Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Schnittlauch.
»Und wann gibst du mir endlich mal das Rezept für dein Dressing?«
»Ich habe kein Rezept. Ich improvisiere je nach Salat.«
»Willst du es vielleicht mit ins Grab nehmen?«
»Kann sein«, schnaube ich.
»Was für eine Verschwendung.«
»Nobel«, sagt CJ.
Ich habe mich für das Esszimmer entschieden, das wir bisher vollkommen ignoriert haben. Ich verstehe ja, dass die Terrasse sehr reizvoll ist. Aber die Stühle im Esszimmer sind mit braunem Samt bezogen, der genau zu dem Sari passt, den ich als Tischdecke mitgebracht habe. Den riesigen silbernen Kerzenhalter für meine weißen Kerzen habe ich durch puren Zufall in der Anrichte gefunden.
Maeve erscheint in einer schicken roten Mandarin-Jacke, als ginge es in die Oper. Sie mag es auch etwas opulenter. Als Jamie noch klein war, hat sie sich oft verkleidet, einfach nur, um einen langen silbernen Handschuh an sich zu sehen oder das Rascheln von Satin auf ihrer Haut zu spüren. Das hat nichts mit Künstelei zu tun, sondern mit Botschaften über die Schönheit. Ich verstehe, warum Levi Kleider mag – mehr, als ich Call of Duty je verstehen werde. Als ich Helen immer noch in ihrem labberigen Pyjama herumlaufen sehe, verstehe ich jedoch auch, warum sie ein Problem damit hat.
Ich serviere die Suppe in flachen Schälchen, angerichtet mit einem Löffelchen Frühlingszwiebeln und Schnittlauch und einem Klecks frischem Joghurt.
Und dann warte ich. Warten ist etwas ganz anderes als gespannt beobachten.
»Ooh.«
»Mmm.«
»Lecker.«
»Was ist da drin?«
»Ratet mal.« Offenbar habe ich in Sachen Gesprächsführung ein paar Tipps von Summer aufgeschnappt.
Helen liegt völlig falsch mit Kartoffeln.
Als Summer mit Porree einen Treffer landet, hätte man meinen können, es gäbe etwas zu gewinnen.
Maeve schmeckt den Blumenkohl heraus.
Virginia geht auf Nummer sicher mit Zwiebeln und Sellerie, dem Grundstock, ohne den keine Suppe auskommt.
»Sahne«, rät CJ.
»Hast du mir dieses Wochenende überhaupt nicht zugehört? Sahne und ich haben uns scheiden lassen.«
Sie versucht es erneut. »Kokoscreme?«
Falsch.
»Aber das schmeckt total nach Kokos«, sagt Summer mit verwirrt gerunzelter Stirn.
»Kokosraspeln. So bekommt man den Geschmack ohne die Kalorien.«
Dann bringe ich meinen Quinoa-Salat auf den Tisch mit Roter Beete, die mit Äpfelchen durchgezogen ist, angereichert mit Koriander, gerösteten Haselnüssen, Orangenschale, frischer Minze aus dem Garten, dünn geschnittenem Rotkohl, Fenchelstreifen und Dattelpflaumenscheibchen.
»Das sieht viel zu gesund aus für meinen Geschmack«, brummt CJ.
»Was für eine Farbenpracht!«, ruft Maeve aus.
»Ist das der Hauptgang?«, fragt Virginia.
Helen bittet als Erste um einen Nachschlag, gefolgt von Virginia und sogar Maeve.
Zu guter Letzt präsentiere ich meine Früchtetürmchen – Scheiben von rosa Grapefruit, Nektarinen und Mango, mit einem Schluck Champagner übergossen, mit Granatapfelkernen bestreut und gekrönt von einer in Zartbitterschokolade getauchten Erdbeere.
»Okay, du hast gewonnen«, sagt Helen.
Virginia betrachtet lange ihren Teller, ehe sie sagt: »Das ist zu schön, um es zu essen.«
In dem Moment wünsche ich mir, dass Ereka hier wäre.
Während wir den Tisch abräumen, bleibt Virginia vor mir stehen und greift mit der gesunden Hand nach meiner. »Danke«, sagt sie. »Dieses Essen hat mir das Gefühl gegeben, wertvoll zu sein. Du hast dir wirklich Gedanken gemacht.«
»Fleißpunkte bekommst du auf jeden Fall«, sagt Helen und tätschelt mir herablassend den Rücken. »Überraschenderweise habe ich gar keinen Hunger.«
Als das Geschirr abgespült und weggeräumt ist, schlägt sie vor: »Wie wär’s mit Taschenlampen und dann einen Schnaps unter der Pergola?«
Sie steckt wirklich voll schlimmer Einfälle.
Alle anderen finden die Idee großartig.
»Was ist mit Matilda?«, frage ich.
»Die schläft«, behauptet Helen, als hätte sie die Schlange persönlich ins Bett gebracht und ihr schöne Träume gewünscht.
In Wirklichkeit bin ich nicht ganz so locker drauf, wie ich es gern wäre, das gebe ich zu. Theoretisch bin ich ja die Erste, die begeistert ist von der Vorstellung von einem lustigen kleinen Nachtspaziergang mit Blick in den Sternenhimmel. In der Praxis jedoch stellt sich heraus, dass es ich es alles andere als witzig finde, im Dunkeln zu sitzen und irgendwelchem Getier ausgeliefert zu sein, das ich nicht sehen kann.
Trotzdem bin ich dabei. Gegen meinen
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