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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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ein paar Schritte. Das ging langsam, aber ich kam ohne Panne zum Strand und zur Tunnelöffnung.
    Ohne Lampe war es in der Grotte noch ungemütlicher und das ferne Grollen war im Gegensatz zur Stille im U-Boot überdeutlich zu hören. In der Grotte war es nicht still, das Meer und verschiedene, unbekannte Laute waren zu hören.
    Es war fast eine Erleichterung, in den Tunnel zu kriechen.
    Auf dem Boden konnte ich im Schein des Feuerzeugs lange Holzplanken sehen, die so gelegt waren, dass man die Kisten auf ihnen hatte ziehen können. Ein Mann an jedem Ende, ein Seil um die Kiste geschlungen, derjenige, der draußen steht, nimmt sie in Empfang, der drinnen zieht das Seil an einem dünnen Band, das am Seil befestigt ist, wieder zurück. Dann wird die nächste Kiste festgebunden. Das Holz hatten sie wohl an Bord gehabt, für den Fall, das es gebraucht würde.
    Jetzt verstand ich besser, wieso sie so schnell fertig waren. Es ging auf zehn zu, das heißt, dass zwei Mann dreiundzwanzig Tonnen in gut zwölf Stunden an Ort und Stelle gebracht hatten. Das war unter derart schwierigen Bedingungen schnelle Arbeit.
    Als die Tunnelöffnung in Sicht kam, kroch ich langsamer und entsicherte das Gewehr. Ich hatte genügend weißes Licht in den Hinterkopf bekommen.
    Niemand lag draußen auf der Lauer. Ein Tau und ein paar Bretter lagen auf der Klippe, das war alles. Aber draußen an der Grottenöffnung hatte sich das Bild verändert. Ich konnte einen Umriss erahnen, aber es war nicht Haralds Boot, das vor der Öffnung schaukelte. Natürlich hatten sie es weggeschoben, aber da war etwas anderes.
    Als ich mich auf dem Felsabsatz der Grottenöffnung näherte, sah ich, was geschehen war. Sie hatten die Rani versenkt, den Achtersteven aber nicht losgebunden. Der hing nun an dem kleinen Felsvorsprung mit Schraube und dem runden Heck in der Luft. Der Rest war unter der Wasseroberfläche.
    Bis jetzt hatte ich dem Boot nicht einen Gedanken geschenkt, es war auch nicht meins, vielleicht deshalb, oder weil ich anderes zu bedenken hatte. Dafür würde Harald so wütend werden, dass, wenn es kein anderer tat, er mir nach dem Leben trachten würde. Die Rani war mehr als ein Boot für ihn, sie war ein Freund und Kumpel und machte ihm das Leben nicht nur erträglich, sondern schön.
    Das Boot hatte das gleiche Schicksal erlitten wie sein Namensvetter in dem Lied:
     
    Er schlug Rani, den hässlichen Troll
    in zwei Stücke ganz und gar,
    ich schwöre bei meiner Seligkeit,
    ausgestreckt auf dem Felde lag er da.
     
    Harald gefiel dieser Vers sicher ganz und gar nicht. Aber fürs Erste zuckte ich mit den Schultern und überdachte die Situation.
    Direkt vor der Bucht war kein Schiff zu sehen, aber als ich weiter hinauskam und Richtung Norden sehen konnte, erblickte ich die Eva, die mit gehissten Segeln Richtung Nordost fuhr. Das Wetter war wieder richtig sommerlich geworden, Nebel und Nieselregen herrschten in der Bucht und oben zwischen den Bergen hingen Regenwolken.
    Wie sollte ich von hier fortkommen?
    Es waren nur ein paar Hundert Meter zu schwimmen bis zu einer Stelle, von der aus ich leicht an Land kommen konnte. Aber ich widerstand der Versuchung, mit dem Gewehr auf dem Rücken und meiner Kleidung in einem Bündel auf dem Kopf ins kalte Wasser zu springen. Ein James Bond war ich nun doch nicht. Ich wollte stattdessen versuchen, an der Grottenwand hochzukommen. Sie war uneben und nicht sehr weit oben gab es eine Art Terrasse, von der aus ich hoffentlich weg von der steilen Böschung in flacheres Terrain gelangen konnte.
    Die Felswand hinauf ging es ausgesprochen einfach, das Gewehr bereitete mir weniger Schwierigkeiten, als ich erwartet hatte. Es gab genug Stellen, um sich mit den Händen festzukrallen, und auch für die Zehen war immer ein winziger Vorsprung oder ein Riss da. Als Junge war ich viel geklettert und diese Wand war ein Kinderspiel im Vergleich zu dem, was wir uns damals so vornahmen. Und sollte ich den Halt verlieren, war ja das Wasser unter mir.
    Vor allem Letzteres machte mich übermütig und ich kletterte mit einer Geschwindigkeit, als wäre ich ein eingeschriebener Teilnehmer an der jährlichen Vogeleiersuche.
    Auf der Terrasse ging es langsamer, weil ich Angst hatte, abzurutschen, aber nach einer Weile wurde sie zu einer größeren, grasbewachsenen Fläche und da ging es wieder schneller. Beim ersten Bach warf ich mich auf die Knie und trank und trank. So durstig war ich noch nie zuvor gewesen und ich konnte mich nicht erinnern,

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