Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Schneider und Ernst hatten auf Sesseln Platz genommen, die Hausherrin hockte wie zum Sprung bereit auf der Kante der Couch – brachten sie ihr so schonend wie möglich die Nachricht vom Tod ihres Mannes bei. Sie ließen alle Details weg und deuteten auch nur vage an, dass Hansjochen Röhm keines natürlichen Todes gestorben war. Doris Röhm hielt sich tapfer, als Schneider in ruhigem Tonfall sprach, aber es war abzusehen, dass sie dringend Hilfe brauchte.
»Haben Sie Freunde oder Verwandte, die wir für Sie anrufen könnten?«, fragte er schließlich. »Es wäre sicher gut, wenn Sie jetzt nicht allein wären.«
Sie sah an ihm vorbei ins Leere, und Schneider musste nach einer Weile noch einmal fragen.
»Arnie«, sagte sie schließlich, und ihr Tonfall ließ das Schlimmste befürchten. Sie sprach leise, hauchte fast, und ein leichtes Zittern schwang mit.
»Welcher Arnie? Ist das ein Verwandter von Ihnen?«
»Nicht direkt. Arnie Weißknecht wohnt nebenan, und seit dem Tod seiner Eltern ist er für uns fast so etwas wie ein eigener Sohn geworden. Vor allem mein Mann hat sich immer sehr um ihn gekümmert – er hat immer darauf geachtet, dass Arnie nicht in Schwierigkeiten geriet. Wissen Sie«, sagte sie und ihr Blick wurde etwas weicher, »der Junge ist etwas leichtgläubig und lässt sich oft ausnutzen – deshalb hat mein Mann immer wieder mal dafür gesorgt, dass Arnie nicht über den Tisch gezogen wurde.«
»Gut, wir geben Herrn Weißknecht gleich Bescheid.«
Schneider sagte das ganz ruhig, aber insgeheim war er völlig verwirrt: Weißknecht wohnte neben Röhm, Röhm kümmerte sich um Weißknecht, der wiederum ist Assistent von Meier – und in dessen Zeltlager wurde Röhm tot aufgefunden. War Weißknecht die Verbindung? Welche Rolle spielte dieser Arnie überhaupt? Und war er jetzt endlich daheim? Schließlich hatten die Kollegen bisher vergeblich versucht, ihn zu sprechen.
»Außerdem hat mich Herr Reezer gebeten, Ihnen sein herzliches Beileid auszudrücken – er wollte nachher noch bei Ihnen vorbeikommen. Ist Ihnen das recht?«
Sie nickte nur und blieb auch sitzen wie ein Häufchen Elend, als die beiden Kommissare sich verabschiedeten.
»Wir finden selbst hinaus, Frau Röhm«, sagte Schneider noch, dann sahen sie zu, dass sie das Haus verließen.
Kaum draußen angekommen, informierte er Reezer, der gerade auf dem Weg zum Zahnarzt war, über die Verbindung Weißknecht-Röhm und bat den Kollegen, möglichst bald bei Frau Röhm vorbeizuschauen, er habe ihn schon angekündigt.
Den Eingang zu Weißknechts Haus fanden sie erst, als sie das Gebäude halb umrundet hatten. In Richtung Marktplatz war dem Haus eine Art Schaufenster vorgebaut, in dem alte Zeitungen und ein altes Fahrrad zu einer kuriosen Kleinstausstellung kombiniert waren.
Das Scheppern der Klingel war bis heraus auf die Straße zu hören, aber niemand öffnete. Ernst ging vollends um das Haus herum, sah aber nirgendwo irgendein Fahrzeug stehen – scheinbar war Weißknecht wirklich nicht zuhause. Kurz darauf stiegen sie unverrichteter Dinge wieder in den Wagen und fuhren zurück.
Hasselmann wartete noch einen Moment, dann trat er aus dem Schatten des Vorbaus, der die Frontseite des Gasthofs Zum Hecht zierte, machte ein paar Fotos, hielt dann auf das Haus der Familie Röhm zu und klingelte.
Demo version limitation
Montag, 10. Dezember 2012
Susanne Forberger hatte schlecht geschlafen, aber die tiefen Augenringe, die ihr die aufgeregt durchwachte Nacht bescherten, passten ganz gut zu der Geschichte, die sie sich ausgedacht hatte, um sich als Susanne Beyer vorzustellen und ihr verspätetes Eintreffen zu erklären.
Sie atmete noch einmal tief durch und betrat das Schwobastüble. Hinter der Theke spülte die Bedienung gerade Gläser.
»Guten Morgen, ich suche die Teilnehmer des Treffens, das Xumucane k-p’eñal hier veranstaltet.«
Sie hatte die Aussprache von Meiers Künstlernamen gestern ausgiebig mit dem Maya-Experten Fridolin Haab geübt, und inzwischen ging ihr das sperrige Pseudonym recht flüssig über die Lippen.
»Ach, sind Sie auch eine Teilnehmerin?«
Die Bedienung trocknete sich die Hände ab und zog ein dickes Buch heran, das am Rand der Theke neben anderen Papieren lag. Susanne nickte und nannte den Namen Beyer. Hinter ihr öffnete sich die Tür, und die Bedienung fuhr mit dem Zeigefinger eine Liste entlang.
»Guten Tag«, sagte eine Männerstimme, Susanne drehte sich um und fing ein angenehmes Lächeln auf. Der Mann, der
Weitere Kostenlose Bücher