Endlich nur noch Liebe
jüngeren Bruder zu heiraten.
Offenbar hält sie dich und mich für Konkurrentinnen. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass sie ihr Ziel erreicht. Gianfranco umgibt sich gern mit schönen Frauen. Er ist auf Dauer mit einer einzigen nicht zufrieden", erzählte Judy.
Fasziniert und schockiert zugleich beobachtete Kelly, wie Gianfranco und
seine Angehörigen sich in die Reihe vor ihnen setzten. Sie fühlte sich wie betäubt und wagte kaum zu atmen, denn das alles tat viel zu weh. An die Oper Don Giovanni konnte Kelly sich später nicht erinnern.
Wie aus weiter Ferne hörte sie schließlich Judys vertraute Stimme.
"Beeil dich, Kelly. Ich will den Grafen zum Abendessen einladen. Vielleicht kann Carlo dann leichter mit ihm ins Geschäft kommen." Judy sprang auf.
Kelly erschrak, denn sie wollte Gianfranco nicht noch einmal begegnen. Sie ließ absichtlich ihre Abendtasche fallen und bückte sich. Dann tat sie so, als suchte sie etwas. Als sie sich wieder aufrichtete, waren er und seine
Angehörigen verschwunden, und Judy ärgerte sich. Ihre schlechte Laune hielt jedoch nicht lange an.
Nachdem sie zu Hause festgestellt hatte, dass ihr Mann schon schlief, bestand sie darauf, dass Kelly mit ihr noch etwas trank. Und dann musste Kelly sich alles anhören, was Judy über Gianfranco wusste.
"Ich habe irgendwo noch die Zeitschrift von vorigem Jahr. Maldini hat damals erlaubt, dass ein Bericht über sein Privatleben veröffentlicht wurde, aber nur unter einer Bedingung: Er hat eine Spende verlangt für eine Stadt in Italien, die teilweise unter einem Erdrutsch begraben war."
Für Kelly war es eine einzige Quälerei. Sie leerte ihr Glas Wein und hätte am liebsten eine ganze Flasche getrunken und den schrecklichen Abend vergessen.
Als Judy mit dem Hochglanzmagazin zurückkam und Kelly die Fotos zeigte,
wurde ihr ganz übel.
Die Familie Maldini besaß beeindruckende Anwesen auf dem Land,
Apartments in New York und Rom, außerdem eine Hochseeyacht, die in Genua
vor Anker lag. Doch es brach ihr beinah das Herz, als sie das Foto von dem Jagdhaus oberhalb das Gardasees betrachtete.
Sie erkannte es wieder. Dorthin hatte Gianfranco sie am vergangenen Freitag mitgenommen. Und als wäre das noch nicht genug Beweismaterial, musste sie sich auch noch das Foto von ihm anschauen, wie er auf seinem Motorrad saß und mit einem Mann zu reden schien, der ein Gewehr bei sich hatte. Es war derselbe Mann, der sie beide am Ufer des Sees überrascht hatte.
Wahrscheinlich hatte Gianfranco insgeheim über sie gelacht, weil sie sich so leicht hatte täuschen lassen.
"Entschuldige, Judy, mir ist etwas übel. Das kommt sicher vom Wein. Ich gehe am besten ins Bett." Sie stand auf und verließ den Raum.
4. KAPITEL
Schmerzerfüllt zog Kelly sich aus und stellte sich unter die Dusche. Sie ließ den Tränen freien Lauf. Was für ein schrecklicher Abend!
Ich hätte mir denken können, dass es zu schön war, um wahr zu sein, überlegte sie.
Jetzt wusste sie, dass ihr erster Eindruck richtig gewesen war. Der Mann hatte nichts Gutes vorgehabt. Er war ein ganz gemeiner, hinterhältiger Kerl.
Kelly seufzte. Es tat unendlich weh, und das alles war ihre eigene Schuld. Sie war auf seinen Charme und sein attraktives Äußeres hereingefallen. Gianfranco hingegen hatte sich nur gut amüsiert. Deshalb war er auch so entsetzt gewesen, als er gemerkt hatte, dass sie noch Jungfrau war. Der Gedanke, sie wäre
womöglich schwanger geworden, war für ihn offenbar eine Belastung. Ihr war jetzt klar, warum er so zornig geworden war und Angst vor einer
Vaterschaftsklage hatte. Wenn der Graf Maldini jemals heiratete, dann nur eine reiche Italienerin aus einer passenden Familie, aber bestimmt nicht so eine unbedeutende Frau wie Kelly.
Sie war völlig erschöpft und hatte Kopfschmerzen. Nach dem Duschen hatte
sie nur noch den Wunsch, sich hinzulegen und zu schlafen. Doch dann konnte sie lange Zeit nicht einschlafen.
Sobald sie die Augen schloss, tauchte Giannis Bild vor ihr auf. Nein, nicht Giannis, wie sie sich immer wieder korrigierte, sondern das Bild des Grafen Gianfranco Maldini. Schließlich weinte sie sich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen um sieben kam Andrea fröhlich herein und sprang auf
Kellys Bett. Sie lächelte leicht gequält und stand auf. Die Eltern des kleinen Jungen würden mindestens noch eine Stunde schlafen. Sie zog sich und ihn an und ging mit ihm in die Küche.
Er war ein ausgesprochen netter Junge. Er aß sein Müsli, trank ein
Weitere Kostenlose Bücher