Endlich Single: schon verliebt
den süßlich duftenden Kopf. “Ich nehme das als ein Nein.”
Ihr nächstes Problem war die Einsamkeit. Jahrelang war sie einsam in Guys Prunkschloss gewesen. An die Einsamkeit dort war sie gewohnt. Ihre Ehe war eine Aneinanderreihung wichtiger Partys, wichtiger Wohltätigkeitsveranstaltungen und wichtiger Geschäftsdinner. Anfangs hatten sie und Guy viel zusammen gelacht. Dann kam ihnen seine Zukunft in den Weg, und der Spaß endete. So lief das eben mit Erfolgsmännern: Sie hielten sich für die Verkörperung ihrer Karriere und bauten lieber Imperien auf, statt den Augenblick zu genießen. Nina fühlte sie sich mit jedem Tag nutzloser und leerer, bis sie endlich den Mut zur Trennung aufbrachte.
Guy war fassungslos. “Scheidung? Ich habe dich nie betrogen, und dass bei dir ein anderer Mann im Spiel ist, machst du mir doch hoffentlich nicht weis! Jetzt willst du also den Rest deines Lebens allein verbringen? Du bist fast vierzig, Nina! In deinem Alter findest du keinen neuen Partner! Wieso lässt du dir nicht eine Schönheitsoperation verpassen? Danach fühlst du dich bestimmt besser.”
Sie hatte geglaubt, er täusche sich, hatte geglaubt, nichts sei schlimmer als die Kälte in ihrer Beziehung. Doch schon nach der ersten Woche in ihrem neuen Domizil verstand Nina, was Guy gemeint hatte: Einsam war einsam, gleichgültig, wo man lebte. Guy hatte bloß nicht erkannt, dass das Zusammenleben mit ihm schlimmer gewesen war als das Alleinsein.
Ihre Mutter schlug in dieselbe Kerbe wie der heiß geliebte Schwiegersohn. “Vierzig ist der Anfang vom Ende, Kind!” kreischte sie entsetzt. “In diesem Alter läuft dir eher ein Terrorist als ein anständiger Mann über den Weg! Warts ab, bald lassen deine körperlichen Reize nach, die ersten Krähenfüße zeigen sich, und du entdeckst Fettpölsterchen an den unmöglichsten Stellen. Dieser Bruch ist ein fataler Fehler! Sag Guy, du hättest deine Meinung geändert.”
Als Nina entschieden ablehnte, wurde sie praktisch von ihrer Mutter verstoßen.
Selbst Charity fühlte sich zu einer Warnung genötigt. “Deine Mutter ist ein Eisklotz. Das war sie schon immer. Aber in einem hat sie Recht. In der heutigen Dating-Szene herrschen Wildwestmethoden. Sei auf das Schlimmste gefasst.”
Zumindest das war unnötig, denn Nina brauchte keinen neuen Mann. Sie hatte ihren Job, ihr Apartment, und nun hatte sie auch noch Fred. Der würde sie niemals enttäuschen. “Wir werden für immer zusammen sein”, flüsterte sie ihm leise ins Ohr. Untermalt von seinen geräuschvollen Schnarchern schlief sie ein.
Debbie hauchte feuchte Küsse auf sein Gesicht. “Nein”, murmelte Alex schlaftrunken. “Ich will keine Kinder!” Er schob ihre Nase weg, öffnete die Augen – und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
Neben ihm auf der Couch lag ein Tier.
Ruckartig richtete er sich auf. Sein haariger Couchgenosse ging mit einem dumpfen Plumps zu Boden. “Was zum Teufel …” Sanftes Licht der Stehlampe durchflutete den Raum und zeigte Alex das Monster zu seinen Füßen.
Es war ein Bassetmischling. Alle viere in die Luft gestreckt, ähnelte er allerdings mehr einer Salami mit Beinen.
Ungeschickt rollte sich die merkwürdige Kreatur auf den Bauch und sah ihn vorwurfsvoll an. Der Hund war wirklich sehr gut, was vorwurfsvolle Blicke anging.
“Tut mir Leid”, entschuldigte sich Alex. “Du hast mich zu Tode erschreckt.” Er kraulte den Hund hinter den Ohren. Sein vierbeiniger Besucher schloss die Augen und seufzte genüsslich. “Na, Sportsfreund, wo kommst du her? Noch besser – wie kommst du hierher?” Er sah zur Apartmenttür: verschlossen. Damit blieb nur das Fenster. “Du bist durchs Fenster gekommen? Wer bist du? Superhund?”
Ein Blick in die sternklare Nacht sorgte für weitere Verwirrung. Das Hintertor war fest geschlossen. “Du musst in einem der Apartments leben.”
Sein Besucher präsentierte ihm sein wenig attraktives Hinterteil und entschied sich zu einem Wechsel in aufregendere Gefilde. Dabei glitzerte etwas Silbernes an seinem Halsband.
“Nicht so schnell, mein Junge.” An der Tür fing Alex den Bassetmischling ein und entzifferte den Schriftzug auf dem Anhänger. Fred Askew – 2455 River Drive. Apt. “du gehörst eine Etage höher, Fred, alter Knabe.” Suchend blickte er sich nach seinem T–Shirt um. “Auf zu einem kleinen Nachbarschaftsbesuch!”
Noch im Halbschlaf räkelte Nina sich wohlig und warf einen Blick zur Uhr auf dem Kaminsims. Elf. Zeit, Fred
Weitere Kostenlose Bücher