Endlich verheiratet?
Becky am Schreibtisch vor. “Was machst du denn hier?”, wollte sie wissen.
“Ich muss mit einer Freundin sprechen. Wo warst du?”, fragte Becky vorwurfsvoll. “Mir hast du erklärt, dass du heute arbeitest.”
“Das ist eine lange Geschichte”, erwiderte Melanie besorgt. “Was ist los? War alles in deiner Größe schon ausverkauft?”
“Ich habe mich nicht um den Schlussverkauf gekümmert.”
Das war so ungewöhnlich, dass Melanie sich erst mal in einen Sessel fallen ließ. “Warum nicht?”
“Weil ich mit Jason Schluss gemacht habe.”
“Schon wieder? Warum denn das?”
“Er betrügt mich.”
“Bist du dir sicher?”, fragte Melanie empört.
“Ich habe ihn mit einer Frau in der Abteilung für Herrenbekleidung gesehen”, berichtete Becky. “Und ich habe Augen im Kopf. Sie hat ihn geradezu vollgesabbelt! Und mir hat er gesagt, er würde sich lieber umbringen, als zwischen Weihnachten und Neujahr einkaufen zu gehen. Aber er hat gewusst, dass ich das mache. Er wollte, dass ich ihn mit dieser Frau sehe. Dieser Feigling! Das war für ihn einfacher, als ehrlich mit mir zu sprechen!”
“Du hast recht, er ist ein Feigling”, fand auch Melanie. “Aber willst du denn nicht die Wahrheit wissen?”
“Nein”, wehrte Becky ab und seufzte. “Ja, gut, aber jetzt sind die Feiertage. Mit wem soll ich denn Silvester verbringen?” Sie sah Melanie hoffnungsvoll an. “Wir könnten etwas unternehmen und eine Party planen.”
“Das geht nicht”, gestand Melanie. “Ich fahre mit Richard weg.”
“Nein!”, rief Becky entsetzt aus. “Wann? Wohin?”
“Wir fahren in sein Landhaus.” Melanie sah auf die Uhr. “In ungefähr zwanzig Minuten. Ich muss packen.”
“Dann geh und mach dir keine Sorgen um mich.”
Melanie zögerte. “Kommst du denn klar?”
Becky lächelte tapfer. “Tue ich das nicht immer? Es wird nicht der erste Silvesterabend sein, den ich allein verbringe.”
“Mach das nicht”, drängte Melanie. “Ruf jemanden an, geh essen oder ins Kino oder unternimm sonst etwas. Bleib nicht zu Hause, um dir wegen dieses Mistkerls die Augen auszuweinen.”
“Keine Angst, der ist mir keine Träne mehr wert”, versicherte Becky. “Am besten fahre ich gleich nach Hause und zerschneide alle seine teuren Designerhemden.”
“Das hat er verdient”, pflichtete Melanie ihr bei.
Beckys Stimmung sackte jedoch sofort wieder in den Keller. “Aber offenbar rechnet er damit. Wahrscheinlich hat er sich deshalb heute Hemden im Schlussverkauf besorgt.”
“Spielt keine Rolle”, wehrte Melanie ab. “Du wirst dich trotzdem hinterher besser fühlen. Denk daran, wie sehr er an seiner Kleidung hängt. Das fand ich immer schon merkwürdig an dem Typ. Der Mann hat für Kleidung mehr ausgegeben als wir.”
Becky öffnete eine Schreibtischschublade und holte eine gefährlich aussehende Schere heraus. “Die hier ist schärfer als die Scheren, die ich zu Hause habe”, erklärte sie in ihrer Lust auf Rache.
“Viel Spaß!”, rief Melanie ihr nach.
Becky war kaum gegangen, als Richard eintraf.
“Du bist noch nicht fertig”, stellte er fest, nachdem er sich kurz umgesehen hatte.
“Tut mir leid, hier gab es eine Krise.”
“Ach, darum hatte Becky wohl so ein leicht irres Funkeln im Blick.”
“Sie ist auf dem Kriegspfad”, verriet Melanie lächelnd.
“Ihr Freund?”
“Ihr Exfreund.”
“Schwebt er in Lebensgefahr?”
“Nein, nur seine Garderobe.”
“Erinnere mich daran, dass ich dich nie zornig mache”, bat Richard lachend.
Sie strich ihm über die Wange. “Du machst mich ständig zornig, aber bis jetzt ist deine Kleidung noch nicht in Gefahr.”
“Schade. Ich hatte gehofft, du würdest sie mir vom Leib reißen.”
“Interessante Vorstellung”, meinte sie nachdenklich. “Das überlege ich mir auf der Fahrt zum Landhaus.”
“Aber sprich deine Gedanken nicht aus”, bat er. “Ich würde nur ungern an einem der schäbigen Motels halten müssen, die an der Straße liegen.”
“Kommt gar nicht infrage. Dafür lasse ich dich zu gern zappeln.”
Bei der Ankunft im Landhaus war Richards Geduld nahezu am Ende. Wenn jemand jemandem die Kleidung vom Leib riss, so tat das vermutlich er.
“Soll ich Feuer machen?”, fragte er, nachdem sie alles Gepäck ins Haus gebracht hatten. Anstelle des Laptops hatte er dieses Mal eine Packung Kondome mitgenommen.
“Ein Feuer wäre romantisch”, erwiderte Melanie lächelnd. “Aber es würde zu lange dauern. Vielleicht
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