganz ohne Flugkosten.«
Er lachte noch einmal, drehte sich um die eigene Achse, sog die Atmosphäre des winterlichen Zeltlagers auf, dann verabschiedete er sich und stapfte mit großen Schritten zum Waldweg zurück und weiter in Richtung Ebnisee.
Als Schneider und Ernst an dem Bauernhaus der beiden jungen Leute vorbeikamen, stand Kai Hummel gerade mit einem schmächtigen Mann zusammen, der ihn immer wieder fragte und sich Hummels Antworten in einem A5-Block notierte. Über die linke Schulter des Mannes verlief ein schwarzer Gurt, an dessen unterem Ende eine Kamera baumelte.
Von hinten war sich Schneider nicht gleich sicher, ob es sich wirklich um Hasselmann handelte, aber trotzdem hielt er auf die beiden Gesprächspartner zu, und Ernst folgte ihm.
»Herr Hasselmann?«, fragte Schneider, noch bevor er ihn ganz erreicht hatte.
Der Reporter fuhr herum, sah kurz zwischen den beiden Kommissaren hin und her, dann fasste er sich schon wieder und wandte sich Schneider zu.
»Ah, Herr Kommissar, wie gut, dass ich Sie treffe. Was können Sie denn Neues zu Ihrem Mordfall sagen?«
»Nichts, Herr Hasselmann, und wenn sich etwas ergibt, wird unsere Pressestelle es Sie wissen lassen.«
»Schade, aber« – er deutete mit dem gezückten Stift auf den jungen Mann neben sich – »Herr Hummel konnte mir sehr weiterhelfen. Ich muss dann jetzt auch wieder, tschüs miteinander!«
Damit war er schon davongehuscht und marschierte in Richtung Ebnisee davon.
»Und Sie haben ihm hoffentlich keinen Blödsinn erzählt«, raunzte Schneider noch zu Hummel hin. Der schüttelte den Kopf, presste die Lippen zusammen und steckte etwas in seine Hosentasche. Schneider glaubte, die Ecke eines Fünfzig-Euro-Scheins erspäht zu haben.
Die Soko traf sich wieder.
»Wir haben mit Frau Heger gesprochen«, begann Jutta Kerzlinger. »Sie hat uns erzählt, ihr künftiger Exmann hätte zunächst tatsächlich versucht, sie vor dem Haus ihres Freundes in der Forststraße in Welzheim abzupassen, aber als sie dem davon erzählte, erwischte er Heger beim nächsten Mal und stellte ihn zur Rede. Dieser Freund, Christian Mantz, war ebenfalls dabei, als wir mit Frau Heger gesprochen haben – und ich habe ihn nicht als Mann großer Worte erlebt. Aber er hat ein Mordskreuz, muskulöse Arme, genau die Art Kerl, die manche Frauen mögen.«
Sie grinste spöttisch, und die anderen lächelten – jeder am Tisch wusste, dass sie sich aus Männern nicht viel machte.
»Ich vermute mal, der hat dem Heger eine verpasst, und dann hat sich unserer wackerer Jäger getrollt – aber so kann man das der Kripo ja schlecht erzählen, wenn man seinem Freund nicht Ärger einbrocken will, nicht wahr? Aber seit diesem ›Gespräch‹ unter Männern hat sich Heger vom Haus des Freundes ferngehalten und auch sonst keinen Kontakt mehr zu Frau Heger gesucht. Die Scheidung läuft übrigens schon, und sie hat sich offenbar noch nicht endgültig entschieden, ob sie ihren Mädchennamen wieder annehmen soll. Gut möglich, dass für sie und Mantz bald nach der Scheidung die Hochzeitsglocken läuten, dann wär das ohnehin egal. Und ihr Mädchenname lautet Blümlein – das ist in der Kombination mit Rosie natürlich auch nicht unbedingt besonders toll.«
Maigerle lachte auf.
»Als ich sie dann noch gefragt habe, ob sie von einer neuen Freundin oder von gelegentlichen Frauenbekanntschaften ihres Mannes wisse, schaute sie mich nur ungläubig an. Mir kam es so vor, als wäre zwischen den Eheleuten schon lange nichts mehr gelaufen – sie konnte sich ihren Jäger offenbar überhaupt nicht mit irgendeiner Frau zusammen vorstellen.«
»Und was ist mit dem Alibi für die Mordnacht?«, hakte
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