Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer
York Times -Bestsellerliste – als erstes Buch über einen Schachspieler überhaupt. Die New York Review of Books lobte mein Buch als »beeindruckenden Balanceakt und große Leistung«. Mit Stolz und Überraschung las ich, dass Chess Life es als »Meisterstück« bezeichnete. Neben der amerikanischen und der deutschen Ausgabe erscheint das Buch auch in italienischer, niederländischer und japanischer Übersetzung, außerdem bekam es in Großbritannien und Australien eigene Ausgaben. Dieser Erfolg hat mich erstaunt, er schmeichelt mir und macht mich überaus dankbar. Zahllose Leser, die Bobby Fischer gekannt, seine Partien nachgespielt oder seine Karriere verfolgt haben, schrieben mir und baten um weiterführende Informationen, verrieten mir ihre Meinung zu Bobby oder erzählten mir von eigenen Erfahrungen mit dem umstrittenen Genie. Auf Lesereisen und Turnieren sprachen mich mehrere Menschen an und erzählten mir Geschichten über Fischer: ein Schachspieler, der den jungen Bobby im Schachclub Brooklyn kennengelernt hatte; ein über 90-Jähriger, der mit Bobbys Mutter aufs College gegangen war; der ehemalige Manager des Schachclubs Manhattan, der sich um den jugendlichen Bobby gekümmert hatte. Ich erhielt Hunderte E-Mails von Leuten, die bei der Lektüre meines Buchs an ihre eigenen Erfahrungen mit Bobby Fischer erinnert worden waren: von einem Klassenkameraden Bobbys an der Erasmus Highschool; einem Geschäftsmann, der nach Island gereist war, um Bobby für ein millionenschweres Match zu gewinnen; einer Frau, die Anfang, Mitte der 1970er ebenfalls der Weltweiten Kirche Gottes angehört hatte; einem Anwalt, der gratis für Bobby gearbeitet hatte und schließlich ohne guten Grund von ihm gefeuert wurde. Einige dieser neuen Informationen wurden in den Text dieser Ausgabe eingearbeitet.
Die Reaktionen auf Endspiel fielen fast einhellig positiv aus. Nur ein paar fleißige Kritiker hatten noch ein paar Korrekturen. Hans Ree, der hochgebildete niederländische Großmeister, konnte meine Behauptung, Dr. Max Euwe sei nicht nur Schachweltmeister, sondern auch europäischer Amateurboxmeister gewesen, nicht glauben. Ich selbst habe dafür keinen Beweis, ich verließ mich da auf eine Aussage Euwes mir gegenüber. Einige Leser wiesen mich darauf hin, dass Bobby und ich bei unserem Dinner in der Cedar Tavern nicht Jackson Pollock gesehen haben konnten. Und sie hatten recht: Ich hatte mich falsch an die Szene vor fünfzig Jahren erinnert, damals hatten wir den Künstler Robert Motherwell gesehen, nicht Pollock. Einige Leser fanden, ich hätte einige Partien Bobbys ins Buch aufnehmen sollen. Doch darauf habe ich mit gutem Grund verzichtet: Sammlungen mit den Partien Fischers gibt es genug, und ich wollte Laien nicht mit Schachnotation abschrecken. Wer sich für die Partien Fischers interessiert, findet in der Literatur eine hervorragende Auswahl an ausführlichen und klugen Kommentaren dazu. Endspiel sollte kein Schachbuch, sondern eine Biografie sein.
Letzten Frühling ließ Zita Rajcsanyi, die junge Frau, die Bobby Fischer 1992 als seine »Verlobte« bezeichnet hatte, Bobbys Briefe an sie versteigern. Das Auktionshaus überließ mir Kopien der Briefe, später erläuterte mir Zita in mehreren Gesprächen ihren jeweiligen Entstehungszusammenhang und die Bedeutung unklarer Passagen. Die Originalbriefe wurden schließlich authentifiziert und an einen anonymen Sammler verkauft.
Natürlich war Bobby vorher gelegentlich verliebt gewesen, er hatte auch ein paar Affären gehabt, aber Zita war seine erste große Liebe, und die Korrespondenz mit ihr spiegelt alle wichtigen emotionalen Elemente ihrer Beziehung wider: seine Zuneigung und seine Eifersucht, seine uncharakteristische Kompromissbereitschaft und sein Verlangen danach, sie zu heiraten und Kinder zu haben.
Wie weiter oben beschrieben, war Zita 17, als sie den 49-jährigen Bobby 1992 zum ersten Mal in Kalifornien besuchte. »Er war mein Idol. Ich war wie ein Teenager, der in einen Rockstar verknallt war. Ich betete ihn an.« Bobby erwiderte ihre Gefühle, er nannte sie »bezaubernde Zita« und seine »Verlobte«, auch wenn er damals nicht wagte, ihr seine wahren Gefühle zu zeigen und ihr zu sagen, dass er sie liebte. Vielleicht fürchtete er die Zurückweisung, vielleicht war er schlicht nicht imstande, tief gehende Gefühle auszudrücken. Schriftlich beklagte er sich über seine Unfähigkeit, die drei doch nicht so einfachen Worte auszusprechen. Obwohl Bobby zu jenem
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