Endlich nur noch Liebe
den Kopf und berührte ihre Lippen sanft mit seinen.
Kelly stöhnte auf. Er brauchte sie nur zu berühren, und schon wurde sie wieder schwach. So einfach war es.
Gianni hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. Er wusste, dass er sie
misstrauisch gemacht hatte, und hasste sich dafür. "Es knistert zwischen uns so sehr, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich habe eine Dummheit
gemacht. Statt das, was du mir gegeben hast, wie ein Geschenk anzunehmen, habe ich mir wie ein Dieb alles genommen. Ich war zornig auf mich selbst und habe es an dir ausgelassen. Das nächste Mal wird es perfekt sein, das verspreche ich dir."
Sie hörte, was er sagte, und begriff erst wenige Sekunden später, was er
meinte. Dieser wunderbare Mann hatte sich über sich selbst geärgert, weil er glaubte, er habe sie nicht befriedigt. Ihr Herz schien überzufließen vor Liebe zu ihm. "O Gianni, mit dir ist es für mich immer perfekt", erklärte sie spontan. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
Will sie mir schmeicheln, oder stimmt es, was sie da behauptet? überlegte er zynisch. Jedenfalls würde er ihr jetzt noch nicht verraten, wer er wirklich war.
Er lächelte halb belustigt, halb spöttisch. Kelly konnte ihre Gefühle nicht verbergen, ihr Blick verriet sie. Ich glaube nicht, dass ich mich täusche, sonst ist sie eine perfekte Schauspielerin, dachte er, während er sie noch einmal küsste.
"Und das ist Andrea, wie er im Kolosseum hinter verwilderten Katzen herläuft."
Judy Bertoni reichte Kelly das Foto.
Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa im Salon und tranken eine Flasche
Weißwein. Andrea lag schon im Bett, und Signor Bertoni war im Yachtclub.
Kelly lächelte. "Ihr hattet offenbar viel Spaß in Rom. Ich komme mir irgendwie überflüssig vor, denn du bist ohne mich mit Andrea gut zurechtgekommen."
"Meine Schwiegereltern waren sehr beeindruckt. Doch deine Hilfe war
unbezahlbar." Judy, eine große, elegante Brünette, war vor ihrer Heirat Model gewesen. Sie war als Hausfrau und Mutter nicht besonders geschickt.
"Ich war doch gar nicht dabei", wandte Kelly ein.
„Ja, das weiß ich." Judy lächelte zufrieden. "Aber Carlo ist aufgefallen, dass ich ihm, wenn du dich um Andrea kümmerst, mehr Aufmerksamkeit schenken
kann", erklärte sie kokett. „In Rom habe ich dafür gesorgt, dass er den Unterschied deutlich spürte. Ich habe mich die ganze Zeit mit Andrea
beschäftigt." Sie zwinkerte Kelly zu. "Und prompt hat er sich entschlossen, nach unserer Rückkehr nach England ein Kindermädchen zu engagieren."
Judy versteht es glänzend, ihre Wünsche durchzusetzen, dachte Kelly belustigt.
Carlo Bertoni war ein sehr reicher Mann und auch sehr altmodisch und
traditionsbewusst. Seine Mutter hatte nie ein Kindermädchen beschäftigt, und er hatte nicht einsehen wollen, dass seine Frau eins brauchte.
"Doch genug davon", sagte Judy und füllte die Gläser, die auf dem Couchtisch vor ihnen standen, noch einmal. "Marta hat mir erzählt, du hättest dem sprichwörtlichen Charme der italienischen Männer nicht mehr widerstehen
können und dir einen Freund zugelegt. Wo hast du ihn kennen gelernt? Und wie heißt er?"
Kelly erzählte Judy alles, was sie wusste. "Ich habe ihn hier vor einer Woche kennen gelernt. Er ist ungemein attraktiv, groß, hat dunkles Haar und arbeitet im Hafen. Er wohnt irgendwo in der Altstadt."
"O nein! " rief Judy aus. "Du bist auf einen Hafenarbeiter aus dem Ort hereingefallen. Du liebe Zeit, Kelly, konntest du dir nicht einen anderen aussuchen?"
Kelly versteifte sich. "Ich glaube, du hast mich nicht verstanden: Wir sind verliebt", verteidigte sie sich. Es stimmte, sie war verliebt. Und als sie und Gianni sich am Freitag getrennt hatten, war sie überzeugt gewesen, er sei auch in sie verliebt. Er hatte sie am Montag angerufen, und sie hatten sich für den nächsten Freitag in der Trattoria verabredet, in der sie schon einmal gewesen waren.
"Verliebt!" Judy lachte. "Hör auf mich, Kelly, und sei vorsichtig. Sorg dafür, dass du dich schützt."
"Vielen Dank für den Rat", erwiderte Kelly spöttisch. Sie ärgerte sich über Judys Überheblichkeit. Sie wollte sich jedoch mit ihr nicht streiten, denn immerhin war sie ihre Arbeitgeberin. Aber Judy war schon immer etwas
snobistisch gewesen.
"Gern geschehen", sagte Judy lächelnd. Offenbar war ihr der Spott in Kellys Stimme nicht aufgefallen. Judy warf einen Blick auf ihre goldene Armbanduhr und seufzte, ehe sie den Fernseher einschaltete. "Ich frage mich, wo
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