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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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umschalten muss, weil Sex and the City nichts für Minderjährige ist, die alles zu wissen glauben, aber in Wirklichkeit keine Ahnung haben. Mit zunehmendem Alter der Kinder wird diese Aufopferung immer reizloser, und ich neige inzwischen zunehmend dazu, eine angemessene Gegenleistung zu verlangen.
    Irgendwann in der Zukunft werden unsere Kinder unabhängig von uns sein, und erst dann können wir unabhängig von ihnen werden. Ist das etwa der Sinn der ganzen Sache: auf die Freiheit hinzuarbeiten, die wir hatten, ehe die Kinder kamen?
    »Hast du manchmal auch das Gefühl, als ob das Leben – das richtige Leben – an dir vorbeizieht?«, frage ich Helen.
    Sie schürzt die Lippen. »Wie meinst du das?«
    »Ich habe es satt, eine miserable Mutter zu sein. Ich will endlich irgendetwas richtig gut machen.«
    »Such dir ein Hobby. Blumenarrangements. Wenn meine Schwägerin das kann, dann kann es jeder.«
    »Ich würde vielleicht … gern ein Buch schreiben.«
    »Worüber?«
    »Die Toskana.«
    Sie lacht. »Dazu müsstest du erst mal hinfahren.«
    Das ist mir klar.
    »Schreib was mit Vampiren. So was lesen die Leute gern.«
    »Ich weiß aber nichts über Vampire«, murmele ich.
    »Dann denk dir was aus«, sagt sie und krabbelt aus der Hängematte. »Wie wäre es mit noch einem Gläschen und einem kleinen Snack?«
    Ein paar Minuten später kommt sie mit einem Tablett wieder heraus auf die Veranda. Darauf stehen die Champagnerflasche, die Flasche Cranberrysaft, eine Dose geräucherte Austern, der Brie und ein paar Scheiben Baguette.
    Sie schenkt mir nach.
    »Worauf trinken wir?«, fragt sie.
    »Auf die Toskana«, sage ich.
    »Und auf Motorräder«, fügt sie hinzu.

4  Kinder sind keine Goldfische

    C hampagner tut ja anfangs so, als wollte er nur flirten, kommt dann aber ziemlich bald zur Sache. Mein Hirn kribbelt bereits nur so vor Bläschen, als wir Ereka vor dem Haus nach uns rufen hören.
    »Ich komme«, schreie ich, springe auf und eile durch das riesige Wohnzimmer am Spiegel vorbei – Bin das ich? Ja, tatsächlich  – zur Haustür. Da ist er wieder, dieser scheußliche Geruch. Ich hoffe nur, dass er nicht aus dem abgeschlossenen Zimmer im ersten Stock kommt. Man hört ja die verrücktesten Geschichten.
    Ich habe Ereka seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, und zu behaupten, dass sie fülliger geworden ist, wäre eine freundliche Untertreibung. In ihrem meergrünen Kaftan mit Pailletten am Ausschnitt würde ich sie als Mehrfamilienhaus mit großzügiger Fassade annoncieren – künstlerische, behagliche Einrichtung, bezaubernde Ausstrahlung, viel Platz für die Großfamilie, in mehrere Wohneinheiten teilbar. Ihre Unterarme sind von den Ellbogen bis zu den Handgelenken in eine Rüstung aus klimpernden silbernen Armreifen gehüllt. Um die dicken Schmucksteine an ihren zahlreichen Ringen hätte Liberace sie sicher beneidet. Der Riemen einer bunten Tasche und die Henkel eines großen Strohkorbes umschlingen sie wie Fesseln. Ihr hellrotes Haar, um das ich sie schon immer beneidet habe, ist dünner geworden. Albernerweise hoffe ich, dass sie vor allem ihr prachtvolles Haar nicht verliert. Denn das allein wäre grausam genug.
    »Du meine Güte, Jo, du hast aber abgenommen. Du siehst fantastisch aus!«
    Am liebsten würde ich mich einmal im Kreis drehen, um ihr mein neues Ich zu präsentieren. Aber das käme mir vor, als wollte ich ihr unter die Nase reiben, wie dick sie dagegen geworden ist, daher lächle ich nur und sagte bescheiden: »Danke, meine Liebe.«
    »Oh, was für ein wunderschönes Haus«, murmelt sie, als sie eintritt. »Sieh nur, der Spiegel … Sind diese Kronleuchter etwa aus echtem Kristall?« Sie hält inne und schnuppert.
    »Was meinst du, was das ist?«, frage ich.
    »Vernachlässigung. Tief eingesickerte Traurigkeit.« Als Künstlerin sind für sie auch Gerüche Emotionen. Immerhin findet sie den Gestank offenbar nicht besorgniserregend.
    Sie stellt den Korb im Foyer ab und dreht sich klimpernd und staunend im Kreis, einen Zeigefinger an den Lippen. In diesem Korb steckt irgendetwas Köstliches – mit Ingwer –, und es ist frisch gebacken.
    »Du hast nicht etwa Kuchen gebacken, oder?«, frage ich.
    »Pff …« Sie lacht. »Französische Konditorei in der Stadt, Ingwer-Honig-Kuchen mit Zitronencreme. Ein wahres Kunstwerk.«
    »Hört sich nach Kalorienbombe an«, bemerke ich.
    »Ach, da sind nur ungefähr siebzehn Pfund Butter drin. Ich sollte so etwas nicht kaufen, aber das Leben ist so

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