Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
gern die beleidigte Leberwurst«, witzelt Helen.
»Ich bin nicht beleidigt. Geschenkt«, schmollt CJ.
»Na schön, dann bist du eben verbittert.«
CJ dreht ihren Stuhl von Helen weg und starrt in die Landschaft.
Das Omelett auf meinem Teller ist golden und genau richtig, aber ich habe keinen Appetit mehr. Zu viel kalte Pizza und Ingwerkuchen. Ereka hat ihren leeren Teller mit einem Stück Brot sauber gewischt. Summer hat dem Frühstück genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie sie es mit einem fetten Kerl in einer Bar machen würde: genug, um nicht total unhöflich zu sein, aber das war’s auch schon – he, bild dir bloß keine Dummheiten ein. Maeve hat die Hälfte gegessen und den Rest liegen lassen. Helen würde sich einen Nachschlag nehmen, wenn noch etwas da wäre. Virginia geht zu viel im Kopf herum, und ihr Omelett ist unberührt und ungemocht liegen geblieben. Sie verlässt den Tisch, legt sich in die Hängematte, schlüpft aus den Schuhen und schirmt die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. Maeve rückt ihren Stuhl ein Stückchen weiter zu der Stelle, wo die schrägen Sonnenstrahlen die Terrasse erreichen. Dann holt sie Trost der Philosophie und ihre Lesebrille aus ihrer Tasche. Ich habe sie an Alain de Botton verloren.
»Ich bin nicht mehr verbittert«, sagt CJ auf einmal. »Ich war es mal. Eine ganze Weile. Aber wisst ihr, was? Man kommt darüber hinweg. Wirklich fertig macht mich dagegen, wie Tom die Kinder behandelt hat. Mich hat nur ein schlimmes Unglück getroffen, und Tom ist nicht der einzige Mann auf der Welt. Aber die Kinder haben nun mal bloß diesen einen Vater. Ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass er seinen Schwanz wichtiger nimmt als seine Kinder.«
»Findest du nicht, dass Männer immer irgendetwas wichtiger nehmen als ihre Kinder? Wenn es nicht die Arbeit ist, dann eben etwas anderes«, sagt Helen.
Diejenigen von uns, die noch zuhören, murmeln zustimmend.
»Ich kann mich gar nicht erinnern, wann David mal rechtzeitig nach Hause gekommen wäre, um den Kindern gute Nacht zu sagen. Wenn er am Wochenende nicht arbeitet, schläft er vor Erschöpfung noch vor ihnen auf dem Sofa ein. Das macht mich wütend. Die Kinder vermissen ihn. Vor allem Nathan, seit er allmählich zum Mann wird, mit tiefer Stimme und sprießendem Barthaar.«
»Da hast du total recht. Wenn es nicht die Kinder sind, dann ist es eine andere Frau. Sergio hat immer seine Mutter vor alles andere gestellt.« Summer macht irgendwelche Dehnübungen am Verandapfosten. »In allem hat er ihr recht gegeben. Er hat sie regelrecht auf ein Denkmal gestellt. Sie konnte besser kochen als ich, besser putzen als ich, war eine bessere Mutter als ich. Ich schwöre, er ist sogar ans Telefon gegangen, wenn sie angerufen hat, während wir … ihr wisst schon.«
»Er war noch mal Ehemann Nummer …?«, frage ich. Ich werde ihren ulkigen Fehler nicht korrigieren. CJ hat ihr heute Vormittag schon genug zugesetzt. Aber das Bild von Sergios Mutter, die auf den Schultern einer Statue balanciert, ist ziemlich komisch.
»Mein erster.«
»Ich verstehe sehr gut, warum du dich von ihm getrennt hast«, sagt Helen.
»Also«, kommt Virginias Stimme von der Hängematte, »ich habe mich mal von einem Mann getrennt, der sein Kind immer wichtiger genommen hat als mich.«
»Welcher war das? Der spanische Schauspieler?«, fragt Helen.
»Nein, nicht der. Du fragst immer nur nach Carlos. Das war Brad Bernstein, dieser jüdische junge Mann aus der Bronx. Als ich ihn kennengelernt habe, hat es mir nichts ausgemacht, dass er geschieden war und eine sechsjährige Tochter hatte. Ich dachte, wir würden ein, zwei weitere gemeinsame Kinder bekommen. Ich habe uns schon als glückliche Familie gesehen. Er war der erste Mann, von dem ich dachte: Der gibt einen brauchbaren Vater ab. Aber es ging immer nur um Rachel und seine Unternehmungen mit ihr, um die ich irgendwie herumgeplant wurde. Ich fand sogar, dass er damit echt Charakter bewies. Seine Tochter hatte oberste Priorität für ihn. Das war rührend. Anfänglich.«
»Das ist total sexy.« Ereka lächelt.
»Von einem Brad Bernstein weiß ich ja gar nichts«, wirft Helen ein. Virginia ignoriert sie.
»Mehrfach hat er Verabredungen abgesagt, weil Rachel Kostümprobe für Aladin hatte oder Fieber oder Verdacht auf Windpocken. Am Ende stellte sich heraus, dass es bloß ein Ausschlag war. Er hat immer nur an Rachel gedacht und nie an mich.«
»Sie war sozusagen die andere Frau«, sagt Ereka und
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