Endlich werd ich dich erobern!
Thema angeschnitten hatte, über das er gewöhnlich nicht sprach.
Er blickte einen Moment schweigend in die Ferne, ehe er Allison wieder ansah. "Ich war neun, als Dad starb. Das ist ein schwieriges Alter, um seinen Vater zu verlieren – andererseits gibt es wohl kein richtiges Alter, einen Elternteil zu verlieren. Er war der Kotrainer unseres Softballteams, und er hat mir die üblichen Dinge beigebracht … Fahrradfahren, Schwimmen und so." Connor atmete tief durch und fuhr fort: "Mein Vater war der Überzeugung, dass man der Gemeinschaft etwas zurückgeben muss. Vielleicht weil er selbst aus einer Arbeiterfamilie in Süd-Boston stammte und zum Polizisten aufgestiegen war."
"Hm", meinte Allison nur. Da sie ihn endlich zum Reden gebracht hatte, wollte sie ihn nicht durch wortreiche Kommentare ablenken.
"Jedenfalls hätten wir es uns durchaus leisten können, in einen der Vororte zu ziehen. Dad wollte aber in Süd-Boston bleiben und schaffte es, sich dort einen Job zu beschaffen."
"Mit anderen Worten, er wurde der typische Revierpolizist, ehe das zum Schlagwort wurde."
Connor nickte. "Genau. Er fand es wichtig, dass die Polizei Streife ging und sich ins Leben der Gemeinde einbrachte."
"Um die Leute kennen zu lernen", überlegte Allison laut. "Dann stellte er eine Softballmannschaft auf die Beine und holte die Kids von der Straße."
Er nickte wieder. "Richtig."
Allison wartete, dass er fortfuhr.
Connor trank noch einen Schluck Bier und sah blinzelnd in die Ferne, als versuche er, dort etwas auszumachen. "Eines Abends läutete die Türglocke. Ich dachte, Dad käme von der Spätschicht heim. Stattdessen stand der Sergeant seines Reviers auf der Schwelle. Er sah so ernst aus, dass ich sofort ein flaues Gefühl im Magen hatte." Den Blick zu Allison gewandt, fügte er hinzu: "Du kannst dir denken, was als Nächstes kam."
"Wie ist es passiert?" fragte sie leise. Obwohl sie sich schon so lange kannten, gingen sie zum ersten Mal so vertraulich miteinander um, dass sie es wagte, ihn danach zu fragen, wie sein Vater ums Leben gekommen war. Das Herz tat ihr weh, wenn sie sich den kleinen Jungen vorstellte, der arglos die Tür öffnete und einen Albtraum erlebte.
"Dad war im Einsatz gewesen. Er stellte bei einem Einbruchdiebstahl einen Täter und legte ihm Handschellen an. Dass es einen Komplizen mit einer Schusswaffe gab, wusste er zu dem Zeitpunkt nicht."
Allison erschrak vor der Szene, die sich vor ihrem inneren Auge abspielte.
Connor lächelte mitfühlend. "Du wolltest es wissen, Prinzessin."
"Ich möchte vor allem wissen, warum du ein Geheimnis aus dieser Geschichte machst."
"Immer auf dem Sprung und kampflustig, was?"
"Vielleicht", bestätigte sie stirnrunzelnd. "Aber an dieser Geschichte ist nichts, dessen man sich schämen müsste. Ich habe keine Ahnung, warum du sie verheimlichst. Vielmehr …"
"Vielmehr hätte ich vielen Leuten Leid getan, und sie hätten sich ein Bein ausgerissen, mir zu helfen. Falls du das sagen wolltest."
"Etwas in der Art."
"Und genau das habe ich eben nicht gewollt." Jetzt wirkte er kampflustig. "Denn genauso haben viele Leute reagiert: Kollegen meines Vaters vom Revier und Nachbarn vor allem." Mit finsterer Miene fügte er hinzu: "Ich wollte ihr Mitleid nicht, weil es mir meinen Dad nicht zurückgeben konnte. Und ich wollte nicht den Eindruck erwecken, diese Tragödie zu meinem Vorteil zu nutzen."
Das erstaunte Allison zwar, bestätigte jedoch zugleich das Bild, das sie von Connor hatte: hart, stolz und verschwiegen.
"Ist deine Neugier jetzt befriedigt, Prinzessin?" spöttelte er, stand auf und griff nach seinem leeren Teller.
"Danke für deine Offenheit", erwiderte sie schlicht, nahm ebenfalls ihren Teller samt Besteck und folgte Connor damit in die Küche, wo sie beides ins Spülbecken legte. "Wahrscheinlich reicht meine Fantasie einfach nicht aus, mir vorzustellen, wie schwierig es für dich und deine Mutter war."
Connor lehnte sich mit dem Rücken gegen den Küchentresen, die Beine locker an den Knöcheln gekreuzt. "Ja, Mom litt so sehr, dass es sie fast umbrachte. Sie kehrte in ihren Beruf als Krankenschwester zurück, weil wir das Geld dringend brauchten. Da sie nichts anderes kannte als unseren Stadtteil, blieben wir in Süd-Boston."
"Du musst einsam gewesen sein."
"Nein, durchaus nicht. Ich wurde vielmehr zum Schrecken meiner Umgebung. Dass mein Vater umgebracht worden war, machte mich wütend auf die ganze Welt. Ich prügelte mich herum, schwänzte die Schule und
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