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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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zu ihr.
    »Meinst du nicht, dass Müdigkeit irgendwann auch zu einer Ausrede wird?«, erwidert Ereka.
    Helen lehnt den Kopf zurück. »Mir fallen spontan tausend Dinge ein, die mir lieber wären als Sex, und Essen und Schlafen stehen ganz oben auf meiner Liste.«
    Vielleicht ist das mein Problem. Mal wieder ordentlich schlafen und mich richtig satt essen.
    Ereka wendet sich mir zu. »Wie läuft es bei dir und Frank?«
    Ja, wie läuft es eigentlich bei uns? Das frage ich mich auch. Wir reden noch miteinander. Neulich Abend habe ich ihm erzählt, dass ich in einem Sarg in Form einer Chilischote begraben werden möchte. So macht man das in Ghana. Da hat er tatsächlich mitten in einem Kricketspiel den Fernseher ausgeschaltet und gesagt: »Jo, vielleicht solltest du mal zu einem Psychologen gehen.«
    Schlaflosigkeit macht müde. Manchmal sagt man deswegen dumme Dinge. Trotzdem finde ich, dass diese fantasievollen Särge in Ghana einer Beerdigung viel von ihrer Trübseligkeit nehmen. Ich lächle Ereka an. Immer hübsch positiv bleiben, ermahne ich mich.
    »Also, nach Franks Sterilisation ist unser Liebesleben sogar wieder aufgeblüht. Ich hatte schon ganz vergessen, wie gut Sex riecht. Nach acht Jahren Kondome dachte ich, er riecht nach Gummi.«
    »Wann hat er sich denn sterilisieren lassen?«
    Ich habe den Eindruck, dass Ereka entsetzt ist.
    »Vor zwei Jahren.«
    »Das ist aber wirklich mutig von euch.«
    »Wie meinst du das?«
    »Diese Endgültigkeit. Was, wenn ihr irgendwann doch noch mehr Kinder haben wollt?«
    Ich trinke hastig einen Schluck Champagner, und die Bläschen schießen mir in die Nase. Den Wunschtraum von einem Haus voll lebhafter Teenager und ihren Freunden habe ich schon vor einer ganzen Weile losgelassen. Ich konnte förmlich spüren, wie er mir durch die Finger rieselte, eine Mischung aus tiefstem Kummer und Erleichterung. Es gibt Dinge, die man an sich selbst nicht wahrhaben will. Zum Beispiel, dass nach Levis Geburt meine Toleranz gegenüber kleinen Menschen ziemlich geschrumpft ist. Ich hatte ganz vergessen, wie das ist, das Wohnzimmer kindersicher zu machen und im Kinderschwimmbecken Händchen zu halten. Und wie Kleinkinder einen ständig mit Spucke und Rotz vollsabbern. Man kann unmöglich schicke Sportklamotten tragen, wenn man ständig von jemandem als Taschentuch benutzt wird. Irgendwann stellte ich fest, dass ich viel von meinen stark ausgeleierten Grenzen inzwischen wieder gezogen und gestrafft habe. Heute würde ich auf gar keinen Fall mehr die Klobürste selbst in die Hand nehmen oder verspritzten Urin aufwischen, nachdem jemand anderes auf der Toilette war. Und falls Frank je so krank oder gebrechlich werden sollte, dass er Hilfe beim Abputzen braucht, werde ich auch diese Tätigkeit ganz sicher outsourcen.
    »Aber Ereka, das mit dem Kinderkriegen ist für uns vorbei. Frank hatte schon nach Jamie genug, seine Grenze war mit Aaron mehr als überschritten.«
    »Aber was, wenn …«
    Ereka spricht den Satz nicht zu Ende. Aber ich weiß, was sie fragen will: »Was, wenn eines eurer Kinder S-T-I-R-B-T und ihr noch eines bekommen wollt?« Das will sie damit sagen.
    »Wir haben sowohl darüber nachgedacht als auch darüber geredet und beschlossen, wichtige Entscheidungen über unser Leben nicht auf Angst zu gründen«, sage ich und muss dabei an Särge und Janet Price denken.
    Erstaunlich, was man auf Facebook so alles erfährt. Ich war mit Janet auf derselben Schule. Letzten Monat hat sie ihre mittlere Tochter bei einem Autounfall verloren. Aber ich brauche noch etwas Zeit – eine Beileidsbekundung kann man nicht mal eben schnell, schnell abschicken. Auf einmal ist mir ein bisschen heiß in der Brust.
    »Außerdem: Wenn man ein Kind verliert, kann man es nicht einfach ersetzen«, fügt Helen dankenswerterweise hinzu. »Kinder sind keine Goldfische.«
    »Genau«, sage ich. Ich werde Janet eine PN auf Facebook schreiben. Oder doch lieber eine E-Mail? Nein, eine Karte. Mit Briefmarke und allem Drum und Dran.
    Frank und ich haben gemeinsam beschlossen, etwas von seinem Sperma aufzubewahren. Aber falls ihr euch vorstellt, das sei so einfach, wie übrig gebliebene Suppe in die Tiefkühltruhe zu packen, irrt ihr euch. Es kostet ein Vermögen, ein winzig kleines Röhrchen brauchbares Sperma einlagern zu lassen, nur für den Fall einer möglichen Tragödie. Ich kam schließlich auch zu der Entscheidung, dass ich schon fast zu alt für eine weitere Schwangerschaft sei. Ich konnte doch nicht einfach

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