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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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du? Sogar ihr Hund hasst mich.«
    »Er ist traurig, dafür kann er nichts«, sagt Helen.
    »Er vermisst deine Mutter total«, diagnostiziert Summer.
    »Er lag die letzten Wochen immer in Celias Armbeuge zusammengerollt«, bestätigt Virginia.
    »Tiere haben ein unerklärliches Gespür dafür, wenn jemand stirbt«, erklärt Maeve.
    »Tja, dann kann man ihm nur viel Glück wünschen«, sagt Virginia. »Abgesehen von meinem Bruder ist er das einzige Geschöpf auf Gottes Erden, das dieses kaltherzige Miststück je geliebt hat.«

14  Nur die Schwachen verzeihen

    D er Moët steht ungeöffnet auf dem Tisch und wartet auf den richtigen Moment. Von Maeve ist noch nichts gekommen. Kein Blick, kein »Daumen hoch«. Ich wäre sogar mit einem »Gibst du mir bitte das Salz?« zufrieden gewesen. Der Nektar unseres mitternächtlichen Gesprächs könnte einfach abtropfen und in der Erde versickern, als hätte es nie stattgefunden. Vielleicht ist es sogar schon zu spät. Solche Sachen muss man frühzeitig auffangen.
    CJs Telefon klingelt. Sie wirft einen Blick aufs Display, und ihr Lächeln erstirbt. Sie geht nicht ran.
    »Wer ist es denn?«, fragt Helen.
    »Liam.«
    »Du nimmst Anrufe von deinen eigenen Kindern nicht entgegen?«, fragt Ereka.
    »Ich habe ihnen verboten, mich anzurufen. Außerdem rede ich gerade nicht mit ihm.«
    »Was hat er denn nun schon wieder angestellt?«, erkundigt sich Helen.
    »War er nicht immer dein Liebling?«, frage ich.
    »Es ist ein richtiges kleines Arschloch geworden. Offenbar fällt der Apfel nicht weit vom Stamm.«
    »Sag so etwas nicht über Liam«, tadelt Ereka.
    »Du hast keine Ahnung, was ich in den letzten paar Jahren mit ihm durchgemacht habe.«
    »Er hat sich zu einem echten Arsch entwickelt, stimmt doch, CJ?«, kommentiert Summer, wobei sie das Wort »Arsch« nur flüstert.
    »Die ganze letzte Woche war er vom Unterricht suspendiert. Wegen Planking – der Idiot.«
    »Was ist das denn?«, frage ich. »Etwas Unanständiges?«
    »Das fehlte noch!«, schnaubt CJ.
    »O Gott, Jai macht diesen Blödsinn auch«, ruft Summer aus.
    »Was ist Planking?«, fragt Ereka.
    »Ach, komm, du musst doch schon irgendwo etwas darüber gelesen haben – das ist die neue Welle schlechthin«, sagt CJ.
    Maeve räuspert sich. »Planking ist ein soziokulturelles Phänomen, das neunzehnhundertsiebenundneunzig im Nordosten von England entstand. Junge Leute suchen sich ungewöhnliche Stellen in der Öffentlichkeit aus und legen sich dort mit dem Gesicht nach unten und seitlich an den Körper gepressten Armen hin, wie eine Planke, daher die Bezeichnung. So lassen sie sich fotografieren, um das Bild dann ins Internet zu stellen. In Südkorea bezeichnet man das auch als ›Totstellen‹, in Frankreich als ›Bauchliegen‹, in Australasien sagt man ›Extremliegen‹, und ›Facedown‹ in den USA.«
    Sie ist wahrlich ein Quell des Wissens.
    »Hört sich ziemlich harmlos an«, sagt Helen.
    CJ runzelt die Stirn. »Auf einem Balkongeländer im dritten Stock? Diese Kids machen das auf fahrenden Autos oder auf Eisenbahnschienen – erst neulich sind zwei Jungen dabei ums Leben gekommen. Einer ist von einem Balkon im siebten Stock gestürzt.«
    »Adrenalin plus Dummheit multipliziert mit Testosteron. Ein gefährlicher Cocktail«, stimmt Maeve zu. »Der präfrontale Kortex ist bei Männern erst mit vier- oder fünfundzwanzig Jahren vollständig entwickelt. Das erklärt die vielen Todesfälle von jungen Männern um die zwanzig. Die meisten Verkehrsunfälle oder Schlägereien mit Todesfolge sowie Selbstmorde ereignen sich, kurz bevor der präfrontale Kortex zu arbeiten beginnt.«
    »O Gott, das erklärt echt vieles«, sagt Summer.
    »Nein, das erklärt überhaupt nichts, Summer. Du solltest es nicht dulden, dass Jai so mit dir spricht.« CJ wendet sich an uns. »Ihr solltet mal hören, wie er mit ihr redet.«
    »Er hört absolut null auf mich.« Summer klingt hilflos.
    »Wenn das mein Sohn wäre, würde ich ihm von Kito den Kopf zurechtrücken lassen. Ein Junge, der seine eigene Mutter als Nutte oder Schlampe bezeichnet, braucht einen Mann, der ihm Vernunft einbleut.«
    »Das ist hässlich«, sagt Ereka leise zu mir.
    »Na ja, vor Craig redet er nicht so mit mir.«
    Ich verstehe nicht ganz, warum ich auf einmal das Bedürfnis habe, Summer zu beschützen. Aber durch die vielen Kreuzverhöre im Lauf der Jahre neigt CJ dazu, Leute zu drangsalieren. Summer ist ihre Freundin. Was ist nur mit uns allen los? Haben wir vergessen,

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