Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
flott. Die junge Frau ist inzwischen wieder daheim in Stuttgart, sie hat allem Anschein nach keinerlei Bezug zu irgendjemandem im Schwobastüble oder zu Meier und seinen Helfern.«
Maigerle blätterte weiter.
»Auf dem kleinen Waldparkplatz beim Kleinkastell an der Landesstraße 1150, also der Straße von Welzheim in Richtung Murrhardt, stand ein Van mit Schwäbisch Haller Kennzeichen und drei ›an Bord‹-Aufklebern mit Kindernamen. Der Wagen ist auf eine Frau Mitte vierzig zugelassen, die mit Mann und drei Söhnen in Michelbach an der Bilz wohnt und sich seit zwei, drei Jahren heimlich mit einem verheirateten Landwirt aus Wäschenbeuren trifft. Die beiden verabreden sich wohl regelmäßig dort, die Frau steigt bei ihrem Lover ins Auto und dann geht’s bis Sonntag in einen kleinen Gasthof in der Umgebung. Als ich bei ihr zuhause angerufen habe, ging der Mann dran, erzählte mir von einem Wochenendseminar seiner Frau und gab mir die Handynummer. Sie hat mich geradezu angefleht, nur ja nichts ihrem Mann zu verraten – und ich bin schon gespannt, wie sie ihm erklären wird, dass ihr Auto von Freitag an auf einem Waldparkplatz stand.«
Er grinste kurz, fuhr dann fort.
»Aber auch in ihrem Fall gilt: Ihr Wagen steht dort erst seit Freitag Vormittag, und es gibt keine erkennbare Verbindung zu unserem Fall. Das dritte Auto stand im Strümpfelbachtal, ein Stück hinter der Brandruine der Nonnenmühle, dieses früheren Ausflugslokals: eine ziemlich teure Limousine mit Bonner Kennzeichen. In einer der Scheunen dort hinten gab’s am Freitag ein Klassentreffen, das gleich morgens mit Weißwurstfrühstück begann – und als dann abends beim Wintergrillen das letzte Weizen getrunken war, ließ der Besitzer seine Limousine stehen und ging zu Fuß mit einem seiner alten Klassenkameraden hinauf nach Althütte, um dort seinen Rausch auszuschlafen. Ich habe ihn auf der Rückfahrt nach Bonn erwischt, er klang noch ziemlich … nun ja: müde. Die Kollegen haben bei den anderen Klassenkameraden nachgefragt, der Bonner war erst am Freitag gegen zehn Uhr angereist.«
»Und der vierte Wagen, den Sie auf Ihrer Liste haben?«, fragte Ernst nach, er klang etwas ungeduldig.
»Das ist wesentlich interessanter. Es handelt sich um ein Wohnmobil mit Freiburger Kennzeichen, abgestellt auf einem Waldparkplatz zwischen Althütte und Ebni. Das ist etwa gegenüber dem Sträßchen, das zur Nonnenmühle führt, und da ist eine Wiese mit ein paar Grillstellen – im Sommer sehr beliebt, im Winter ist es dort eher ruhig, abgesehen von ein paar Hundebesitzern, die ihre Vierbeiner Gassi führen. Das Wohnmobil ist auf einen Edmund Schauffler angemeldet – und der ist als Privatdetektiv registriert. Einige, die in Althütte und Ebni an der Durchgangsstraße wohnen, erinnern sich, dass der ziemlich sperrige Camper am Mittwoch mehrfach durch die Dörfer gefahren ist, möglicherweise auf der Suche nach einem Stellplatz. Also könnte das Wohnmobil seit Mittwoch dort stehen. Es steht noch immer am selben Platz, aber die Kollegen haben Schauffler dort bisher nicht angetroffen. Es führen Motorradspuren vom Camper weg – wahrscheinlich war eine kleine Geländemaschine am Wohnmobil befestigt, die entsprechende Halterung ist leer.«
»Ich nehme an, die Kollegen halten auf ihren Fahrten nach einer solchen Maschine die Augen offen und gehen auch immer wieder mal bei diesem Schauffler vorbei?«
Maigerle nickte.
»Klar, läuft. Interessant ist noch, dass zwei Teilnehmer an Meiers Endzeittreffen auf der Liste stehen, die aus derselben Gegend stammen wie Schauffler: Roman Flaatz aus Freiburg und Karin Tobel aus Denzlingen bei Freiburg.«
»Hm«, machte Schneider, »wenn jemand aus der Freiburger Gegend diesen Detektiv auf einen der beiden angesetzt hat, sollten wir nur noch wissen, was sein Auftrag ist und was er mit dem Maya-Meeting zu tun hat.«
Der gelbe Porsche rollte vor dem Röhm’schen Wohnhaus in Gschwend aus, und Schneider und Ernst ließen sich mit dem Aussteigen mehr Zeit als sonst. Aber irgendwann standen sie doch vor der Haustür und klingelten. Das Fenster über ihnen schwang auf, und eine Frau mit Pagenfrisur sah zu ihnen herunter.
»Frau Röhm?«
Die Frau nickte.
»Wir sind Kollegen von Herrn Reezer – und wir müssten bitte mit Ihnen reden. Können wir kurz reinkommen?«
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, dann nickte sie, schon sichtlich besorgt, schloss das Fenster und öffnete ihnen kurz darauf die Haustür.
Im Wohnzimmer –
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