Endlich werd ich dich erobern!
Papier gleiten, das mit den Fotos herausgefallen war.
Nur damit Du weißt, dass ich Dich beobachte. Ich kann Dir jederzeit das Licht ausknipsen. Wenn Du weiterleben willst, häng Deinen Job an den Nagel und mach Urlaub auf Daddys Kosten.
Allison wollte Connor das Blatt entreißen, doch er hielt es wieder hoch. "Was steht da?" fragte sie.
Er überlegte, ob er ihr den Brief zeigen sollte, aber eigentlich erübrigte sich die Frage. Allison würde ihm keine Ruhe lassen, bis er nachgab. Er hatte nicht übel Lust, den Kerl, der sie bedrohte, windelweich zu prügeln. "Sieh es dir an", sagte er und hielt ihr das Blatt hin. Als sie blass wurde, wuchs seine Wut auf den Täter. "Nichts anfassen. Ich informiere die Polizei. Die sollen den Umschlag und den Brief auf Fingerabdrücke untersuchen."
Allison nickte und enthielt sich untypischerweise jeden Kommentars.
"Erkennst du, wann die Fotos gemacht wurden?"
"Vor zwei oder drei Wochen, glaube ich." Sie sah zu Connor auf, und er las ihr die Besorgnis vom Gesicht ab. "Die erste Aufnahme wurde vor der Reinigung gemacht." Sie deutete auf das Foto. "Mein Wagen steht da drüben weiter links. Ich musste ihn an dem Tag dort abstellen, weil vor dem Geschäft kein Parkplatz frei war. Es sieht so aus, als wäre das Foto vom Parkplatz auf der anderen Straßenseite aus aufgenommen worden."
"Okay, und erkennst du die anderen Aufnahmen?"
"Ich glaube, ja. Ich trage darauf andere Kleidung. Die Fotos wurden offenbar im Abstand von mehreren Tagen gemacht."
Connor nickte und legte Fotos und Botschaft vorsichtig ab. "Gut. Damit hat die Polizei wenigstens einige Anhaltspunkte und weiß, wo sie mit der Befragung anfangen kann. Ich bezweifle allerdings, dass jemandem etwas aufgefallen ist."
Allison fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, die in glänzenden Wellen ihr Gesicht umrahmten. "Das ist einfach lächerlich. Ich bin es zwar gewohnt, dass gelegentlich Fotos von mir gemacht werden, aber immer von Fotoreportern, die mir auf einer Pressekonferenz oder bei einem Wohltätigkeitsball ihre Kameras vors Gesicht halten."
Connor konnte sich die spitze Bemerkung nicht verkneifen: "Tja, die Millionenerbin als Anklägerin ist doch immer ein Foto wert."
"Fahr zu Hölle, Rafferty!"
Connor lachte. Er war froh, dass seine Stichelei sie, wie beabsichtigt, zu einer heftigen Reaktion provoziert hatte. Ihr untypische Blässe war ebenso verschwunden wie ihre Verstörtheit, die ihr vorhin deutlich anzusehen war. Zwar war es ihm wichtig, dass Allison den Ernst ihrer Situation erkannte, er wollte jedoch keinesfalls miterleben müssen, dass sie sich plötzlich in eine verängstige Frau verwandelte.
Allison bemerkte stirnrunzelnd: "Er drückt sich ziemlich simpel aus. Mit seiner Bildung ist es nicht weit her, oder?"
"Stimmt. Das könnte auf Taylor als Täter hindeuten. Oder auf jemanden aus seiner Gang, der momentan nicht hinter Gittern sitzt."
"Ja, vielleicht." Allison wirkte nicht überzeugt. "Der Täter könnte aber auch versuchen, uns auf eine falsche Fährte zu locken, indem er den Verdacht auf Leute aus dem Straßenbandenmilieu lenkt."
"Wie kommst du darauf?" fragte Connor interessiert, obwohl er zu diesem Punkt seine eigene Theorie hatte.
"Wenn einer von Taylors Freunden mich hätte aus dem Weg räumen wollen, wäre ich wahrscheinlich schon nicht mehr am Leben – die hätten sich wohl kaum die Mühe gemacht, mich vorher zu warnen."
Connor nickte. Offenbar hatte Allison im Büro der Staatsanwaltschaft einiges gelernt. Er war allerdings nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass sie so viel Einblick in die Schattenseiten des Lebens hatte. Obwohl er sich mehr als einmal darüber mokiert hatte, dass sie aus einer reichen Familie stammte, wusste er doch nur zu gut, wie schlimm die Alternative sein konnte.
"Die Person, die mir diese Drohungen schickt, will mir offenbar hauptsächlich Angst machen", überlegte Allison laut. "Bisher ist der Täter davor zurückgeschreckt, über Drohungen hinauszugehen. Dieses Täterprofil passt besser zu Kendall, der ja ein Wirtschaftskrimineller ist und, soweit wir wissen, kein Gewalttäter."
"Weißt du was, Prinzessin?"
"Was?" fragte sie herausfordernd, da sie eine sarkastische Bemerkung erwartete.
"Du nimmst mir die Worte aus dem Mund."
Sie lächelte. "Und das von dir! Wahrscheinlich ist das ein großes Kompliment."
5. Kapitel
Allison hatte sich von Connor dazu überreden lassen, übers Wochenende mit ihm in die westlich
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