Endstation bei Al Wheeler
ich. »Sie denken an den verstorbenen Mal Jorgans ?«
»Natürlich! Wenn Sie sich
erinnern, Lieutenant, habe ich...« Das Lächeln schwand langsam aus seinem
Gesicht. »Sagten Sie, der verstorbene Mal Jorgans ?«
»Er hat ebenfalls einen Anruf
von Janice Iversen bekommen«, sagte ich. »Er fand die
Leiche und hielt es für unmöglich, daß ich ihm seine Geschichte abnehmen würde.
So brachte er sich um .«
»Ja?« Er knirschte leicht mit
den Zähnen. »Sie sind also von seiner Unschuld überzeugt ?«
»Aus verschiedenen logischen
und technischen Gründen heraus, ja«, sagte ich. »Können Sie —
Freundschaftlichkeit betreffend — noch andere Argumente beisteuern, Mr. Shaw ?«
»Nein«, murmelte er.
»Vermutlich nicht.«
Die Witwe saß hilflos in eine
Flut von Tränen aufgelöst da; aber das kümmerte mich nicht im geringsten , denn diese Masche hatte sie schon früher
benutzt. Tallens Schnurrbart benahm sich, als wäre er
drauf und dran, von seiner Oberlippe abzuspringen, um sich im Unterholz zu
verstecken. Es war für mich ein kleiner Trost zu wissen, daß ich es auf
hervorragende Weise geschafft hatte, Schrecken und Verzagtheit zu verbreiten,
wenn schon nichts anderes.
»So liegen die Dinge also«,
sagte ich barsch.
»Dean war ein ausgemachter
Bastard«, sagte Toni Carroll mit zitternder Stimme. »Aber er hat mich nicht
schlechter behandelt als irgendeinen anderen seiner Bekannten; und weder Greg
noch ich haben ihn umgebracht, Lieutenant !«
»Wußten Sie, daß Ihr Mann ein
ehemaliger Zuchthäusler war ?« fragte ich sie.
»Was?« Sie blickte zu mir auf,
so überrascht, daß sie für einen Augenblick die Tränen vergaß. »Dean?«
»Er war ein Betrüger«, sagte
ich. »Er und zwei Partner mußten drei Jahre in San Quentin absitzen, bevor er
hierher nach Pine City kam .«
»Dean?« Sie schüttelte
verwundert den Kopf. »Das kann ich nicht glauben !«
»Ich nehme an, das erklärt
seine Geschäftsmoral oder vielmehr deren Mangel«, sagte Tallen mürrisch. »Was ist mit seinen ehemaligen Partnern, Lieutenant? Könnten sie
nicht etwas mit dem Mord zu tun haben ?«
»Mal Jorgans war der eine«, sagte ich, »und Lawrence Wolfe ist der andere .«
»Larry Wolfe?« Shaw starrte
mich einen Augenblick lang mit weit aufgerissenen Augen an und brach dann
plötzlich in Gelächter aus. »Ein Bursche, der Spenden aufbringt! All diese
vertrauensvollen alten kleinen Ladys, die ihn um Hilfe angehen! Das ist nicht
ohne Komik, wenn man es sich recht überlegt, nicht wahr ?«
»Vielleicht stirbt er selber
vor Lachen und wird sich dadurch mit seinen Ex-Partnern wiedervereinigen ?« brummte ich.
Tallen räusperte sich vorsichtig.
»Ich glaube, in Anbetracht Ihrer Beschuldigungen, Lieutenant«, sein Schnurrbart
zuckte, »werden wir uns weigern müssen, jede weitere Frage zu beantworten,
bevor wir uns mit unseren Anwälten beraten haben. Deshalb«, seine Stimme
schnappte über, und der Rest seiner Worte kam als schrilles Quieken heraus,
»müssen wir Sie bitten, dieses Haus sofort zu verlassen !«
»Ich bin sowieso dabei, das zu
tun«, sagte ich kalt, »Aber ich werde zurückkommen und dann aller
Wahrscheinlichkeit nach eine formelle Verhaftung vornehmen .«
»Ich werde Sie zur Haustür
begleiten, Lieutenant«, schlug Shaw liebenswürdig vor.
»Wie Sie wollen«, sagte ich.
Er schloß die Wohnzimmertür
sorgfältig hinter uns und legte dann, als wir auf der Veranda angelangt waren,
einen Augenblick lang seine Hand auf meinen Arm.
»Lieutenant ?« sagte er mit einer Art >Wir-die-wir-gute-Jungens-sind<-Stimme.
»Lieutenant, mit Toni weiß ich nicht recht — wer kennt sich schon bei Frauen
aus — , aber ich kann niemals glauben, daß Greg Tallen eines Mordes fähig ist. Er hat einfach nicht den Mut
dazu .«
»Ehrlich gesagt — was
Psychologie anbetrifft, haben Sie ziemlich danebengehauen, Shaw. Ich meine mich
zu erinnern, daß Sie mir erst gestern erzählt haben, Tallen fürchte sich vor Frauen. Als was würden Sie Toni bezeichnen — als Chorknaben ?«
»Ich habe mich getäuscht«,
murmelte er, nun nicht mehr ganz so glatt.
»Hm. Nun, ich bin ja
leichtgläubig. Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen, nun, nachdem Jorgans aus dem Spiel ist ?«
»Nun«, er grinste bescheiden,
»ich würde dieses Luder Malone nicht außer acht lassen, schließlich ist es in ihrem Haus passiert; aber andererseits bin
ich nur ein Public-Relations-Mann und kein Kriminalbeamter .«
» Wieviel war Wolfes Auftrag für Carroll wert —
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