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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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Zeitpunkt kein Jugendlicher mehr war, benahm er sich doch wie einer: Er verhielt sich besitzergreifend gegenüber Zita und verdächtigte sie, eine Affäre mit seinem Anwalt Robert Ellsworth zu haben, bei dem sie während ihres sechswöchigen Aufenthalts in Kalifornien untergeschlüpft war, weil in Bobbys winziger Wohnung kein Platz war. »Was für ein blödsinniger Vorwurf«, kommentierte Zita. »Da ist nie etwas passiert.« Vielleicht trugen Bobbys Zweifel an Ellsworth ja auch dazu bei, dass er ihn Jahre später zu Unrecht verdächtigte, seine eingelagerten Erinnerungsstücke »gestohlen« zu haben. Von Bobbys Eifersucht und seinen antisemitischen Tiraden einmal abgesehen, verliefen die ersten Wochen ihres Zusammenseins weitgehend idyllisch. Bobby lud Zita ein, mit ihm seine Mutter zu besuchen. Vermutlich hoffte er, Reginas Segen für eine spätere Ehe einzuholen. Es ist gut möglich, dass Bobby deswegen nach Palo Alto fuhr, und nicht aus Sorge um Reginas Gesundheitszustand, wie er vorgab. Obwohl Zita und Regina sich nur ein paar Stunden lang sahen, zeigte sich Zita schwer beeindruckt: »Ich liebte Regina! Was für eine kluge, scharfsinnige Frau!«
    Während des Rematches Fischer–Spassky im Jahr 1992 beschrieben die Medien Zita als diejenige, die Bobby zum Comeback bewogen hatte. Zita zufolge stimmte das in etwa, auch wenn die Presse ihre Rolle weit übertrieben dargestellt hätte. Ebenso übertrieben seien die Berichte gewesen, wonach Bobby und Zita sich verlobt hätten. Als Zita noch während des Matches zu einem Turnier in Südamerika abreiste, begann Bobby eine kurze Affäre mit einer jungen Serbin. Kurz darauf brüstete sich die Frau vor der Presse, sie sei von Bobby schwanger, was sich aber rasch als Schwindel herausstellte.
    Bobby hörte davon auf BBC, seinem Lieblingssender. Er rief die Frau in Serbien an, um sich zu vergewissern, dass sie geflunkert hatte. Danach schrieb er Zita einen Brief, in dem er versuchte, sich aus der Affäre zu winden. Ja, er wolle ein Kind zeugen, aber nur mit ihr, Zita. Bobby glaubte, dass sie 1994 zweimal von ihm schwanger gewesen sei, aber beide Male Abtreibungen vornehmen habe lassen. Eine angeblich nach sieben oder acht Wochen Schwangerschaft, die andere nach vier Monaten. Woher Bobby diese Informationen hatte, ist unbekannt. Zita jedenfalls versicherte kategorisch, damals weder von ihm noch von sonst irgendjemandem schwanger gewesen zu sein. Wie aber kam Bobby zu seinen Vermutungen? Zita zufolge »glaubte Bobby ständig, Frauen würden versuchen, seinen Samen zu rauben«. (Das erinnert an den Film Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben von Stanley Kubrick. Dort fürchtet die Figur Jack D. Ripper, die Kommunisten könnten die »kostbaren Körpersäfte« der Amerikaner stehlen.) Wie das genau gehen sollte, blieb allerdings sein Geheimnis. Als Bobby im darauffolgenden Jahr nach Budapest zog, machte er sich noch immer Hoffnungen, Zita zurückzugewinnen. Dabei hatte Zita zu jenem Zeitpunkt einen festen Freund und wurde von diesem schwanger statt von Bobby.
    Bobby konnte nie glauben oder akzeptieren, dass Zita seine leidenschaftlichen Gefühle nicht erwiderte. Er flehte sie an, es sich noch einmal zu überlegen, sie sei die Liebe seines Lebens, er heirate sie auch mitsamt dem Kind des anderen, er würde für immer bei ihr bleiben. Schriftlich entschuldigte er sich für seinen Stolz, die Arroganz und die Feigheit, die er in ihrer Beziehung an den Tag gelegt habe. Er bemerkte auch, er habe sich »wie ein Esel« benommen, als er Zitas Schwester fragte, ob sie ihn vielleicht heiraten wolle, wenn Zita nicht dazu bereit sei.
    Doch Zita blieb standhaft. Während seiner acht Jahre in Budapest sah sie ihn vielleicht ein Dutzend Mal, fand die Treffen aber wegen seines wahnhaften Antisemitismus immer schwerer zu ertragen. Einmal gingen die beiden eine Straße entlang, da deutete Bobby auf ein Graffito und behauptete, es handele sich um eine Geheimbotschaft der Juden an ihn.
    Als Zita das als Unsinn abtat, protestierte er: »Nein, das stimmt! Das ist wahr!« Diese Episode sagt vermutlich eine Menge über seinen damaligen Geisteszustand aus. Zita konnte Bobby sein schlechtes Verhalten nie verzeihen. Heute lebt sie mit ihren drei Kindern in Neuseeland, wo sie als Web-Designerin und Übersetzerin arbeitet; das Schachspielen hat sie aufgegeben.
    Bobby Fischer, der beim Schach nur selten eine Partie verloren gab, erkannte schließlich die Hoffnungslosigkeit seiner Lage. Der

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