Endstation Färöer
auf den Fußboden und leuchtete unter den Tisch. Ein kurzes Rohr war am Tisch festgenietet und die Stange darin eingepasst. Ich versuchte es mit der Schneide vom Taschenmesser, sie schob sich dazwischen, wenn auch nur einen knappen Zentimeter.
Das Feuerzeug war so heiß geworden, dass ich es ausmachen und im Dunkeln überlegen musste. Ich hatte reichlich Zeit, vielleicht für den Rest meines Lebens. Das Rohr und die Stange konnten zusammengeschweißt sein, es gab weder Bolzen noch Nieten, aber es gab noch eine Möglichkeit und bei diesem Gedanken blieb mir fast das Herz stehen. Die Tischplatte konnte mit einem Gewinde festgeschraubt sein.
Der Tisch nahm viel Platz in dem engen Raum ein, und es könnte für die Mannschaft notwendig gewesen sein, ihn ohne viel Aufwand wegzuschaffen.
Als ich mich, so weit ich konnte, erhoben hatte, drückte ich mit aller Kraft die Tischplatte gegen den Uhrzeigersinn, aber so sehr ich auch drückte und schlug, keine Reaktion. Ich hatte gelernt, dass man eine Schraube lösen kann, wenn man sie zuerst in die Gegenrichtung dreht, deshalb lehnte ich mich an die andere Seite, drückte dort, so fest ich konnte. Er bewegte sich. Wirklich, er bewegte sich! Jetzt schlug mein Herz mit doppelter Geschwindigkeit und erfüllte mich und das ganze U-Boot mit seinem Pochen. Aber als ich wieder in die andere Richtung schob, bewegte der Tisch sich nur um einen Hauch, blieb ansonsten stehen wir zuvor.
Was sollte das nun wieder? Die Antwort leuchtete mir ein: französisches Gewinde! Die andere Richtung.
Auf die Knie und wieder auf die andere Seite und mit der Schulter dagegengestemmt. Langsam begann die Tischplatte sich zu drehen und ich krabbelte ein paar Runden auf den Knien, bis die Platte plötzlich dahing und an der Stange schaukelte. Ich drückte sie zur Seite und mit einem Knall fiel sie zu Boden. Langsam schob ich die Hände die Stange hinauf und war frei.
Mit brennendem Feuerzeug ging ich in den Torpedoraum, um nach etwas zu suchen, womit dich die Handschellen aufbrechen konnte. Der Boden hatte nicht mehr die Höhe der Schottkante und die losen Bretter lagen kreuz und quer. Die Kisten waren natürlich verschwunden.
Auf einem der Arbeitstische lag ein Schraubenzieher und an der Schiffswand hing Werkzeug. Das Meiste waren Nägel in unterschiedlichen Größen, aber es gab auch ein paar Schraubenzieher und Rohrzangen. Außerdem Schublehren, Feinmessschrauben und sonstige Messgeräte, aber es interessierte mich nicht, wie dick die Kette an den Handschellen war, es interessierte mich nur, sie loszuwerden.
Unter dem Tisch fand ich eine Metallsäge, mit einem Gummi befestigt. Im Dunkeln spannte ich ein Kettenglied der linken Handschelle im Schraubstock fest und führte mit der rechten Hand unter großen Schwierigkeiten die Säge hin und her. Ich prüfte mit dem Finger, ja, es funktionierte.
Eine halbe Stunde später hatte ich die Kette durchgesägt und konnte meine Arme wieder bewegen, wie ich wollte. Aber an den Metallringen konnte ich nichts tun, sie waren fest um meine Handgelenke geschlossen und verursachten ein ständiges Prickeln in den Fingern.
Was nun?
Es dürfte nicht schwierig sein, aus dem U-Boot und der Grotte herauszukommen, Stangl und seine Freunde dürften wohl kaum etwas unternommen haben, um mich einzusperren, schließlich war ich bereits festgekettet gewesen. Wenn ich draußen war, musste ich versuchen, nach Tórshavn zu kommen und die Polizei dazu zu bringen, sich um die ganze Angelegenheit zu kümmern. Auch wenn sie direkt nach Paraguay fuhren, müsste ein Polizeischiff oder ein Hubschrauber sie einholen können, bevor sie zu weit entfernt waren. Das Schnellste wäre, nach Tjørnuvík zu gehen und von dort Karl anzurufen. Aber könnte ich ihn am Telefon überzeugen? Also nach Tórshavn, und zwar so schnell wie möglich, das war das einzig Richtige.
Das Feuerzeug leuchtete mir den Weg durch das Boot zurück, ich verabschiedete mich von Kapitän Herbert Lucas, bevor ich die Leiter in den Turm hinaufkletterte. Der Weg durch die vorderste Luke wäre kürzer gewesen, aber wenn ich Glück hatte, lag Haralds Gewehr noch an der Brücke.
Es lag unter dem Brückenrand und es war geladen. Das gab mir einen Hauch von Sicherheit, denn ich wusste ja nicht, wo der Schoner jetzt war. Lag er noch in der Bucht oder waren sie abgefahren?
Schritt für Schritt ging ich zu den Holzplanken auf dem Vorderdeck. Zwischendurch blieb ich stehen und leuchtete mit dem Feuerzeug, dann ging ich wieder
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