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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Stimme schwang Stolz mit. »Fast vier Jahre habe ich das bei einem Steuerberater gemacht. Dann hatte ich das notwendige Wissen, um in der Firma meines Mannes die Buchhaltung zu führen. Das hört sich langweilig an. Aber das Hotelgewerbe machte mir keinen Spaß mehr. Es war kein Zuckerschlecken. Beobachten Sie das Personal in Ihrem Hotel! Die meisten haben keine wirkliche Freude an ihrem Beruf. Sie machen es, weil sie sich nicht rechtzeitig um andere Tätigkeiten gekümmert oder einen Schulabschluss haben, aus dem sich anderes machen ließe.«
    »Werden Sie wieder nach Gran Canaria zurückkehren?, fragte Marie.
    »Sie meinen, wenn Justus tot ist?«, präzisierte Frau Rosell. »Sagen Sie es ruhig. – Mit dieser Tatsache müssen wir umgehen. Auch verbal. – Ja, ich überlege es«, sagte sie. »Das Haus hier ist traumhaft gelegen. Sie sehen es ja. Aber es ist auch noch längst nicht bezahlt. Ich hoffe, es mit dem finanzieren zu können, was Justus mir hinterlässt. In Deutschland hält mich nichts. Es ist nicht nur klimatisch ein kaltes Land. Die deutsche Gesellschaft ist mir zu wenig lebensfroh. Die Stimmung ist häufig schlecht, das soziale Verständnis nicht sehr ausgeprägt. Wir auf unserer Insel leben mit anderer Wertschätzung. Das gilt für die Menschen untereinander, aber auch im Hinblick auf die Natur. Die Insel ist eine Schatzkiste voller Naturschönheiten und zugleich im permanenten Kampf um ihre Ressourcen, die sie zum Überleben braucht. Wir kämpfen hier um das Wasser. Das übersieht man leicht, wenn man in Hotelpalästen wie dem Villa del Conde wohnt und im Pool planscht. Überall fließt und sprudelt das Wasser im Überfluss. Die Gäste ahnen nicht, wie sehr wir auf der Insel um das Wasser ringen. Überall auf dieser Welt geht es um einen gewissenhaften Umgang, sowohl miteinander als auch mit der Natur. Ohne Gewissen gibt es kein Überleben. – Sie sehen es an meinem Mann. Er ist nicht sorgfältig behandelt worden. Und darum geht er jetzt an die Medien. Wenn sein Tod einen Sinn hat, dann denjenigen, dass er am Ende das Gewissen der Menschen erreicht, und insbesondere das seines Arztes. Ich denke, Sie verstehen Ihre Aufgabe, Herr Knobel: Justus möchte so weit gehen, wie es erlaubt ist.«
    »Heißt das, dass auch sein Sterben gezeigt werden soll?«, fragte Marie.
    »Auch das!« Frau Rosell antwortete ohne Zögern. »Der Tod gehört zum Leben, sagt man immer. Und auf der Insel wird das besonders deutlich. Sie haben die Szene vorhin bewusst erlebt. Das habe ich gemerkt. Das tiefblaue Meer, die gleitenden Segelboote und im Kontrast dazu mein unter dem leiernden Propeller dahinsiechender Mann. Das ist ein Bild, Herr Knobel, ein gewaltiges Bild. – Aber er will die Medien nicht zur eigenen Bereicherung. Was er aus den Veröffentlichungen einnimmt, spendet er diversen Hospizen. Es gibt keine Perversion, Herr Knobel. Aber ich verstehe, dass mein Mann, der durch das Verschulden eines anderen sein Leben verliert, über die Medien seine Stimme erhebt.« Sie strich ihre Hand an ihrem bunten Rock ab und reichte sie Stephan.
    »Wir sehen uns morgen, Herr Knobel, und Sie verehrte Frau …«
    »Schwarz«, half Marie.
    »Frau Schwarz«, vollendete Julita Rosell.
    »Ein düsterer Name zu einer attraktiven Frau.« Sie lächelte wieder. »Aber Schwarz ist durchaus auch eine elegante Farbe.«
     
     

8
    Das Abendessen im Villa del Conde wurde als reichhaltiges Büfett präsentiert, das sich auf viele bunt geschmückte Gondeln in mehreren Räumen unterhalb der imposanten Kathedrale verteilte, an der sogenannten Plaza, dem kulturellen Zentrum dieser künstlichen Welt. Marie und Stephan mussten sich mit dem Arrangement erst vertraut machen und pendelten unschlüssig zwischen den verschiedenen Bereichen hin und her, in denen mediterrane und kontinentale Vor-, Haupt- und Nachspeisen in großen Portionen von den zumeist deutschen Gästen auf die Teller geladen wurden. Sie beobachteten befremdet das emsige Treiben, in dem diejenigen Gäste durch aggressive Zielstrebigkeit auffielen, die sich – an ihrer Sonnenbräunung erkennbar – schon länger im Hotel aufhielten. Sie gingen die abendliche Mahlzeit strategisch an, indem sie sich geschickt und schnell durch die Büfettbereiche bewegten und ihre Kinder in den Speisentransport einbezogen, die sie zeitgleich mit der Vorspeise das begehrte Eis in üppigen Portionen zu ihren Plätzen mitnehmen ließen, um später nicht das Nachsehen zu haben.
    Stephan beugte sich über die

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