Endstation bei Al Wheeler
Lieutenant .«
»Carroll wurde ermordet. Das
jedenfalls ist geschehen«, sagte ich barsch. »Aber vorher faßte er plötzlich
den Entschluß, sich gegen seine früheren Partner zu stellen. Er stahl Jorgans den einen großen Kunden, den er hatte; beschloß,
Janice Iversen , seine ehemalige Geliebte,
fallenzulassen, und erpreßte Sie, sein Kunde zu werden. Warum?«
»Ich weiß nicht .« Er zuckte unter meinem unheildrohenden Blick leicht
zusammen. »Nun, was Janice anbetraf, so waren seine Gründe ziemlich
offensichtlich. Er war mit einer jungen und attraktiven Frau verheiratet, und
Janice wurde nicht jünger, aber todsicher wurde sie fetter! Also beschloß er,
sie fallenzulassen. Was Mal und mich betrifft, so weiß ich nicht, warum er sich
so verhalten hat. Dean mußte immer in allem an der Spitze stehen, vielleicht
war es also irgendeine Art psychopathischer Winkelzug, der...«
»Okay«, sagte ich müde, »lassen
wir es für den Augenblick dabei. Sie sagten, er habe Sie dazu erpreßt, sein
Kunde zu werden. Wie?«
Wolfe spreizte seine vor ihm auf der Schreibtischplatte liegenden Hände. »Ist das nicht
offensichtlich, Lieutenant? Wenn es bekannt wurde, daß ich ein ehemaliger
Zuchthäusler bin, wäre ich über Nacht geschäftlich erledigt gewesen .«
»Aber wenn Sie überall
verbreitet hätten, daß Carroll ebenfalls ein ehemaliger Zuchthäusler war«,
wandte ich ein, »so wäre ihm geschäftlich doch genau dasselbe zugestoßen ?«
Er grinste mühsam. »Genau
dasselbe habe ich zu Dean gesagt, Lieutenant. Aber er wies auf einen
wesentlichen Unterschied hin. Die Beschaffung von Spenden gehört zu den
Geschäften, die lediglich auf Vertrauen beruhen, und wenn dieses Vertrauen
verlorengegangen ist, hat sich der Fall. Mit seinem eigenen Geschäft lag die
Sache anders; er hatte eine Reihe von Mitarbeitern, die weiter für die
Kundschaft tätig sein konnten, ob er die Firma nun leitete oder nicht. Sein
Geschäft hätte also das Ganze überstanden und nötigenfalls als erheblicher
Aktivposten verkauft werden können .«
»Was hätten ihm Ihre Aufträge
eingebracht ?«
»Fünfzehn- bis zwanzigtausend
pro Jahr.«
»Und er war bereit, dafür ein
solches Risiko auf sich zu nehmen ?« Ich starrte ihn
ungläubig an. »Das ergibt keinerlei Sinn .«
»Ich bin völlig Ihrer Meinung .« Wolfe nickte. »Eben das sagte ich seinerzeit auch zu
Dean, und er lachte mich aus. Also...« Er zuckte hilflos die Schultern.
»Wo waren Sie gestern zwischen
zehn Uhr abends und Mitternacht ?« fragte ich
plötzlich.
»Wie?« Sein Unterkiefer sank
für einen Augenblick herab. »Was hat das mit Deans Ermordung zu tun ?«
»Egal«, knurrte ich.
»Beantworten Sie mir einfach die Frage .«
»Ich war zu Hause in meiner
Wohnung .«
»Allein?«
»Klar! Warum?«
»Jemand hat Janice Iversen um diese Zeit herum in ihrer Wohnung erdrosselt«,
sagte ich barsch. »Sie rief mich vorher an und
behauptete, ihr Leben sei in Gefahr. Als ich hinkam, war Jorgans in der Wohnung und sie war bereits tot. Er sagte, sie habe ihn ebenfalls
angerufen und ihm erklärt, sie wisse, wer Carroll umgebracht habe und könne es
beweisen; aber als er hinkam, war sie tot .«
Wolfe zupfte nervös an seiner
Oberlippe. »Das ist eine verdammte Sache«, murmelte er. »Was ist mit Mal? Haben
Sie ihn festgenommen, Lieutenant ?«
»Ich hatte keine Gelegenheit
dazu«, sagte ich. »Während ich im anderen Zimmer war, marschierte er zum
Fenster hinaus .«
»Ist er tot ?«
»Er ist tot. Dadurch ist eine
interessante Situation geschaffen, Wolfe. Zwei der ursprünglichen Partner sind
tot, und die ehemalige Freundin des einen Partners ebenfalls. Damit bleiben nur
noch Sie übrig, nicht wahr ?«
»Sie glauben doch nicht etwa,
daß ich einen von den dreien umgebracht habe ?« sagte
er heiser.
»Wenn nicht«, ich lächelte ihn
boshaft an, »dann sollten Sie Ihre gemeinsamen Freunde einmal unter die Lupe
nehmen. Finden Sie nicht ?«
»Wenn es derselbe war, der Dean
und Janice umgebracht hat«, murmelte er, »warum zum Teufel sollte er auch mich
umbringen wollen ?«
»Das frage ich eben«, brummte
ich. »Was ist mit Ihnen los? Erst gestern nachmittag ,
in Iris Malones Haus, waren Sie eine wahre Goldmine im Beantworten ungestellter Fragen. Heute stelle ich Fragen, und Sie
können nicht mit einer einzigen positiven Antwort herausrücken .«
»Ich wollte, ich könnte es,
Lieutenant, glauben Sie mir! So, wie Sie im Augenblick reden, bin ich entweder
der aussichtsreichste Anwärter auf
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