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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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ist ein Tier wie alle anderen, zwar auf einer höheren Stufe und besser in der Lage zurechtzukommen, aber er ist ein Tier. Worum es geht, ist ein ›survival of the fittest‹, und in diesem Zusammenhang ist es völlig bedeutungslos, ob es sich um eine Ameise oder um Herrn Joensen handelt, der unter der Hacke zermalmt wird. Das ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern es geht nur darum, wer die Macht hat. Hier im Land habe ich mehrfach bei Hühnerhöfen tote Möwen am Zaunpfahl hängen sehen. Andreas-Petur war unsere Vogelscheuche.«
    Auf diese Wahnsinnsrede gab es nichts zu erwidern, also schwieg ich.
    Ich stellte mir vor, dass draußen wohl die Sonne aufgegangen war, ich sah die Berghänge in einer Fülle unterschiedlicher Grün- und Erdfarben leuchten, das Meer in verschiedenen Blautönen und weit am Horizont wie glänzendes Zinn erscheinen. Aber tief in einer Grotte im Bauch eines U-Bootes scheint dir nicht die Sonne des Glücks.
    Stangl war nach vorn in den Torpedoraum gegangen, ich hörte ihn dort mit dem schrillen Weißhaarigen diskutieren. Einzelne Worte waren auch hier zu hören und so viel ich verstand, waren sie fertig mit dem Entladen des U-Bootes und jetzt dabei, die Kisten durch den Tunnel zu ziehen. Jetzt fiel mir erst auf, dass es vollkommen still an Bord geworden war. Weit entfernt, außerhalb des U-Bootes konnte ich etwas hören, sicher Hans und Günther, die dort arbeiteten.
    Die beiden sprachen weiter in gedämpftem Ton und ich geriet in Panik. Ernst Stangl hatte mir ganz klar gesagt, ich würde nicht lebend aus der Grotte herauskommen. Meine einzige Hoffnung war, dass er mich nicht erschoss, sondern mich einfach hier sitzen ließ. Auf der anderen Seite war die erste Möglichkeit vielleicht die beste. Dann hatte es schnell ein Ende.
    Lautes Gelächter war aus dem Torpedoraum zu hören, was mir gar nicht gefiel, denn sie hatten sich bestimmt etwas ausgedacht. Und das war kaum zu meinem Vorteil.
    Stangl kam zu mir zurück und gleichzeitig hörte ich jemanden die Leiter auf das Vordeck hinaufklettern. Stangl schaute mich nachdenklich an und stieß die Luft leicht zwischen den Lippen hervor.
    »Es war nett, mit dir zu reden, Hannis Martinsson, aber in einer guten Stunde haben die beiden die Kisten durch das Loch im Steinschlag geschafft und wir werden verschwinden.«
    »Was wollt ihr mit dem Gold machen? Das muss Milliarden wert sein.«
    Mir fiel nichts Besseres ein und ich wollte nicht, dass er mich verließ. Ich versuchte mit allen Mitteln, einen Ausweg zu finden, war aber vollkommen ausgebrannt.
    »Ich schätze das Gold auf ungefähr drei Milliarden Dollar. Eigentlich hat es sich sogar ausgezahlt, dass das Gold hier gelegen hat, so haben wir eine größere Wertsteigerung, als wenn das Geld auf der Bank deponiert worden wäre.«
    Stangl zündete sich noch einen Zigarillo an, und ich hatte das Gefühl, das würde der letzte in meiner Gegenwart sein.
    »Hast du vom Pan American World Airways Flight 103 gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber von der schottischen Ortschaft Lockerbie? Dort ist das besagte Flugzeug nach einer Explosion abgestürzt. Die meisten meinen, die Bombe ginge auf das Konto von Ahmed Jebrils palästinensischer Organisation. Das stimmt auch. Aber wir sind es, die Ahmed Jebril finanzieren, und wir haben die Bombe bestellt.«
    Er lächelte breit, und wenn jemand hereingekommen wäre, hätte er keine Sekunde überlegt, wessen Partei er ergreifen sollte: die des Schmutzigen, Unrasierten auf dem Fußboden oder die des Sympathischen oben auf der Koje.
    »Es ist in unserem Interesse, wenn das Pulverfass im Mittleren Osten weiter ein Pulverfass bleibt, oder noch besser, wenn es in die Luft fliegt. Sollen doch die Juden und Araber sich gegenseitig abschlachten, umso weniger haben wir hinterher zu tun. Jedes Mal wenn sie sich einer friedlichen Einigung nähern, sprengen wir etwas in die Luft, und schon steht alles wieder in hellen Flammen. Die Arbeitsmethode ist ganz einfach, aber sie ist teuer. Vor allem in letzter Zeit, seit Syrien anfängt einzulenken. Einer unserer besten Männer während des Krieges, Alois Brunner, hat die ganzen Jahre in Damaskus gewohnt, und es ist ihm gelungen, Präsident Hafez al-Assad dazu zu bringen, alles nur Mögliche gegen die Juden zu tun. Aber jetzt hat es den Anschein, als gäbe er nach. Darum müssen wir uns noch mehr anstrengen.«
    Ernst Stangl schob die rechte Hand unter die Windjacke und zog den Revolver des Kapitäns hervor.
    Jetzt war der

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