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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mich an sie !« Er schauderte leicht. »Eine gräßlich dumme Blonde! Sie
bestand außerdem darauf, ein ausgesprochen unanständiges Piratenkostüm
auszuleihen .«
    »Sonst noch jemand?«
    »Gestern noch drei weitere,
alles Wohltätigkeitsveranstaltungen !« Er seufzte
verzagt. »Wenn sie keine Spende wollen, dann verlangen sie Rabatt! Wirklich, manche Leute sind einfach unmöglich. Finden Sie nicht auch, Lieutenant ?«
    »Sie haben recht«, sagte ich,
sorgfältig seinem Blick ausweichend. »Nun, jedenfalls vielen Dank — äh — Louis ?«
    »Bitte, Lieutenant!« Er
kicherte plötzlich, und meine Nervenenden zuckten gequält. »Ich wollte, Sie
würden mich Lou nennen, ich meine, hier geht es nie sehr formell zu .«
    »Das glaube ich«, sagte ich.
»Und wenn ich das nächste Mal in freibeuterischer Laune bin, werde ich
zurückkommen, um mir ein Kostüm zu leihen — aber ohne Feder am Hut. Verstanden?
Man zieht sich auf einer Party so schon ausreichend Unannehmlichkeiten zu, auch
ohne jedesmal , wenn man mit dem Kopf nickt,
unfreiwillig einen unanständigen Annäherungsversuch bei seiner Gastgeberin zu
machen .«
    »Oh, Lieutenant!« Er kicherte
entzückt. »Ihr männlichen Typen denkt eben
buchstäblich an alles. Nicht wahr?«
    Wenn es darauf eine Antwort
gab, fiel mir jedenfalls im Augenblick keine ein. Also lächelte ich vage und
machte, daß ich hinauskam. Draußen auf der Straße war irgendwas mit der Luft
nicht in Ordnung, und ich mußte erst verschiedene Male schnuppern, um mir darüber klarzuwerden, daß sie wirklich kein Eau de Cologne
enthielt. Auf meiner Uhr war es zwei Uhr dreißig, und mein Magen wollte wissen,
was, zum Kuckuck, eigentlich mit dem Lunch los sei.
    Ich hielt vor der nächsten Imbißstube und bestellte ein Steak-Sandwich. Man konnte
gleich erkennen, daß es sich dabei um Rindsleder handelte, auch wenn es wie
Pferd schmeckte, denn auf dem hineingesteckten Zahnstocher war eine reizende
winzige Plastikkuh angebracht.
    Etwa eine Stunde später parkte
ich meinen Wagen auf der Zufahrt von Iris Malones Haus und ging zum Eingang
hinauf. Ein paar Sekunden nachdem ich geklingelt hatte, öffnete sie die Tür und
blickte mich mit dem matten Ausdruck im Gesicht an, den sich die meisten Leute
für einen Systemspieler reservieren, der soeben den Hauptgewinn eingeheimst
hat. Sie trug eine weiße Seidenbluse und Kürzest-Shorts mit schwarzem
Fischgrätenmuster, und ihre Beine waren ein ebenso ergötzlicher Anblick wie am
Abend zuvor, wenn nicht noch ergötzlicher.
    »Da ist also der hasenherzige
Lieutenant wieder ?« sagte sie mit kalter Stimme. »Nun,
ich habe die Nacht überlebt — wenn auch nicht dank Ihnen .«
    »Was haben Sie denn gemacht ?« fragte ich mit mildem Interesse. »Sind Sie in Ihr
Sankt-Nikolaus-Kostüm geklettert, um sich zu wärmen ?«
    »Was?« Ihre porzellanblauen
Augen waren plötzlich besorgt.
    »Warum laden Sie mich nicht zu
einem lauschigen kleinen Geplauder ein ?« sagte ich.
»Ich möchte eine ganze Menge faszinierender folkloristischer Einzelheiten
wissen, wie zum Beispiel, ob Sie den Vollbart über oder unter der Bettdecke
tragen und ob das lange wollene Unterzeug so unmittelbar auf der Haut angenehm
ist oder kratzt .«
    Sie trat automatisch einen
Schritt zurück, und ich ging an ihr vorüber in den Eingangsflur und weiter ins
Wohnzimmer. Die Hinterlassenschaften der nächtlichen Party waren alle
weggeräumt worden, so daß das Zimmer nun das ordentliche, unbewohnt wirkende
Aussehen hatte, um das sich so viele Vorstadthausfrauen ihr Leben lang so
fortgesetzt und sinnlos bemühen. Ich machte es mir auf der Couch bequem,
während sie sich auf der Armlehne eines Sessels mir gegenüber niederließ und
mich zweifelnd betrachtete.
    »Wovon, zum Kuckuck, reden Sie
eigentlich ?« fragte sie. »Oder hat der Alkohol Ihr
ohnehin geschwächtes Gehirn noch mehr geschwächt?
    Ich streckte die Hand aus, ließ
sie schlaff aus dem Gelenk herabhängen und wedelte dann lässig mit ihr in der
Luft herum. » Unßer Freund Louiß «,
lispelte ich, » ßagt , Ssie hätten ein Ssankt-Nikolauß-Koßtüm bei ihm geliehen .«
    »Stimmt, das habe ich getan«,
fuhr sie mich an. »Und?«
    »Das haben Sie gestern abend nicht erwähnt .«
    »Ich hatte es ganz vergessen.
Ein Wunder, nachdem die Sache mit dem Mord passierte! Sie können kaum erwarten,
daß ich mich an zufällige Einzelheiten wie... «
    »Es ist eine ziemlich wichtige Einzelheit,
Süße«, sagte ich. »Erinnern Sie sich nicht, daß jemand in

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