Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
kurz …«
Und mit hohem Cholesterinspiegel sicher noch kürzer? Ich halte mich jetzt schon seit fast fünf Jahren an meine gesunde Diät. Man gewöhnt sich daran, nein zu allem Möglichen zu sagen, dessen Geschmack einen anmacht. Das ist wie mit der ehelichen Treue. Wenn einem schwindelig vor Begehren wird, weil etwas so verführerisch riecht wie Erekas Einkaufskorb, dann muss man sich nur an eines erinnern: Du hast ein Versprechen gegeben, und deshalb darfst du das da nicht haben – ob es nun ein Stück Kuchen ist, der Trainer in deinem Fitnessstudio, der Feuerwehrmann, der jeden Morgen in der Bäckerei hinter dir wartet, oder der Klempner mit dem Schlangentattoo auf dem muskulösen Unterarm, der den lecken Wasserhahn in deiner Küche repariert. So sehr sich manche von uns vielleicht nach außerehelichen Affären sehnen – irgendwann brechen sie wie eine vernichtende Flut über unser häusliches Leben herein. Da braucht ihr nur Sandra Bullock zu fragen. Etwas zu wollen, ist wirklich kein ausreichender Grund dafür, es sich auch zu nehmen.
Ich will damit nicht sagen, dass das Verlangen irgendwann verschwindet. Das behauptet keiner. Entscheidend ist, wie du damit umgehst. Also übernimmst du die Kontrolle darüber. Du hältst dir vor Augen, was du einst geschworen hast und warum du das eigentlich alles tust. Nichts schmeckt so gut, wie sich dünn sein anfühlt. Du machst dir die langfristigen Vorteile der Monogamie bewusst: wie schön es ist, im Schlafzimmer ungehemmt pupsen zu können und zu wissen, dass jemand anders deinen Zyklus noch genauer verfolgt als du selbst … Und dann sagst du einfach nein. Was du hinter verschlossenen Türen mit deinem Vibrator anstellst, geht niemanden etwas an. Das ist keine Untreue, sondern pure Fantasie. Und die macht das endlose Treuekarussell aus Ersatzbefriedigung, Unterdrückung und Verzicht immerhin erträglich.
Erst später, wenn der Mathelehrer am Elternabend in zwei strahlende Gesichter blickt und berichtet, wie fabelhaft eure Tochter dividieren kann – dann weißt du, warum du nein gesagt hast. Du denkst dir, dass eine heiße Nacht mit einem Fremden nicht einmal annähernd so fantastisch sein kann wie dieser Augenblick. Du fragst dich, wie du auch nur auf den Gedanken kommen konntest, deine Ehe für diese kleine Sünde aufs Spiel zu setzen. Aber so ist das mit der Begierde – sie blendet und verlockt dich, sie ist ein bisschen geschmacklos und hält nicht lange vor. Wie zwei schnelle Gläser Champagner verleiht sie dir kurzfristig Flügel, und dann stürzt du ab. In einer Beziehung strebt man eine langsamere, beständigere Energie an – etwa mit dem glykämischen Index von Vollkornbrot.
Ich helfe Ereka, ihre Sachen in die Küche zu tragen, wo sie die Torte auf den Tresen stellt. Vorsichtig öffne ich die Schachtel und schnuppere genüsslich den Ingwer, der unanständige Dinge mit dem Zimt anstellt, und … Kardamom und Nelken sind auch dabei? Etwas verboten Klebriges ist am Rand der Torte karamellisiert. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
»Dieses Ding ist die Verkörperung des Bösen«, erkläre ich Ereka.
Kichernd öffnet sie den Kühlschrank und räumt ihre Flasche Tequila, Orangensaft, einen Becher Mascarpone und ein paar Schalen mit Beeren hinein. »Ein paar Snacks habe ich auch mitgebracht«, sagt sie und legt eine Tüte Chips und zwei Tafeln Lindt-Schokolade auf die Arbeitsfläche.
»Wie viel hast du eigentlich abgenommen?«, fragt sie mich, während sie die Chipstüte aufreißt. Sie hält sie mir hin.
»Etwa sechzehn Kilo.« Ich klappe die Tortenschachtel zu und erinnere mich daran, dass ich jetzt ein neuer Mensch in schicken Sportklamotten bin.
»Wie hast du das angestellt? Bitte verrat mir dein Geheimnis.«
»Na ja, zunächst einmal esse ich so etwas nicht mehr«, sage ich und deute auf die Chipstüte. »Und das ist wirklich kein Geheimnis. Eher Willenskraft und davon nicht wenig. Ich will solches Zeug immer noch essen …«
»Aber du sagst einfach nein.«
»So ungefähr.«
»Und du kriegst nicht manchmal Heißhunger oder Fressattacken?«
»Eigentlich nicht«, antworte ich beinahe entschuldigend, als wäre das ein Verrat an allen dicken Frauen.
»Woher nimmst du diese Selbstdisziplin?«, fragt sie. »Ich bin in den letzten paar Jahren völlig aus dem Leim gegangen. Ich werde die Kilos nicht los, es kommen immer nur noch mehr dazu.«
Ich kann ihr nicht widersprechen – sie hat wirklich stark zugenommen, seit ich sie zuletzt
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