Endlich Single: schon verliebt
allwöchentliche Treffen ihrer Lesegruppe statt. Das weiß ich, denn sie hat mich zu sämtlichen Aktivitäten eingeladen.”
“Sind Sie hingegangen?”
“Beim Bridge beschwerte sie sich über mein mangelndes Pokerface, und beim Klavier konstatierte sie mir irreparable Unmusikalität. Der Lesegruppe bin ich allerdings noch nicht gegenübergetreten. Ich lese nicht viel.”
“Vielleicht besuche ich sie an einem der kommenden Abende.”
Nur ungern zerstörte Alex einen so netten Plan. “Besser nicht. Rich kommt abends zu Besuch. Jeden Abend.”
“Rich?”
“Ihr junger Lover.” Eine bezaubernde Röte überzog Ninas Wangen. Auch Verlegenheit stand ihr ausnehmend gut. “Rich ist zweiundsechzig und wahrscheinlich der einzige Mann, der Norma das Wasser reichen kann. Natürlich nimmt Rich auch jedes Jahr am Marathonlauf teil und landet unter den ersten fünfzig. Die beiden sind großartig, aber abends würde ich dort nicht uneingeladen aufkreuzen, egal aus welchen Gründen. Junge Liebe braucht ihre Privatsphäre.”
“Glauben Sie, Fred könnte ein Problem werden?” erkundigte sich Nina besorgt.
“Nur wenn er sich an Normas Trainingsrad erleichtert.”
Nina sah hinab auf den Haufen Fellwülste, in den Fred jedes Mal verschmolz, sobald er sich irgendwo niederließ. “Halt dich ja von Normas Rad fern, Fred!”
Fred schnarchte.
“Er hats kapiert”, spottete Alex. “Aufgewecktes Kerlchen.”
“Und Alex’ Fenster ist ab sofort auch tabu!” setzte Nina hinzu.
“Na, na. Wir wollen hier nicht übertreiben”, bremste Alex ihren Überschwang. “Ich kann immer Gesellschaft gebrauchen.”
Nina neigte den Kopf. Glanzlichter fingen sich in ihren schwarzen Locken. Wieso fiel es ihm nur plötzlich so schwer, sich an das Thema ihrer Unterhaltung zu erinnern? Es gab keinen Grund, dass sie ihn derart verwirrte. Schließlich war er kaum hinweg über seine Beziehung mit … mit …
Oh, zur Hölle!
“Geht es Ihnen gut, Alex?”
Mit wem war er noch ausgegangen? Sie war blond gewesen, daran erinnerte er sich. Höchste Zeit, hier zu verschwinden! Diese Nina Askew benebelte seinen Verstand! Von den verheerenden Auswirkungen auf seinen Hormonhaushalt ganz zu schweigen. “Mir geht es bestens, aber ich sollte jetzt gehen. Danke für die Cola.”
Sie brachte ihn zur Tür und dankte ihm für Freds Ablieferung. Währenddessen versuchte Alex verzweifelt, sich den Namen der Frau ins Gedächtnis zurückzurufen, mit der er sechs Wochen lang ausgegangen war. Es musste am Alter liegen. Morgen wurde er dreißig, und schon verabschiedeten sich fluchtartig seine kleinen grauen Zellen. Wie-immer-sie-auch-hieß war haarscharf davongekommen; ihre gemeinsamen Sprösslinge hätten lausig bei den Buchstabierwettbewerben abgeschnitten. Sie war der Typ, den jegliches Versagen in tiefe Depressionen stürzte. Wie, zum Henker, war bloß ihr Name?
“Debbie!”
“Nein, Nina”, wurde er sofort verbessert.
Wieder hatte Alex das Gefühl, sich in ihren dunklen Augen zu verlieren, was der Grund war, warum er überhaupt erst in diesen Schlamassel geraten war. “Ich weiß, dass Sie Nina sind. Ich suchte nur gerade nach dem Namen meiner … äh, Hündin.”
“Sie haben einen Hund?” Nina strahlte. “Deshalb also ist Fred durch Ihr Fenster gestiegen. Er suchte nach einer Spielkameradin.”
“Nein. Debbie war meine … ist egal. Wie auch immer, Fred hatte die richtige Idee. Ich könnte selbst gut eine … einen Freund gebrauchen.”
“Jetzt haben Sie zwei davon direkt über sich.”
Zum Abschied schüttelten sie sich die Hand. Wie zart sie sich anfühlte! Ob ihre Haut überall so samtweich war? Vergiss es! befahl er sich und floh in den Flur. “Ich muss los. Bis bald, Fred.”
Auf dem Weg nach unten begegnete ihm Rich, der ekelhaft gesund aussah in Jeans und einem grau gestreiften T-Shirt, das genau mit dem Grauton seines Haars harmonierte. Rich war mit einer Pizza auf dem Weg zu Norma.
“Hallo, Alex.” Zur Begrüßung gab es einen kraftvollen Boxhieb. “Sie amüsieren sich doch nicht heimlich mit meiner Lady, oder?”
“Rich, Sie wissen doch, Norma gönnt mir keinen zweiten Blick. Ich könnte mit ihrem Tempo niemals Schritt halten.” Alex rieb seinen schmerzenden Bizeps. Rich hatte einen gemeinen Schlag an sich. “Ich war zu einem Antrittsbesuch bei der neuen Mieterin.”
“Nina Askew? Sehr attraktive Frau.” Seine Augen verengten sich. “Sie ist älter als Sie.”
“Das sagt der Richtige.”
“Nein, nein, das ist
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