Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Willen und gegen besseres Wissen, eingepackt in Pulli und Schal und meine dicksten Strümpfe, und das, obwohl Callum uns im Kamin im Wohnzimmer das Holz für ein Feuer fix und fertig aufgeschichtet hat. Maeve hat sich entschuldigt und erklärt, sie wolle lieber gemütlich baden und würde schon mal das Feuer anzünden. Selbst Tennyson war so vernünftig, dankend abzulehnen. Er hat zugeschaut, wie wir alle in die Dunkelheit verschwanden, kehrtgemacht und sich nach drinnen zurückgezogen.
Die Nachtluft ist frisch und brennt leicht auf den Wangen. Ich lasse mich zurücksinken und lege den Kopf in Helens Schoß. So blicke ich zum Mond auf. Er ist beinahe voll und glitzert in silbernen Bahnen auf dem Wasser.
»He, Helen, es ist Vollmond«, bemerkt Virginia vielsagend.
»Ich frage mich, wo Karamell-Fred jetzt sein mag«, sagt Helen.
Virginia gackert.
»Wer ist Karamell-Fred?«, frage ich.
»Der stand auf dich, nicht auf mich«, sagt Helen.
»Dieses Froschmaul hätte ich nicht mal in die Nähe meines Gesichts gelassen.«
»Also hast du mich mit ihm raus in den Garten geschickt«, erwidert Helen. »Vielen Dank auch.«
»Selbst schuld, wenn du so leichtgläubig warst …«
»Er hat gesagt, er wolle mir draußen etwas zeigen. Was gibt es denn nachts draußen zu sehen außer dem Mond?«
Virginia kichert.
»Da stehe ich also und gucke in den Himmel, und als ich wieder runterschaue, hat Fred seinen Schwanz ausgepackt.«
»Darf ich es ihnen erzählen?«, fragt Virginia.
»Bitte.«
»Er hat ihr weisgemacht, dass Sperma wie … Karamell schmeckt!«
»Wer lutscht nicht gerne Karamellbonbons?«, fügt Summer hinzu.
»Und so nahm eine der größten Enttäuschungen meines Lebens ihren Lauf.« Helen schüttelt den Kopf.
»Ich brauchte das Zeug gar nicht erst zu probieren, um zu wissen, dass es nicht wie Karamell schmecken kann«, sagt Virginia.
»Ein Mundvoll hat völlig ausgereicht – danach war ich nie wieder die Alte«, klagt Helen.
»Igitt!« Summer lacht.
»Glaubt ihr, unsere Mädchen haben schon mal einem Jungen einen geblasen?«, fragt Helen unvermittelt.
»Meines nicht«, antworte ich.
»Und wenn schon?«, sagt CJ. »Solange sie nur nicht schwanger werden.«
»Jorja ist erst dreizehn«, entgegne ich.
»Heutzutage fangen sie eben früh an. Jorja war schon auf Rainbow-Partys.«
»Airlee auch«, sagt Summer.
»Entschuldigt meine Unwissenheit, aber was ist eine Rainbow-Party?«, fragt Virginia. Sie bekommt solche Dinge wohl nicht mit.
»Eine Party, bei der die Mädchen Lippenstift in verschiedenen Farben auftragen und dann den Jungen einen blasen. Sie hinterlassen dabei einen bunten Ring auf seinem Schwanz, wie ein Regenbogen«, erklärt CJ gelassen.
»Das ist das Verstörendste, was ich seit langem gehört habe«, sagt Virginia.
»Ach, die experimentieren bloß ein bisschen herum«, sagt CJ. »Wisst ihr denn nicht mehr, was wir früher so alles angestellt haben?«
»Ich bringe Sarah um, wenn sie so einen Quatsch macht«, verkündet Helen.
»Jai verbraucht zwei Packungen Taschentücher pro Tag, wenn er zu Hause ist. Jungen wichsen nonstop, wenn sie erst mal damit angefangen haben«, berichtet Summer. »Stimmt doch, CJ?«
Wir anderen kreischen auf. Ich finde es auch so schon schwierig genug, mich auf gewisse Gespräche mit meinen Kindern einzulassen. Letztes Jahr beispielsweise, bevor Aaron in der Schule Aufklärungsunterricht hatte, hat er mich gefragt: »Was ist Viagra?«
In wohlüberlegten Worten erklärte ich ihm: »Das ist eine Medizin, die dem Penis eines Mannes dabei hilft, hart zu werden, damit er Sex haben kann.«
Er runzelte verwirrt die Brauen. »Dazu muss er hart sein?«
»Sicher. Wie sollte er denn sonst in die Vagina der Frau passen?«
Seine Verwirrung schlug in Schrecken um. »Innen rein?«
Ich weiß auch nicht, warum er das vergessen hatte – ich habe ihn aufgeklärt, als er sechs Jahre alt war. Vielleicht hatte er es wieder verdrängt.
»Äh, ja. Was dachtest du denn?«
»Ich dachte vielleicht irgendwie daneben … Igitt. Ich will ihn nicht da reinstecken.«
»Das entscheidest du selbst. Die meisten Männer wollen das, also machen sie es so.«
»Ich will das nicht.«
»Kein Problem. Du kannst es dir ja jederzeit anders überlegen.«
»Werde ich nicht.«
Irgendwie kann ich seine Verwunderung verstehen.
Manchmal beobachte ich Frank, wenn er sich nach dem Duschen abtrocknet – den Mann, mit dem ich mein Leben, meinen Körper und mein Bett teile. Ich betrachte seine
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