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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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stärkeren Gegner gespielt hatte –, war Sieger. Nach dieser Berechnungsart lag Bobby um Haaresbreite vorn. Moment mal, protestierte Bisguier: Fischer hatte seine erste Partie ja kampflos gewonnen, weil sein Gegner nie aufgetaucht war! Ließ man diese Partie außer Acht, wäre wieder Bisguier der Sieger. Der Schiedsrichter schmetterte den Einspruch jedoch ab: Der nicht angetretene Spieler habe einen derart niedrigen Spielstärke-Wert gehabt, dass er bei der Ermittlung des Endergebnisses ohnehin gestrichen worden wäre. Also zurück zu den Telefonzellen.
    Diesmal hatte Bobby bessere Nachrichten für Regina. Ihr gegenüber gab er auch ganz offen zu, dass es ihm durchaus auf das Preisgeld angekommen sei. »Aber in erster Linie zählt natürlich der Titel.« Dann darf man sich allerdings fragen, warum Bobby gegen Shipman nicht auf Sieg gespielt und sich den Titel direkt gesichert hat.
    Nie hatte ein so junger Spieler wie Bobby das American Open Schachturnier gewonnen, und nie hatte jemand beide Titel, den des Juniorenmeisters und des amerikanischen Meisters, gleichzeitig gehalten.
    Nach Bobbys Rückkehr veranstalteten sowohl der Marshall als auch der Schachclub Manhattan Siegesfeiern. Auf ihnen pries man Bobby als den neuen nationalen Schachhelden. Bisguier zeigte sich als guter Verlierer und erklärte Bobby zum stärksten 14-jährigen Schachspieler aller Zeiten.

    Nach einem schacherfüllten Sommer bestand Regina darauf, dass Bobby wieder mehr Sport trieb. Also schwamm er im YMCA, nahm Tennisstunden und spielte auf den Gratisplätzen der Stadt. Doch bei diesen Plätzen nervte ihn die lange Anfahrt, außerdem musste man gelegentlich über eine Stunde warten, bis ein Platz frei wurde. Trotzdem spielte er bis weit in den Herbst hinein. Im Winter war dann Schluss mit Tennis, weil ein Hallenplatz zehn Dollar die Stunde kostete. Bobby klagte: »Das kam für uns natürlich gar nicht infrage.«
    Eines Nachmittags kam Bobby von der Schule heim und sichtete seine Post. Inzwischen bekam er Fanpost aus aller Welt, in denen er um Fotos gebeten wurde, um Autogramme, selbst um signierte Formulare bestimmter Partien. Hollywoodstars bekamen natürlich mehr Post, aber fast jeden Tag flatterten Fanbriefe in 560 Lincoln Place ein. Darüber hinaus erhielt Bobby unerwünschte Ratschläge von Schachkollegen und Anfragen von Unternehmen, ob er nicht ihre Produkte bewerben wolle. Gelegentlich zog Bobby wahllos einen Brief heraus und beantwortete ihn mit einer persönlichen Notiz. Um die Erledigung der Fanpost zu beschleunigen, ließ Regina billige Grußkarten mit Bobbys Unterschrift drucken, denen sie dann Fotos beilegte. Regina beantwortete auch die Anfragen der Unternehmen, doch aus unbekannten Gründen schien sich Bobby dafür kaum zu interessieren, egal wie großzügig das Angebot war.

    Ein Brief, den er beinahe übersehen hätte, trug auf dem Umschlag das Wappen des Schachclubs Manhattan. Als er ihn gelesen hatte, grinste Bobby selig:
    Mr Robert J. Fischer
    560 Lincoln Place
    Brooklyn, 38, N.Y.
    New York, 24. September 1957
    Sehr geehrter Mr Fischer,
    hiermit laden wir Sie zum Lessing J. Rosenwald-Turnier um die amerikanische Meisterschaft ein. Mitsponsoren sind der amerikanische Schachbund und die Amerikanische Schachstiftung.
    Das Turnier ist auch das offizielle Zonenturnier der FIDE im Kampf um die Schachweltmeisterschaft.
    Das Turnier wird vom 15. Dezember 1957 bis zum 6. Januar 1958 im Schachclub Manhattan ausgetragen. Es wird 14 Teilnehmer geben; der Spielplan liegt bei.
    Bitte teilen Sie uns möglichst früh, spätestens bis 10. Oktober 1957, mit, ob Sie teilnehmen werden. Erhalten wir bis 14. Oktober keine Zusage, fassen wir das als Ablehnung dieser Einladung auf.
    DAS TURNIERKOMITEE
    M. J. Kasper, Präsident
    Walter J. Fried
    I. A. Horowitz
    William J. Lombardy
    Edgar T. McCormick
    Walter J. Shipman
    Als frischgebackener Champion der US Open hatte Bobby die Einladung für das Rosenwald-Turnier 1957 erwartet, schließlich hatte er ja auch schon im Vorjahr teilgenommen. Neu und aufregend war aber, dass im Turnier ermittelt würde, wer am Interzonenturnier teilnehmen durfte und so vielleicht die Chance bekäme, um den Weltmeistertitel zu kämpfen.
    Interzonenturniere fanden nur alle vier Jahre statt, und 1958 sollte es wieder so weit sein. Eigentlich hätte Bobby über die Einladung begeistert sein müssen, doch sie stürzte ihn in einen Konflikt, für den er erst noch eine Lösung finden musste.
    Das Problem bestand darin, dass

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